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Die Lungen gehoren zu den Organen, die, ahnlich wie die Leber, eine doppelte Gefasversorgung aufweisen, in dem Sinne, das das Hauptgefas (A. pulmonalis mit ihren Asten = „Vasa publica“ der Alten) vorwiegend der Funktion, das kleinere (Aa. bronchiales = „Vasa privata“ der alten Literatur) lediglich der Ernahrung des Organgewebes dient. Die Lungenschlagader ist ein kurzes Gefas von etwa 3 cm Durchmesser, das aus der rechten Herzkammer hervorgeht und sich in Hohe etwa des 4. Brustwirbels in einen rechten und linken Ast teilt. Der rechte langere und kraftigere Ast verlauft hinter der Aorta ascendens und V. cava sup. zum rechten Lungenhilus, liegt hier in der Regel vor dem Stammbronchus und teilt sich entsprechend der Lungenlappenzahl in 3 Zweige oder in 2 grose Aste auf, von denen der untere sich dann erst etwas spater nach dem Mittel- und Unterlappen gabelt. Der linke Hauptstamm zieht horizontal vor der Aorta thoracica und dem linken Bronchus nach dem linken Lungenhilus und dringt mit 2 Asten fur den Ober- und Unterlappen in das Organ ein.

Grundsatzlich entsprechen sich die anatomischen Veranderungen, die durch die Einatmung der verschiedenen Staubarten hervorgerufen werden, weitgehend. Durch Hervortreten in dem einen Fall mehr von indurativen Vorgangen, in dem anderen Fall mehr von katarrhalischen Veranderungen kommt es zu den fur die einzelnen Staubsorten kennzeichnenden Krankheitsbildern, die kurz zu schildern sind.

Nachst den durch Verletzung in die Pleurahohle und Lunge eindringenden Fremdkorpern sind andererseits diejenigen zu berucksichtigen, die auf dem Wege von Kanalsystemen die Lungen erreichen und zwar durch das Blutgefassystem einerseits, durch die Bronchialwege andererseits. Hier kommen gerade die Geschosse im ganzen weniger in Betracht. Allerdings sind aus dem Weltkriege einige sichere Falle embolischer Geschosverschleppung in die Lungen bekannt geworden. Es handelt sich dabei um Steckschusse der grosen Venen, unter denen praktisch eigentlich nur die Vena cava superior und inferior, allenfalls die grosen Halsvenen in Frage kommen, oder um Steckschusse des rechten Vorhofes, rechten Kammer oder der Arteria pulmonalis. Zwar werden die in die Venen eindringenden Geschosse bei der embolischen Verschleppung meistens im Trabelwerk der rechten Herzkammer festgehalten, besonders wenn es sich um grosere Geschosse handelt, deren Transport auf dem schwachen Strom der zum Herzen fuhrenden Korpervenen man kaum fur moglich halten sollte. Doch sind z. B. unter den von GIERKE beschriebenen Fallen ein Infanteriegeschos (Fall A. R. Jaffe) und ein Granatsplitter von 5 g Gewicht (Fall Graff) aufgefuhrt. Bei beiden Fallen war der Einschus in die untere Hohlvene erfolgt. Auch Borst erwahnt, das er grose Granatsplitter und selbst Schrapnellkugeln als Embolien im grosen und kleinen Kreislauf beobachtet habe, und es decken sich mit diesen Fallen wohl die Minensplitterembolien in die Lunge, die von Hannemann in seiner Monographie (S. 83) veroffentlicht wurden.

