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ZUSAMMENFASSUNGTherapiebedürftige Hyperglykämien gehören weltweit zu den häufigsten Schwangerschaftskomplikationen. Die größte Gruppe bilden Frauen mit Gestationsdiabetes mellitus, gefolgt von Frauen mit bekanntem Typ-1- und Typ-2-Diabetes mellitus. Die Betreuung ist komplex und verlangt ein gutes Zusammenspiel verschiedener Fachgebiete. Dieser Beitrag bietet eine Übersicht zu bewährten Therapiestrategien und erläutert neue Erkenntnisse, u. a. zur SARS-CoV-2-Pandemie.

ZusammenfassungDas Screening auf Gestationsdiabetes mellitus (GDM) wird international nicht einheitlich durchgeführt. In Deutschland wird allen Schwangeren ein zweizeitiges Screening angeboten, zunächst ein 50-g Vortest (nicht nüchtern), im positiven Fall gefolgt von einem 75-g oralen Gluksetoleranztest (oGTT) über 2 h (nüchtern). Im Jahr 2021 sind zwei randomisierte Screeningstudien publiziert worden, in denen einzeitiges Screenen ohne Vortest mit dem zweizeitigen Screenen verglichen wurde. Einzeitiges Screenen erhöht die GDM-Prävalenz um das 2,3-fache ohne Vorteile für klinisch relevante Endpunkte von Müttern und Neugeborenen und um den Preis unnötiger Pharmakotherapie sowie Belastung der Ressourcen bei den Betreuern. Beim zweizeitigen Screening benötigen nur 20% der Frauen einen oGTT. Darüber hinaus wird die zweizeitige Strategie von den Frauen präferiert.

The quality of metabolic control at the beginning of pregnancy already determines the course and outcome of pregnanies with type 1 and type 2 diabetes mellitus. The preconceptional counseling and support provided by experienced teams is more important than modern technical equipment with insulin pumps and sensors for continuous glucose measurement. The incidence of congenital malformations is significantly reduced by a periconceptional HbA1c level 6.5 % and folic acid supplementation started preconceptionally. To prevent preeclampsia, all women with type 1 and type 2 diabetes mellitus should be offered low-dose ASA, starting before 16 weeks of pregnancy. If the pregnant woman has a BMI 25 kg/m² and persistently elevated fasting blood glucose levels, a GCK-MODY should be considered. For the diagnosis of asymptomatic gestational diabetes mellitus, all women in Germany with 24 + 0 to 27 + 6 weeks of pregnancy are offered a two-stage screening. Structured follow-up care is required after gestational diabetes mellitus, because these women have an increased risk of developing type 2 diabetes mellitus and cardiovascular complications. Pregnant women with COVID-19 and hyperglycemia have an increased risk of a severe course of the infection, which is further increased by obesity - they are an important target group for vaccination with an mRNA vaccine.

ZusammenfassungIm September 2019 hat eine australische Cochrane-Arbeitsgruppe eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse zur Frage der fetalen Ultraschallbiometrie bei Gestationsdiabetes vorgelegt. Die Auswertung bezog sich auf 3 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 524 schwangeren Frauen. Die Auswertung von 24 präspezifizierten Endpunkten ergab, dass die Beweislage für fetale Ultraschalluntersuchungen, ergänzend zur Blutglukoseselbstkontrolle, unzureichend ist, um einen Vorteil ableiten zu können. Eine 5 Jahre zuvor durchgeführte Metaanalyse von 2 der 3 Studien belegte zwar eine geringere Anzahl von LGA-Neugeborenen, aber auch eine erhöhte Rate an Insulintherapien in der Ultraschallgruppe. Die Ergebnisse werden aus diabetologischer Sicht kommentiert und mögliche Konsequenzen diskutiert.

