Anhand des hier zusammengestellten Materials lassen sich auf Vorarlberger Boden für die Zeit bis um 1500 mehr als 150 Alpen namentlich benennen und großteils auch identifizieren. Der Ausprägung mittelalterlicher Schriftlichkeit gemäß bilden Urkunden - ob im Original oder abschriftlich - auch die für die Alpgeschichte bei Weitem dominierende Überlieferungsform. Quantitativ etwa gleichauf an der Spitze liegen Dokumente, die über den Verkauf oder Tausch von ganzen Alpen, Alpteilen bzw. einer größeren oder kleineren Anzahl von Weiderechten berichten, mit solchen, die der Sicherstellung von Krediten durch Alprechte dienten. Dazu kommen von ordentlichen Gerichten oder Schiedsgerichten über den Austrag von Streitigkeiten um Nutzungen, Grenzen, Alpwege, Schneeflucht usw. ausgestellte Urkunden. Stücke, die die Verleihung von Alpen oder Alprechten durch die Landes- und Grundherrschaften, in Einzelfällen auch durch vergabeberechtigte Gemeinden zum Inhalt haben, folgen mit bereits größerem Abstand. Von der besonders aussagekräftigen Gattung der Alpordnungen sind immerhin sechs Exemplare erhalten. Nicht nur die insgesamt verhältnismäßig dichte Überlieferung zeugt von der Wertschätzung, die diese Dokumente genossen, sondern auch die Tatsache, dass in einigen Fällen sogar die für beide Parteien ausgestellten Texte noch vorhanden sind. Weitere Informationen entstammen herrschaftlichen Güter-, Abgaben- und Lehensverzeichnissen. Der größte Teil der Nennungen betrifft die gebirgigere Südhälfte des Landes. Um die zwanzig Alpen scheinen im Bregenzerwald auf, jeweils etwa ein Dutzend in der Bergregion östlich von Dornbirn bis Damüls, im Kleinwalsertal sowie am Tannberg. Inhaltlich beeindrucken die Fülle an unterschiedlichen Ausprägungen, Rechts- und Organisationsformen sowie der ständige Wandel, dem das Alpwesen unterworfen war. Alpen konnten räumlich unmittelbar mit Dauersiedlungen verbunden sein oder von solchen weitab im Hochgebirge liegen, sich dort über mehrere Stufen erstrecken und/oder über eigene Vor- bzw. Maiensäße verfügen. Alpen wurden geteilt oder auch erweitert, Vorsäße zu Alpen umgewandelt - und umgekehrt. Es gab Kleinalpen, deren Ressourcen gerade einmal für ein gutes Dutzend Rinder ausreichten, und große mit 450 Rinderrechten. Nicht wenige standen im Obereigentum der Landes- oder Grundherrschaften, die sie in der Regel gegen jährliche Abgaben als vererb- und veräußerbares „Walderblehen" an Einzelpersonen oder Gruppen vergaben. Manche Alpen gehörten zur Allmende einer Gemeinde, sodass alle Gemeindegenossen sie unter bestimmten Voraussetzungen nutzen durften. Andere waren Privateigentum Einzelner oder genossenschaftlich organisierter Verbände unterschiedlicher Zusammensetzung. Dabei kam es nicht auf den Umfang des Nutzungsgebiets an, selbst Großalpen konnten Eigentum einer einzigen Person sein. Weide und die Herstellung von Molkereiprodukten - Butterschmalz und Magerkäse (die Fettsennerei wurde erst im 17. Jahrhundert eingeführt) - erfolgten gemeinschaftlich oder auch jeweils eigenständig durch die jeweiligen Berechtigten. Aufgetrieben wurden keineswegs nur Rinder (Galtvieh und Kühe), sondern auch Pferde, Schafe und Ziegen. Da es neben dem vertikalen saisonalen Austausch durch die Aufnahme von „Mietkühen" auch ein horizontales System gab, kam mancherorts die „Winterungsregel" ins Spiel. Ihr zufolge durfte nur Vieh auf die Alpe kommen, das der Berechtigte aus eigenen Ressourcen über den Winter gebracht hatte. Die Besitzmobilität an Alprechten war groß, nicht zuletzt weil sie offenbar als Renditeobjekte selbst für weit entfernt ansässige, nicht nur bäuerliche, sondern auch bürgerliche und adelige „Investoren" sowie für geistliche Einrichtungen interessant waren. Sehr deutlich belegen die Quellen damit die Kommerzialisierung der spätmittelalterlichen Viehwirtschaft. Streitigkeiten waren angesichts des fortwährenden Ausbaus des Alpwesens und der mit ihm einhergehenden räumlichen Verdichtung an der Tagesordnung. Es ging um die Grenzen zu den jeweiligen Nachbarn, um die Nutzung der Wege, die zu den Alpen führten, um Schneefluchtrechte, aber auch um Konflikte unter den Teilhabern um die Organisation des Alpbetriebs, die immer wieder den Gegebenheiten angepasst werden musste. Das - wie hier gezeigt - schon für das Mittelalter umfangreiche Material wächst in den folgenden Jahrhunderten noch weiter an, es bietet sich für Studien aus verschiedenen Blickwinkeln an. [ABSTRACT FROM AUTHOR]