Bei der Trennung in primare und sekundare Pneumonomykosen, wie sie vor allem von Podack in Vorschlag gebracht ist, spielt eine gewisse, vorbereitende Lungenveranderung fur die Moglichkeit der Pilzhaftung in einem Teil der Falle eine grose Rolle. Trotz des Einspruches von Lang und Grubauer gegen die Scheidung in primare und sekundare Mykosen, wird diese Einteilung sich aller Voraussicht nach halten, da eine Trennung der Falle nach Lang und Grubauer in solche, bei denen die Pilzerkrankung unmittelbar zum Tode fuhrt, und in solche, bei denen die Pilzerkrankung einen Nebenbefund darstellt, mehr den Ausgang, als die wichtige Frage nach dem Beginn einer solchen Mykose berucksichtigen wird. Virchow und die ihm folgenden Untersucher standen ganz auf dem Boden der Auffassung einer sekundaren Mykose. Sie sahen vor allem ortliche Lungenveranderungen dafur als masgebend an. Wie Furbringer es ausdruckte, kommt „als Substrat der Parasiten stets ein krankhaft affiziertes Lungenparenchym, und zwar mit brandigem Zerfall, oder derber Infiltration“, in Betracht. Nach v. Dusch und Pagenstecher gibt nekrotisches Lungengewebe den gunstigsten Nahrboden fur die Ansiedlung der Pilze ab. Wiederholt wurde der hamorrhagische Infarkt in dieser Beziehung genannt (Friedreich). Neben der ortlichen Disposition wird aber auch die allgemeine Disposition, selbstverstandlich bei einer vorauszusetzenden Exposition, eine wichtige Bedingung sein mussen. Die Falle, bei denen gewissermasen bei gesundem Leibe eine Pneumonomykose auftritt, sind sicherlich selten.

Dem tuberkulosen und dem syphilitischen Granulom schliest sich ihrer ganzen Natur nach die Lymphogranulomatose am besten an. Das gilt sowohl fur die Steigerung in der Wechselfahigkeit des histologischen Geschehens als auch fur die grobanatomische Erscheinungsform, die der blastomatosen Neubildung, besonders bei den Ortlich beschrankten mediastinalen und pulmonalen Wucherungen, am nachsten kommt. Namentlich die erstgenannten konnen makroskopisch wegen ihrer nicht seltenen „Aggressivitat“, ihres Ubergreifens auf Lungen, Bronchien, Trachea, Gefase, Pleura, Perikard, Knochen, Muskulatur vielfach nicht von einem Blastom unterschieden werden. Insofern besteht die Definition Lubakschs zu Recht: „Die Lymphogranulomatose ist ein histologischer Begriff“. Mag das Wachstum aber auch noch so hemmungslos erscheinen, mag Mediastinum und Lunge eine zusammenhangende, selbst auf die Brustwand noch ubergreifende Masse bilden, das Ganze bleibt doch seinem Wesen nach der Ausdruck einer produktiven Entzundung, die, an ein noch nicht sicher bestimmbares Virus geknupft, sich vor allem auch durch die leichte Ansprechbarkeit auf Bestrahlungen und die dadurch zu erzwingende Vernarbung als Granulationsgewebsbildung zu erkennen gibt. Jedenfalls ist man jetzt wohl allgemein uberzeugt, das auch die Falle mit schrankenloser ortlicher und weitergehender allgemeinerer Ausbreitung durch Metastasierung nichts anderes sind als hochgradige Lymphogranulomatose mit Generalisation, ebenso wie es eine generalisierte Tuberkulose gibt, und das man deswegen nicht mehr zu der Annahme einer sarkomatosen Abartung greifen mus, selbst wenn an einigen Stellen die eine oder andere Zellart besonders vorherrscht (Yamasaki, v. Mullern-Grossmann).

