Texte und Dokumente sind Verkörperungen der Kultur. Aber nachdem das ge-schriebene Wort lange Zeit als Medium dominierte, kann eine sogenannte „ikonische Wende“ in den letzen Jahren festgestellt werden. Inhalt wird mehr und mehr durch Bilder und Symbole übertragen als durch Texte und Dokumente. Die ikonische Wende kommt mit der steigenden Wichtigkeit der neuen Medien: Fernsehen, Mobiltelefone, PC und Internet. Um die neuen Medien zu begreifen sind die Interpretation von Bildern und die Fähigkeit, Hypertextstrukturen zu verstehen, viel wichtiger als Text auf eine lineare und kontinuierliche Art und Weise zu verstehen. Kinder und Jugendliche sind die Hauptnutzer der neuen Medien. Zur gleichen Zeit haben Studien wie PISA (Programme for International Student Assessment; Pro-gramm zur internationalen Schülerbewertung) und IGLU (Internationale Grund-schul-Lese-Untersuchung) gezeigt, dass die Lesefähigkeit von Kindern und Jugendlichen nicht länger selbstverständlich ist. Diese Analyse untersucht den Zusammenhang zwischen diesen bewiesenen Proble-men bezüglich kontinuierlichen Lesens und des Konsums von neuen Medien, welche keine Fähigkeiten wie Konzentration und lineares Denken benötigen, sondern das Gegenteil: sich an Umschalten, Zapping und Zoomen zu gewöhnen. Der Hauptteil dieser Studie beschäftigt sich mit der Frage ob dieser Wahrneh-mungswechsel auch in den Produkten, die früher mit linearem Denken verknüpft waren, widergespiegelt wird: in Büchern. Wie reagieren Verleger auf die neuen An-forderungen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen werden 16 deutsche Sach-buchreihen für Kinder und Jugendliche analysiert. Wichtige Parameter sind unter Anderem das Verhältnis zwischen Text und Illustrationen oder Photos, die Länger der Textabschnitte und das Layout des Textes selbst (Schriftart, Schriftgröße, Zeilenlänge, Zeilenabstand, Schwerpunkte). Die Analyse arbeitet vier Layouttypen aus: 1. Ein komplett lineares Layout das nur kontinuierliches Lesen erlaubt (Reines Linearlayout). 2. Ein paralleles Layout das aus durchgehendem Text und einigen kleineren Textteilen besteht (Parallellayout). Die kleineren Textpassagen können dem Leser helfen einen einfacheren Einstieg in das Lesen des durchgehenden Textes zu finden. 3. Ein teilweise lineares Layout das aus durchgehendem Text, der in Fragmente unterteilt ist, besteht (Partielles Linearlayout). Der Leser ist gezwungen kontinuierlich zu lesen – aber nur kurze Abschnitte (meist ein oder zwei Seiten). 4. Ein Layout mit nur kleinen Textabschnitten und komplett ohne einen durch-gehenden Text (Portioniertes Layout). Diese Art des Layouts entspricht den hypertextuellen Strukturen in neuen Medien. Alle diese Typen können in den analysierten Buchreihen gefunden werden, aber die meisten Verleger wählen die Layouts von Typ 2 und 3. Der Grund dafür könnte einerseits sein, dass ein Layout nur mit durchgehendem Text zu schwierig zu lesen ist für Kinder und Jugendliche, die von neuen Medien beeinflusst sind. Und dass andererseits Layouts vom Typ 4 es nicht erlauben, Büchern eine logische Zusammenstellung zu geben weil jeder der kleinen Textabschnitte der erste sein könnte, der gelesen wird. Andererseits kommen Typ 2 und Typ 3 den neuen Auffassungsarten entgegen, ohne den eigenen traditionellen Charakter von Büchern zu vernachlässigen., Text and scripture are embodiments of culture. But after the written word has medially dominated for a long time, a so-called “iconic turn” can be detected in the last years. Content is more and more transferred by pictures and symbols than by text and scripture. The iconic turn comes along with the increasing importance of new media: TV, mobile phones, PC and internet. To comprehend new media, the interpretation of pictures and the capability of understanding hypertext structures are much more important than reading text in a linear and continuous way. Children and adolescents are the main users of new media. At the same time, studies like PISA (Programme for International Student Assessment) and PIRLS (Progress in International Reading Literacy Study) have demonstrated that literacy of children and adolescents is no longer self-evident. This analysis examines the coherence between those proven problems in continuous reading and the consumption of new media, which does not request abilities like concentrating and linear thinking, but quite the contrary: getting used to switching, zapping and zooming. The main part of this study deals with the question whether this change of per-ception is also reflected in the products formerly connected with linear thinking: in books. How do publishers react to the new requirements? To get to the bottom of this question, 16 German non-fiction book series for children and adolescents are analysed. Important parameters are, amongst others, the ratio of text and illustrations or photos, the length of text portions and the layout of the text itself (font, font size, line length, line pitch, emphases). The analysis works out four types of layouts: 1. A completely linear layout which only allows continuous reading (Reines Linearlayout). 2. A parallel layout which consists of a continuous text and several smaller text portions (Parallellayout). The smaller text portions can help the reader to find an easier access to reading the continuous text. 3. A partially linear layout which is composed of a continuous text divided up into fragments (Partielles Linearlayout). The reader is constrained to read continuously – but only short passages (mostly 1 or 2 pages). 4. A layout with only small text portions and totally without a continuous text (Portioniertes Layout). This type of layout corresponds to hypertextual struc-tures in new media. All those types can be found in the analysed book series, but most publishers choose layouts of type 2 and 3. The reason for this might be that on the one hand, a layout with continuous text only is in fact too difficult to read for children and adolescents influenced by new media. And on the other hand, layouts of type 4 don’t allow giving books a logical configuration because each of the small text portions could be the first one to be read. On the contrary, type 2 and type 3 accommodate with the new ways of perception without neglecting the own traditional character of books., Alles Buch : Studien der Erlanger Buchwissenschaft, 23