Zusammenfassung Ziel Im Rahmen einer Qualitätsanalyse wurden von 2012 bis 2017 insgesamt 1074 konsekutive Einzelschwangerschaften mit Gestationsdiabetes als prospektive Kohortenstudie evaluiert. Ziele der Studie waren die Beschreibung des Therapieverlaufs aller Fälle und der Vergleich unserer Ergebnisdaten (Mütter N = 545, Neugeborene N = 552) mit der geburtshilflichen deutschen Hintergrundpopulation von 4,3 Mill. Fällen des gleichen Zeitraums sowie die Rate an Störungen des Glukosestoffwechsels der Mütter postpartal. Patientinnen und Methoden Die Diagnose des Gestationsdiabetes wurde nach den IADPSG/WHO-2013-Kriterien gestellt. Die Betreuung erfolgte nach der 2011 publizierten deutschen S3-Leitlinie. Von den Schwangeren erhielten 11,7 % Insulin (Mutter-Kind-Paare: 14,9 %), davon 81,7 % als intensivierte konventionelle Insulintherapie. Ergebnisparameter der Mütter waren Geburtseinleitung, primäre Sectio, sekundäre Sectio, vaginal operative Geburt. Ergebnisparameter der Neugeborenen waren Geschlecht, Frühgeburt Ergebnisse Statistisch signifikante Unterschiede zeigten sich bei den Geburtseinleitungen (28,6 vs. 21,8 %, p = 0,001) und den primären Sectio-Entbindungen (18,3 vs. 12,9 %, p = 0,00 018), bei den Neugeborenen gab es keine Unterschiede. Darüber hinaus wurde bei 4,5 % der Neugeborenen eine i. v.-Glukosetherapie wegen einer Hypoglykämie durchgeführt und 5,1 % der Neugeborenen erhielten eine Lichttherapie infolge einer Hyperbilirubinämie. Im Median 10 Wochen postpartal erschienen 498 Frauen (46,4 %) zum oralen Glukosetoleranztest (oGTT), der in 35,3 % einen auffälligen Befund ergab, meist eine gestörte Nüchternglukose (IFG, 31,7 %) und in 0,4 % einen Diabetes. Die multivariable, adjustierte Analyse ergab, dass Frauen mit Insulintherapie häufiger als Frauen ohne Insulintherapie (aOR 1,89; 95 %-KI: 1,28; 2,79, p = 0,0014) und Frauen mit präkonzeptioneller Adipositas seltener als Frauen mit Normgewicht zur Nachuntersuchung erschienen (aOR 0,72; 95 %-KI: 0,56; 0,94, p = 0,01). Schlussfolgerung Diagnostik und Therapie des GDM zeigten vom Ergebnis her eine akzeptable Übereinstimmung mit der Hintergrundpopulation. Der Anteil postpartal gestörten Glukosestoffwechsels der Mütter war hoch. Frauen mit präkonzeptioneller Adipositas sollten gezielt zur Teilnahme an der postpartalen Nachuntersuchung motiviert werden.

To explore the predictive power of measuring the abdominal fetal fat layer (FFL) as a soft tissue marker at 31, 34, and 37 weeks’ gestation to improve the detection of fetal macrosomia in pregnant women with GDM, in addition to the biometric values with close monitoring of maternal blood sugar level and BMI changes. We conducted a prospective observational study at the Department of Obstetrics, University Hospitals, Campus Kiel, Germany, in collaboration with diabetic clinic staff. Participants underwent a third-trimester scan and extra FFL measurements were performed at 31, 34, and 37 weeks of gestation. The clinical outcomes of pregnancy and birth weight were collected from the obstetric record. All of the enrolled women had an early pregnancy ultrasound scan to confirm gestational age. The FFL at 34 and 37 weeks, with respective cutoff values of >0.48 cm and >0.59 cm, showed a very good sensitivity of 60% for both gestational points, and specificity of 89.3 and 90.6%, respectively. The probability of fetal macrosomia could be more than doubled if the FFL at 34 weeks was more than 0.48 cm. However, the probability of macrosomia dropped to 16% if the FFL was ≤0.48 cm. The median FFLs of macrosomic fetuses at 34 and 37 weeks were 0.50 (IQR 0.10) and 0.60 (IQR 0.25) cm, respectively. The mean age of the study population (n = 80) was 32.26 (SD = 5.06) years. In our study population, ten newborns were born with birth weight >4000 g. The body mass index (BMI) for the mothers of later-onset macrosomic newborns showed higher median values of 30 (IQR 8), 32 (IQR 5), and 33 (IQR 9) at 31, 34, and 37 weeks, respectively, in comparison to mothers of non-macrosomic newborn. However, the BMI did not show any statistically significant difference from those with normal-weight newborn and did not show any specific sensitivity for predicting macrosomia. Measuring the FFL at 34 and 37 weeks of gestation, in addition to the standard measurement, might be useful for predicting macrosomia and is worth further evaluation.