Die Beziehungen der Tuberkulose zum Diabetes werden nach alter Tradition anscheinend in ihrer Bedeutung uberschatzt (Ltbarsch, Umber). Von jeher ist bekannt, das ein Tuberkuloser nur hochst selten zuckerkrank wird. Boswell fand nur 3 unter 2000 Fallen. Umgekehrt aber galt Tuberkulose als haufigste Todesursache des Diabetes. Die verzuckerten Gewebe sollten wie fur andere Mikroorganismen so auch fur den Tuberkelbazillus einen gunstigen Nahrboden abgeben, der sein Haften befordert. Griesinger bezifferte Tuberkulose als Todesursache von Zuckerkranken auf 42, Frerichs sogar auf 50%. Es besteht ein groser Unterschied im Hundertsatz der an Phthise verstorbenen Privatpatienten von den ubrigen Kranken (Natjnyn). Dieser betragt bei ersteren nur 17%; ahnlich fand Labbe bei Wohlhabenden nur 10, bei armeren 43% Tuberkulose. Rosenberg und G. Wolff finden im Umberschen Material nur 4% Diabetiker mit Tuberkulose, Escudero 9%, eine Zahl, die nach Jahren zwischen 4,5 und 13,9% schwankt. Meist waren es Leute uber 40 Jahre mit 3–4 Jahre bestehendem Diabetes. BOSSWELL konnte eine grosere Haufigkeit tuberkuloser gegenuber nicht tuberkulosen Diabetikern nicht feststellen. Nach H. Curschmann ist die Verbindung Diabetes-Tuberkulose heute erheblich seltener geworden. Auch FR. Muller vermist bei der Mehrzahl der Zuckerkranken die Tuberkulose. Die in Anlage abgedruckten statistischen Erhebungen von Lubarsch und L. Pick (die uns freundlichst zur Verfugung gestellt wurden) ergeben rund 25% Todesfalle von Diabetikern an Tuberkulose.

Es war bereits ausgefuhrt worden, das der klinische Verlauf der Staubeinatmungskrankheiten in vielen Fallen der Lungentuberkulose gleicht, das auch anatomisch nicht nur die chronisch verhartenden Prozesse und die Kavernen-bildung den tuberkulosen Veranderungen ahneln, sondern das haufig Tuberkulose und Pneumokoniose zugleich auftreten. So ist schon, seitdem den Staubeinatmungskrankheiten eine erhohte Aufmerksamkeit geschenkt wurde, die Frage nach einem vielleicht moglichen Zusammenhang der beiden Erkrankungen erortert worden.Schon der beruhmte Botaniker Linne erwahnte 1724 das haufige Vorkommen von Lungentuberkulose bei den Bergarbeitern in Orsa in Dalekarlien. Millian schreibt z. B.: „les ouvriers, qui travaillent au milieu des poussieres de quelque nature quelles soient sont predisposes a la tuberculose et en sont souvent atteints.“

Bei Besprechung der von der Lungentuberkulose abhangigen Erkrankungen der ubrigen Organe ist naturgemas von den tuberkulosen Tochterherden und Absiedlungen abzusehen. Wir fassen hier nur die „unspezifischen“ Veranderungen ins Auge, die einer Verschleppung von Giften oder wenig aktiven Keimen oder aber mechanischen Einwirkungen seitens der tuberkulosen Lungenerkrankung ihre Entstehung verdanken. Dabei werden sich oft hinsichtlich der Entscheidung uber die Entstehungsbedingungen der Veranderungen Schwierigkeiten ergeben, insbesondere ob es sich um unmittelbare Mitwirkung von Tuberkelbazillen oder nur um toxische Fernwirkungen handelt, bzw. ob wirklich von vornherein unspezifische Veranderungen oder aber nur die Folgen oder Ausheilungsformen ursprunglich typisch gebauter Tuberkuloseherde vorliegen. Ganz allgemein stehen hier die grundlegenden Anschauungen und Befunde G. LIEBERMEISTERS im Vordergrund, nach denen mit der ortlichen Wirkung verschleppten, wenig aktiven Bazillenmaterials zu rechnen ist. Allerdings bestehen hiergegen in mehrfacher Hinsicht Bedenken. LIEBERMEISTER selbst hat auf die Tatsache hingewiesen, das die positiven Virusbefunde in „unspezifisch“ veranderten Organteilen auf den Bazillengehalt der Gefase zuruckgehen konnten; ein solcher kommt ja fur jede Form der Tuberkulose periodenweise in Betracht. Des weiteren brauchte es sich bei den „unspezifischen“ Veranderungen, einer Myokardschwiele, einer umschriebenen Gefaswandsklerose, einer fibrosen Narbe der Nierenrinde oder der Leber und dgl., gar nicht um von vornherein unspezifische Erkrankungen zu handeln.

