51. Innovation durch Konzeptübertragung / Innovation by means of Concept Transfer
- Author
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Ingo Schulz-Schaeffer
- Subjects
Sociology and Political Science ,Business ,Industrial organization - Abstract
Zusammenfassung Eine frühe soziologische Antwort auf die Frage danach, wie das Neue in die Welt kommt, lautet: im Wesentlichen durch Rekombination von Bekanntem. Eine auf wissenschaftliche Neuerungen bezogene Variante dieses Erklärungsmusters besagt, dass wissenschaftliche Innovationen in günstigen Fällen durch Übertragung bewährten Wissens aus einem gut beherrschten Forschungsgebiet auf ein anderes, bislang weniger gut beherrschtes Gebiet erfolgen. Grundlage hierfür ist eine angenomme Strukturgleichheit zwischen den Phänomenen der beiden Forschungsgebiete, die es erlaubt, etabliertes Wissen aus dem einen Forschungsgebiet in geeignet modifizierter Form als theoretische Innovation in das andere Gebiet zu importieren. Der vorliegende Beitrag unternimmt den Versuch, dieses Konzept auf technische Innovationen zu übertragen. Es wird argumentiert, dass im Fall technikbezogener Konzeptübertragungen die Annahme einer Problemähnlichkeit der aufeinander bezogenen Bereiche in ähnlicher Weise konstitutiv ist wie dort die der Strukturgleichheit: die Annahme nämlich, dass sich eine bereits bewährte Problemlösung für Probleme eines neuen Technikfeldes deshalb als fruchtbar erweisen könnte, weil sich die jeweils zu lösenden Probleme in relevanten Hinsichten ähneln. Ein Rekurs auf Strukturgleichheit, so wird gezeigt, kann die Analogiebeziehung im Fall technikbezogener Konzeptübertragungen dagegen nicht fundieren. Dass entsprechende Annahmen über Strukturgleichheit unter Umständen dennoch getroffen werden, ist eine scheinbare Widersprüchlichkeit, für die der Beitrag eine Antwort sucht. Die konzeptionellen Überlegungen werden anhand einer empirischen Studie über Konzeptübertragungen in der Multiagentensystem-Forschung exemplarisch veranschaulicht.
- Published
- 2002
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