Bei 5,5% aller Geburten wird in Deutschland ein Diabetes registriert. Fur den guten Ausgang einer Schwangerschaft bei Typ-1 und Typ-2 Diabetes sind Planung der Schwangerschaft, prakonzeptionelle Beratung, diabetologische Betreuung mit Optimierung der perikonzeptionellen Stopffwechseleinstellung und Folsauresupplementierung vorrangig. Beim Gestationsdiabetes (GDM) kommt es auf rechtzeitige und leitliniengerechte Diagnostik und Therapie an. GDM wird in ca. 20% mit Insulin behandelt. In 1-2% der Falle von GDM liegt eine Glukokinase-Genmutation vor (MODY 2). Schwangerschaften nach bariatrisch-metabolischer Chirurgie nehmen zu und haben hohe Risiken.

Gestationsdiabetes mellitus (GDM) ist eine Glukosetoleranzstorung, die mit einem 75-g oralen Glukosetoleranztest nach den IADPSG-Kriterien erstmals diagnostiziert wird, dies wurde 2013 auch von der WHO ubernommen. GDM gehort in den Industrienationen zu den haufigsten Schwangerschaftskomplikationen. In Deutschland wurde im Jahr 2012 bei 4,3 % aller Geburten ein GDM registriert, insgesamt 27 700 Falle. GDM kann funktionell als eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes eingeordnet werden, gekennzeichnet durch Insulinresistenz und unzureichende β-Zell-Kompensation. Hinzu kommen Veranderungen des metabolischen Profils, Assoziationen mit inflammatorischen Parametern und dem Vitamin-D-Stoffwechsel sowie eine unzureichende Absenkung der Nierenschwelle fur Glukose. Innerhalb von 10 Jahren nach einem GDM konvertieren 50 % der Frauen in einen manifesten Diabetes mellitus, meist Typ 2. GDM teilt mit Typ-2-Diabetes auch dessen potentielle Kandidatengene. In etwa 1 % der GDM-Falle liegt bei Kaukasierinnen eine Glukokinase-Genmutation vor (GCK-MODY). Fur die Pradisposition zum GDM spielen die familiare Diabetesbelastung, ein bereits durchgemachter GDM, Faktoren des metabolischen Syndroms und ungunstiger Lebensstil eine herausragende Rolle. Klinisch steigt die Wahrscheinlichkeit fur einen GDM mit zunehmendem Alter der Mutter und ihrem prakonzeptionellen BMI. Unzureichend behandelter GDM kann durch epigenetische Einflusse Adipositas der Kinder schon zum Zeitpunkt des Schuleintritts programmieren. Die Pravention des GDM konzentriert sich auf regelmasige korperliche Bewegung, Normalisierung des Korpergewichts bereits prakonzeptionell, Reduzierung des ubermasigen Konsums von tierischem Eiweis und von Softdrinks, Nachwuchsplanung in jungeren Lebensjahren und Vermeidung von Schadstoffexpositionen sowie Nikotinkarenz.

In Germany in 5.5% of all births diabetes is registered. In patients with type 1 and type 2 diabetes planning pregnancy, preconception counseling, diabetologic care with optimized periconceptional metabolic control and folic acid supplementation are essential for good pregnancy outcome. Gestational diabetes (GDM) should be diagnosed timely and managed according to existing guidelines. GDM is treated with insulin in approximately 20%. In 1-2% of GDM cases a glucokinase gene mutation is present (MODY 2). Pregnancies after bariatric-metabolic surgery are increasing and show high risks.

OBJECTIVE Up to 30% of women with recent gestational diabetes mellitus (GDM) remain glucose intolerant after delivery. However, the rate of postpartum oral glucose tolerance tests (ppOGTTs) is low. Our aim in this study was to develop a model for risk assessment to target women with high risk for postpartum diabetes. RESEARCH DESIGN AND METHODS In 605 Caucasian women with GDM, antenatal obstetrical and glucose data and the glucose data of the ppOGTTs performed 13 weeks (median) after delivery were prospectively collected. RESULTS A total of 132 (21.8%) women had an abnormal ppOGTT (2.8% impaired fasting glucose, 13.6% impaired glucose tolerance, and 5.5% diabetes). Independent risk factors were BMI ≥30 kg/m2 (prevalence of abnormal ppOGTT 36.0 vs. 17.3%), gestational age at diagnosis 200 mg/dl (11.1 mmol/l) (35.2 vs. 14.8%), and insulin therapy (30.3 vs. 14.5%). The prevalence of an abnormal ppOGTT was assessed according to the number of risk factors: 0, 9.2% (14 of 153); 1, 13.4% (25 of 186); 2, 28.5% (43 of 151); 3, 45.6% (26 of 57); and 4, 68.4% (13 of 19). Subjects were divided according to a significant increase of prevalence and risk for a ppOGTT: low risk (59.9% of subjects), 2 risk factors, 51.3%, 10.5. The intermediate/high-risk group included 86.6% of those with diabetes and 67% of all those with abnormal ppOGTTs. CONCLUSIONS Women with ≥2 risk factors have a high risk for an abnormal ppOGTT, and 86% of postpartum diabetes is diagnosed within this group. Targeting women for ppOGTTs based on a risk assessment using available antenatal risk factors might reduce the number of missed cases of postpartum diabetes.