Wir hatten schon oben bei der allgemeinen Besprechung der neueren Ansichten uber die Entstehung der Lungenschwindsucht Veranlassung, darauf hinzuweisen, das bei der uberwiegenden Zahl der Falle die Erstinfektion der Lungentuberkulose im Kindesalter stattfindet. Ereilich nicht in dem alten Sinne von der uberwiegenden Bedeutung der kindlichen Darminfektion mit der perlsucht-bazillenhaltigen Milch (Behring), sondern infolge einer aerogenen Infektion. Wir wollen hier diese Erorterung nicht von neuem aufrollen, sondern nur noch einmal zusammenfassend die pathologisch-anatomischen Befunde in den verschiedenen Jahren des Kindesalters kurz zu charakterisieren suchen.

Im Gegensatz zur Niere, wo bekanntlich die ungleiche Verteilung der Tuberkulose auf das paarige Organ oft so verschieden sein kann, das die eine Niere trotz der anzunehmenden Infektion auf dem Blutweg frei bleibt, ist bei einigermasen fortgeschrittener Tuberkulose wenigstens, das Befallenwerden beider Lungen als Endbefund bei der Sektion im allgemeinen die Regel. — Aber, wenn man ein groses Material von Sektionsfallen oder genauen klinischen Beobachtungen ubersieht, so ergeben sich doch Unterschiede fur die Verteilung der Prozesse auf beide Lungen. Das kann von wesentlicher Bedeutung fur die Therapie werden, indem zwar weniger die Pneumothoraxbehandlung, aber vor allem die Thorakotomie nach FBIEDRICH und SAUEBBKUCH nur dann angezeigt ist, wenn die nicht behandelte Lunge noch so gut ist, das die entsprechende Ausschaltung der anderen Lunge fur einen ergiebigen Gaswechsel vertragen werden kann.

Wie schon zuvor einleitend hervorgehoben wurde, sind Lungenveranderungen durch Sprospilze beim Menschen recht seltene Befunde. Bei dem Vorhandensein pathogener Hefen (Sternberg, Busse, Buschke, Rocha Lima) sind aber auch Einzelfalle mit Vorkommen von Hefepilzen in verandertem Lungengewebe bekannt geworden.

Gegenuber den Schimmelpilzerkrankungen der Lunge, den eigentlichen Pneumonomykosen Virchows, sind Falle von Lungensoor recht selten. Da dieser Pilz aber im Bereich der Mundhohle wieder viel haufiger vorkommt als der Aspergillus und Mucor, so ist doch die Seltenheit des Lungensoors immerhin auffallend. Schon Virchow betonte, das der Soor sehr selten uber das Gebiet der Stimmritze nach unten zu vorkame. Wohl die ersten Falle von Lungensoor hat Grawitz beschrieben bei einem Diabetiker, bei dem in verschiedenen Lungenlappen verstreut liegende Herde frischer Bronchopneumonie und grosere, gangranos aussehende, nicht riechende Hohlen sich fanden. Die Hohlen waren von dichtverfilzten Pilzrasen durchsetzt, die sich als Soor herausstellten. In den Pharynxtaschen und in der Speiserohre kamen ebenfalls enorme Massen von Soorpilzhaufen vor. Bei einem anderen Fall sah er ein Hineinwuchern der Pilzfaden von den kleinen Bronchien aus in die Lungenblaschen oder in die Wand der grosen Bronchien. Grawitz wies nach, das Diabetes fur die Ansiedelung von Soor empfanglich macht. Weiter fanden M. B. Schmidt und Heller Soor in den Lungen. Beide sahen die Pilzfaden in entzundlichem Exsudat liegen, Heller grose Mengen auch in erweiterten Bronchien, von wo aus die Pilzfaden in ein Gefas einbrachen. G. Klemperer fand in einem Falle von stark entwickelten Herdpneumonien, bei dichtem Soorbelag im Mund und Pharynx, Soor nur in den Bronchien, wahrend die Lungenalveolen frei waren.

