Magazin erwachsenenbildung.at (2010) 10, 11 S., Der Beitrag kritisiert Zielgruppenkonstruktionen, die sich auf äußere sozialstrukturelle und soziodemographische Merkmale stützen, und schlägt als grundlegendes Konzept den Ansatz des „sozialen Milieus“ vor. Es wird argumentiert, dass Kategorisierungen von Gruppen wie Ältere/Jüngere, Gebildete/Ungebildete, ArbeiterInnen/Angestellte auf grundsätzlichen gesellschaftlichen Einteilungen und Unterscheidungen beruhen und auf das gesellschaftliche Funktions- und Herrschaftsgefüge verweisen. Entscheidend ist aber, inwiefern solche durch äußere Merkmale gebildeten Gruppen auch für die Handlung des/der Einzelnen relevant werden, wie also die äußere Ordnung in die Subjekte gelangt. Diese theoretische Lücke kann durch Pierre Bourdieus Habitustheorie geschlossen werden. Ein so begründetes Milieukonzept geht zum einen über formal-äußerlich gebildete Zielgruppen hinaus, indem es betont, dass jede objektiv beschriebene Lebenslage nach Milieus unterschiedlich interpretiert und verarbeitet wird. Zum anderen geraten Zielgruppen derart nicht nur als bunte Vielfalt in den Blick, sondern als ein von Ungleichheit, Macht und Herrschaft geprägtes Gefüge, zu dem sich die Pädagogik positionieren muss. Statt der heute verstärkt geforderten zielgruppenbezogenen Marketingstrategien sollte die ursprünglich kritisch-emanzipative Intention des Zielgruppenbegriffs nicht aus den Augen verloren werden – so das Plädoyer. (DIPF/Orig.), The article criticises target group constructions that are based on external socio-structural and socio-demographic characteristics and proposes the “social milieu” approach as an underlying concept. It is argued that categorisations of groups, such as older people/ younger people, educated/uneducated, workers/employees etc., are based on general social classifications and differentiations and refer to the functional and power structure in society. However, a deciding factor is the extent to which such groups formed by external characteristics also become relevant for the individual action, i.e. how the external order enters into the subject. This theoretical gap can be closed by Pierre Bourdieu’s habitus theory. On the one hand, a milieu concept based on this theory goes beyond formally and externally formed target groups by stressing that every objectively described stage of life is interpreted and processed differently according to the milieu. On the other hand, in this way target groups are not only regarded as a colourful diversity, but also as a structure that is characterised by inequality, power and rule, to which pedagogy has to position itself. Instead of the target group-oriented marketing strategies that are in demand today, the originally critical and emancipative intention of the term “target group” should not be lost sight of, or so the author’s plea. (DIPF/Orig.)