Eine junge Frau mit stark erhohtem Typ-2-Diabetes-Risiko wird schwanger. Dank der neuen Richtlinien zum Gestationsdiabetes-Screening wird ihr Diabetes gegen Ende der Schwangerschaft erkannt und adaquat therapiert. Obwohl ihr Kind, wie zu befurchten, zu fruh und mit Startproblemen auf die Welt kommt, ist sie sich der Problematik offenbar immer noch nicht bewusst — und kommt erneut schwanger und mit erhohtem HbA1c in Behandlung...

Ziel: Die Pravalenz von postpartalem Diabetes nach Gestationsdiabetes (GDM) variiert zwischen 3–24%. Eine Durchfuhrung der postpartalen Glucosetoleranztests (ppOGTT) beschrankt auf Frauen mit hohem Risiko wurde die Compliance und die Kosteneffektivitat verbessern. Ziel unserer Studie war es, ein Modell zur Risikoeinschatzung fur persistierenden Diabetes mellitus zu entwickeln. Methodik: Bei 605 Frauen mit GDM wurden prospektiv maternale antenatale und den Diabetes betreffende Daten (und Glucosewerte der ppOGTTs) erhoben. Ergebnisse: Insgesamt hatten 132 (21,9%) der Frauen einen pathologischen ppOGTT. Es bestand ein signifikanter Unterschied zwischen Frauen mit normalem und pathologischem ppOGTT bezuglich des mutterlichen BMI, des Gestationsalters (GA) bei Diagnose, der Glucosewerte der antenatalen OGTTs, des GA bei Geburt, der Notwendigkeit einer Insulintherapie und der neonataler Makrosomie. In einer Multivarianzanalyse fanden wir 4 unabhangige Risikofaktoren: BMI ≥30kg/m2, GA bei Diagnose200mg/dl und die Notwendigkeit einer Insulintherapie. Die Pravalenz von pathologischen ppOGTTs wurde unter Einbeziehung der Anzahl der Risikofaktoren (RF) evaluiert: 0=9,2%(14/153), 1=13,4%(25/186), 2=28,5%(43/151), 3=45,6%(26/57), 4=68%(13/19). Wurden ppOGTTs auf Frauen mit ≥2RF beschrankt (40% der Studienteilnehmerinnen), musste mit 36,1% pathologischen oGTTs gerechnet werden, wahrend das Risiko bei Frauen mit 2 (13,4%). Zusammenfassung: Wenn ppOGTTs auf Frauen mit ≥2RF beschrankt wurden, konnten oGTTs bei 60% der Frauen eingespart werden und dennoch die Mehrzahl der Frauen mit postpartaler Glucoseintoleranz erkannt werden.

National and international recommendations on diagnostics of diabetes are based on laboratory venous plasma examinations. In outpatients, however, most blood sugar determinations in Europe are performed with capillary whole blood and portable blood glucose meters. Our own investigations confirmed the literature findings that capillary blood sugar results cannot be converted to venous plasma values on an individual basis, whereas transformations of the recommended cutoff-values from venous plasma to capillary whole blood are feasible. On the basis of 203 oral glucose tolerance tests (75g) in non-diabetic pregnant women in the 24th-28th week of gestation, the transformation in fasting individuals amounts from 95 mg/dl in venous plasma to 82 mg/dl in capillary whole blood, whereas the 2-hour values of 155 mg/dl are identical. Capillary blood sugar determinations are the only qualified way to determine blood sugar in general practice at the moment, as up to this day no venous blood devices with complete antiglycolytic preservatives are commercially available. Blood sugar determination is one of the most frequently performed and simultaneously least reliable laboratory tests.

Eine 26-jahrige Schwangere wird mit der Erstdiagnose eines Typ-2-Diabetes in der 31. Schwangerschaftswoche von der Frauenarztin in die Diabetes-Schwerpunktpraxis uberwiesen. Sie hat keine Symptome und ist fur einen Typ-2-Diabetes ungewohnlich schlank ...