Bildet bei der Tuberkulose die Lunge sowohl in bezug auf die erste Ansiedlung als auch hinsichtlich der spateren Folgezustande meist den Hauptsitz des Krankheitsgeschehens, so tritt sie bei den ubrigen chronischen Infektionskrankheiten mehr oder weniger in den Hintergrund. Wahrend sie beispielsweise in etwa 95% die Eingangspforte fur die tuberkulose Infektion darstellt, kommt sie bei der Syphilisinfektion hierfur uberhaupt nicht in Frage! Auf der anderen Seite aber lassen ihre funktionellen Aufgaben sie wiederum an fast allen infektiosen Leiden des Organismus teilnehmen, sei es in spezifischer, sei es in unspezifischer, komplizierender Weise. Und schlieslich last ihr Bau, der in gleicher Weise Ausschwitzungs- und Wucherungsvorgange begunstigt, bei diesen Krankheitsbildern die mannigfachsten Ausdrucksformen zu und erschwert eine Typisierung ungemein.

Von den Amoben kommt als Erreger krankhafter Vorgange an den Atmungswegen die Ruhramobe, Entamoba histolytica, in Frage. Die durch sie gesetzten pathologischen Veranderungen sind noch verhaltnismasig wenig bekannt und untersucht; immerhin hat mit besserer Diagnostik die Zahl der sicher auf Amobiasis zuruckzufuhrenden Erkrankungen der Atemwege sich stark vermehrt. Allerdings ist auch zu erwarten, das heutzutage, wo uns fast spezifische Mittel fur die Bekampfung der Amobiasis zu Gebote stehen, die Zahl der immer sekundaren, metastatischen Erkrankungen, zu denen die der Lunge gehoren, sehr wesentlich eingeschrankt werden wird.

Im Tierversuch last sich zeigen (ARNOLD), das die Versuchstiere, welche langere Zeit nach selbst kraftigen Kohlenstaubeinatmungen getotet werden, in den Lungen gar kein oder auffallend wenig Kohlenpigment haben. Es mus also eine Abfuhr aus der Lunge stattgefunden haben. Einen Teil des Staubes kann man in den bronchialen und Hiluslymphknoten nachweisen, zum Teil ist es wohl auch mit den oben beschriebenen Staubzellen ausgeschieden. HELLER betont, das beim Menschen anthrakotische subpleurale Lymphknotchen in sonst wenig anthrakotischen Lungen Zeichen einer fruher starkeren Kohlenstaubablagerungen der Lunge sind. Durch ungleichmassige Abfuhr des Kohlenstaubs aus den Lungen erklaren sich erst auch Falle mit sehr ungleichmasiger Verteilung der schwarzen Streifen und Flecken, wie sie z. Abb. 24 zeigt. Nicht ganz selten findet sich auch anthrakotisch.es Pigment an dem Rippenfell, dem auseren und inneren Blatt des Herzbeutels, sowie dem Herzfell (Epikard). Doch mus man sich hier vor Verwechslung mit nach dem Tode geschwarzten Eisenpigment huten und die Natur der schwarzen Streifen und Flecke, durch mikroskopische Untersuchungen sichern. Von FLEINER und GRAWITZ wird die Bildung der Pigmentmetastase in der Pleura so erklart, das die Lymphbahnen des Lungenfells die Kohlenteilchen in den Pleuraraum ausscheiden und die Stomata des Rippenfells die Kohlenteilchen wieder aufnehmen. Auser dieser Form des Zustandekommens sind in Verwachsungsstrangen neugebildete Lymphbahnen ak Uberleitungsweg in Betracht zu ziehen. Sieht man doch gar nicht sehr selten gerade am Ansatzpunkt solcher Verwachsungsstrange umschriebene anthrakotische Bezirke der kostalen Pleura.

