Zusammenfassung: Gesprächspsychotherapeutische Ansätze haben eine lange Tradition in der Suchttherapie, konnten sich jedoch gegenüber der dominierenden Verhaltenstherapie bis in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts kaum behaupten. Erst die Verbreitung und Erforschung des Motivational Interviewing (MI) in den letzten 20 Jahren führte dazu, dass die Gesprächspsychotherapie in der suchttherapeutischen Regelversorgung größere Anerkennung fand. W. R. Miller und S. Rollnick konzipierten MI ursprünglich nicht als Kurzintervention. Trotzdem wird es fast ausschließlich im Kontext von Kurzinterventionen untersucht. Empirisch validierte gesprächspsychotherapeutische Konzepte, die auf einer längeren Behandlungsdauer basieren, fehlen in der Suchttherapie weitgehend. Mit ALITA, der Ambulanten Langzeit-Intensivtherapie für Alkoholkranke, wurde ein umfassendes und langfristiges Behandlungsprogramm entwickelt, das gesprächspsychotherapeutische und verhaltenstherapeutische Therapie-Elemente kombiniert und dadurch mit den Prinzipien des MI kompatibel ist. Der vorliegende Beitrag stellt eine Synopsis der zu ALITA publizierten Literatur dar, wobei auf Aspekte der therapeutischen Allianz und multiplen Beziehungsgestaltung fokussiert wird. Einer Vorstellung der wesentlichen Therapie-Elemente von ALITA folgt die Erläuterung der Integration klientenzentrierter Behandlung im Kontext der Therapeutenrotation. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Therapieergebnisse wird ergänzt durch eine Übersicht der Prozess-Studien bei ALITA, bei denen sich die therapeutische Allianz als ein wesentlicher Therapiefaktor herausstellte. Im praktischen Teil des Beitrags beschreiben wir das therapeutische Vorgehen zur multiplen Beziehungsgestaltung in der Therapeutenrotation und stellen Vorschläge zur allianzfördernden therapeutischen Kommunikation und Interaktion dar, die sich im klinischen Alltag und bei Therapeutenschulungen von ALITA bewährt haben. [Copyright &y& Elsevier]