Hinsichtlich der Eintrittspforten und Infektionswege, die das Virus beschreitet, um tuberkulose Lungenherde hervorzubringen, sind grundsatzlich diejenigen zu trennen, die gewohnlich und uberwiegend haufig begangen werden von denen, die benutzt werden konnen. Auf der anderen Seite haben Primarkomplex, verallgemeinernde und isolierte Formen ihre eigenen Ausgangspunkte und Infektionswege, die gesonderte Besprechung verlangen. Hiermit untrennbar verknupft sind die sonstigen Bedingungen ihrer Entstehung, vor allem die Fragen, ob den dem Primarkomplex nachgeordneten Erkrankungsphasen exogene Superinfektionen oder — endogene — Metastasen seitens des Primarherdes zugrunde liegen, wo fur die verschiedenen klinischen und anatomischen Einzelformen der betreffenden Phasen der Beginn im Lungengewebe vorauszusetzen ist, und welche spezifischen (immunbiologischen) und unspezifischen (dispositionellen) Einflusse fur die Entstehung masgebend sind.

Die offizielle anatomische Namengebung fur die Teile der Lunge reicht zur genauen topischen Bestimmung von Veranderungen nicht aus. Es ist daher eine Erweiterung der Namengebung anzustreben (Ghon [C]).

Es ist erstaunlich, mit wie geringen Mengen respiratorischen Gewebes der Phthisiker oft bis in die letzten Phasen seines Lebens die Atmung aufrecht erhalt. Auf der anderen Seite bestehen schon bei ortlich kleinen Veranderungen schwere Storungen der Atmung. Bekannt ist die hochgradige Atemnot bei der Miliartuberkulose.

Die erste zusammenfassende, wissenschaftliche Beschreibung der Pilzkrankheiten beim Menschen stammt von Rudolf Virchow, der im 9. Bande seines Archivs aus dem Jahre 1856 unter Mitteilung eigener, einschlagiger Beobachtungen auch vom allgemein biologischen Standpunkt aus uber diese beim Menschen vorkommenden, pflanzlichen Parasiten Ausfuhrungen machte. Erschlug in dieser Arbeit vor, die Schimmelkrankheiten unter dem Namen „Mykosen“ zusammenzufassen. Fur die Verschimmelung der Atmungsorgane wahlte er infolgedessen die Bezeichnungen „Broncho- und Pneumonomykosen“, eine Namengebung, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat.

Bei der grosen Verbreitung der Schimmmel- und Sprospilze in der Umgebung des Menschen ist die verhaltnismasig seltene Infektion des Menschen mit den als pathogen erkannten, oben angefuhrten Pilzarten besonders bemerkenswert. Gut verstandlich bleibt aber, das diesen Erkrankungen solche Teile des Organismus am ehesten anheimfallen, die leicht von ausen zuganglich sind (Otomykosen, Keratomykosen). Auch die Lungen, die mit der Ausenwelt durch die einstromende Luft in standiger Beruhrung stehen, sind diesen Infektionen somit leichter ausgesetzt als andere innere Organe. Die Lungen werden demnach einen Nahrboden fur die Pilze abgeben, der fur sie ein gunstiger genannt werden mus, und der standigen Sauerstoffzufuhr durch die Luftwege wird dies in erster Linie zu danken sein. Nur unter dieser Bedingung bilden sich die fur die Arteinteilung schon als ausschlaggebend betonten Fruktifikationen.

Das grob-anatomische Bild der Staublungen ist ein wechselndes und hangt zunachst von der Art des eingeatmeten Staubes ab; nicht nur hinsichtlich der Farbe (schwarz bis schwarzblau bei Kohlenstaubeinatmung, grauweis bei Steinstaub, rostbraun oder schwarz bei Eisenstaub, goldgelb bei Goldstaubeinatmung), sondern auch hinsichtlich der Form und Ausbreitung. Man kann kurz zusammengefast, 4 Hauptformen unterscheiden, wie sie im Verlauf von fast allen fortgesetzten Staubeinatmungen eintreten konnen und am deutlichsten schon bei der Kohlenstaubeinatmung hervortreten. 1. Die vorwiegend lymphangitische Form (Abb. 1).

Wenn Bohl vom tier-, von Balogh vom menschenarztlichen Standpunkt im vergangenen Jahre behauptet haben, das die pathologische Anatomie des Lungenrotzes nur ungenugend bearbeitet sei, so nimmt das bei der Seltenheit des menschlichen Rotzes nicht weiter wunder, fur die Tierpathologie aber erscheint dies Urteil etwas uberraschend. Diese Lucke ist durch die aufschlus-reichen Arbeiten der beiden Forscher, die sich auf 33 eigene Beobachtungen beim Pferde (Bohl) bzw. 7 Falle beim Menschen (von Balogh) stutzen konnten, wesentlich verkleinert worden; immerhin erschien es mir, meiner ursprunglichen Absicht entgegen, doch notwendig, auch an dieser Stelle die Lungenerkrankung etwas eingehender zu behandeln.

Die Verletzungen der Lunge durch Geschosse werden zweckmasig eingeteilt in: 1. Streifschusse, 2. Steckschusse, 3. Durchschusse, 4. Zertrummerungsschusse. — Bei den Streifschussen ist nicht an die Prell-oder Tangentialschusse der Brustkorbwand gedacht, sondern an solche, bei welchen der Geschoskorper die Lunge, bzw. Pleura beruhrt. Solche Schusse sind also, auf den Brustkorb bezogen, Durch-bzw. Steckschusse, und es mus zum mindesten die Pleura costalis oder Pleura diaphragmatica einmal durchlochert werden. Da nun aber die Lunge der Pleura costalis im allgemeinen eng anzuliegen pflegt und nur in den Komplementarraumen oder im Bereich des Mediastinums durch vorbeieilendes Geschos leichter gestreift werden kann, sind diese Schusverletzungen im allgemeinen nur selten. Ich habe sie noch am haufigsten bei Selbstmordern beobachtet, welche sich ihre Schusverletzungen in der Herzgegend beibrachten, wobei das Geschos den Lungenrand streifte. Auch an der unteren Kante der Lungen findet man bisweilen derartige Streifschusverletzungen, die durch den komplementaren Raum ihren Gang genommen hatten. Dann ist es die Lungenkuppe, welche bei Einschussen in die Pleurakuppe mit gestreift wird, und schlieslich kommen noch die tangential die seitliche oder hintere Brustwand treffenden Schusverletzungen mit in Frage, bei denen, wie spater noch besonders besprochen werden mus, entweder ein Durchschus durch die Brustwand mit sehr dicht liegenden Aus-und Einschussen oder ein Aufreisen der Brustwand im Verlauf des Schuskanals in Erage kommt. Endlich spielen noch die Langsschusse durch den Korper von der Bauchhohle nach dem Jugulum zu oder umgekehrt eine Rolle, bei denen die mediastinalen Pleuraflachen der Lunge gestreift werden konnen. Dasselbe gilt fur Schusrichtungen, die von vorn nach hinten oder umgekehrt durch das Mediastinum gehen.

Der Schilderung der grob-anatomischen Bilder der Lungentuberkulose legen wir das genetische Prinzip zugrunde, wie es sich vor allem aus den Untersuchungen K. E. Rankes ergibt. Auf diese werden wir spater einzugehen haben. Hier teilen wir nur ihnen entsprechend ein: 1. in die Lungenveranderungen beim Primaraffekt; 2. die bei der Allgemeintuberkulose und 3. die bei der isolierten Phthise. Hiermit erscheint auch die am leichtesten zu ubersehende und sinnvollste Gruppierung der Veranderungen gegeben. Fur die Unterscheidung der verallgemeinerten und organisolierten Formen wird die Begrundung ihrer Notwendigkeit aus einem ad hoc untersuchten und zusammengestellten Material menschlicher Tuberkulose aus der Prosektur des Tuberkulosekrankenhauses der Stadt Berlin „Waldhaus Charlottenburg“ (in Sommerfeld/Osthavelland) gegeben werden.

Ein Verstandnis fur die Entstehung dieser verschiedenen Formen last sich durch die alleinige Untersuchung der schwer veranderten Staublungen nicht gewinnen. Vielmehr wird man versuchen, zunachst die Anfangsstufen des Leidens zu erforschen und sich zuerst mit dem Schicksal des eingeatmeten Staubes uberhaupt beschaftigen. Wie oben ausgefuhrt, konnen die durch die Einatmung der verschiedensten Staubsorten hervorgerufenen Lungenveranderungen ubereinstimmen. Es erscheint daher zweckmasig, an Hand einer Staub-form den anatomischen Ablauf der Erkrankung in seinen Grundzugen zu beschreiben. Danach wird dann anzugeben sein, welche besonderen Abweichungen vom typischen Krankheitsverlauf einzelne Staubsorten verursachen.

Die fur Erscheinungsform, Verlauf, Beurteilung und Vorhersage bedeutungsvollste und haufigste Verwicklung der Lungentuberkulose in allen ihren Spielarten ist die Einschmelzung von Herden und die Folge ihrer Ausstosung durch den Bronchalbaum, die Bildung der Kaverne oder Vomica.

Die Haufigkeit des Nachweises von Blutpfropfen in den Lungenarterien hangt von der Gewissenhaftigkeit des Untersuchers ab. Man findet sie haufig, wenn man besonders darauf achtet, namentlich in den kleineren Asten. Dies sei vorausgeschickt, da der Vorgang der Lungenembolie in letzter Zeit besondere Beachtung gefunden hat.

Eine besondere Art der Lungenblutung, die sich von den ubrigen Formen dadurch unterscheidet, das der Blutaustritt in der Regel scharf begrenzt ist und mit ihm immer eine Nekrose des zugehorigen Lungengewebes verbunden ist, ist der hamorrhagische Infarkt. Seiner klinischen und anatomischen Bedeutung entsprechend hat er im Schrifttum eine eingehende Wurdigung erfahren.

1. Leber: Die haufigste Veranderung bei Tuberkulose ist — abgesehen von den in 80–90%, nach Lubarsch in etwa 50%, nach meinen Erfahrungen ebenfalls nur in 50–60% auftretenden kleinen Tuberkeln (Lorentz, Kern und Gold, Simmonds, Saphir) — die Fettleber. Sie kommt nach Frerichs in 14,5 (ahnlich Spring), nach Gabeler in 10% vor, durfte in Wahrheit aber haufiger, nach meinen Erfahrungen etwa in 20% vorhanden sein. Landau notiert 11,3% vollstandige, 54,8% leichte bis schwere Verfettungen, in 33,7% Fehlen von solchen. Das Urteil uber die Haufigkeit der Fettleber schwankt naturgemas nach der Ausdehnung der Verfettung, die man fur die Diagnose Fettleber voraussetzt. So besteht sie nach Saphir sogar in 34%, aber nur in 3% vollstandig. Der Chloroformextrakt von Lebern Tuberkuloser zeigt hohe Fettmengen, meist 2–8 g auf 100 g frischer Substanz (Monceau). Fur ihre Entstehung ist nicht — wie man vor allem fruher annahm — die Anamie der Phthisiker und eine damit gegebene Storung der Fettverbrennung, auch nicht der starke Eiweiszerfall und Glykogenschwund (Rosenfeld, Staemmler) oder eine reine Fettwanderung von den Fettdepots in die Leber anzuschuldigen. Vielmehr handelt es sich nach Clauberg um lipolytische Insuffizienz der Leber, wahrscheinlich als unmittelbare Folge bazillarer Giftwirkung. Fand doch Vitetti gerade bei Fettlebern (von Kindern) das Organ voll von Tuberkelbazillen.

Unter den vielen bekannten Arten der Schimmelpilze sind es nur wenige, die als krankmachende Pilze, in Sonderheit als Erzeuger einer Erkrankung der Atmungsorgane des Menschen in Frage kommen. Wenngleich die durch sie hervorgerufenen Lungenveranderungen im wesentlichen die gleichen sind, war es doch stets das Bestreben der Untersucher einer Pneumonomykose, auch uber die Art des vorliegenden Schimmelpilzes sich ein Urteil zu bilden.

Zusammenhangstrennungen sind auser durch ausere Gewalteinwirkung oder durch von ausen eindringende Fremdkorper auch aus inneren Ursachen oder durch Verletzungen, die aus dem Korperinneren erfolgen, moglich und haufig. Als Ursache stehen in erster Linie die Veranderungen, die sich in der Lunge selbst und an der Pleura abspielen.