Typologia inversa

Im Oeuvre des Architekten James Frazer Stirling sticht seine Zusammenarbeit mit Michael Wilford für die drei Museumsentwürfen in Deutschland ab Mitte der 1970er Jahre deutlich hervor. Im Vergleich zu seinen früheren Arbeiten, die durch die Zusammenstellung von Bauteilen und funktionalen Elementen gekennzeichnet waren, zeigen diese Projekte einen deutlichen Wandel in seiner Arbeitsweise. Die Wettbewerbsbeiträge für das Nordrhein-Westfalen-Museum in Düsseldorf (1975), das Wallraf-Richartz-Museum in Köln (1975) und die anschließende Realisierung der Neuen Staatsgalerie in Stuttgart (1984) zeigen einen neuen Ansatz. Die vorliegende Arbeit stellt eine Hypothese über die Methodik dieser drei Entwürfe auf. Die Arbeitsmethode zeichnet sich durch die Transformation von architektonischen Typologien auf der Grundlage eines reproduzierbaren Schemas aus. Kurz gesagt, die drei Entwürfe können als eine skulpturale Collage transformierter Typologien beschrieben werden. Durch digitale Modellierung und Analyse werden die in diesen Gebäuden verwendeten Typologien identifiziert und die Methode von Stirling erläutert. Um die Reproduzierbarkeit und Wirksamkeit von Stirlings Methode zu beurteilen, wird eine Fallstudie an einem digital umgestalteten Teil von Piranesis Campo Marzio - dem Campo Agrippae - durchgeführt. Diese architektonische Landschaft bietet aufgrund ihrer an klassischen Typologien reichen Komposition ein ideales Testgelände. Die daraus resultierende Analyse wird die Auswirkungen, Herausforderungen, potenziellen Anwendungen und Erweiterungsmöglichkeiten der Methodik beleuchten. Aufbauend auf den Erkenntnissen aus den vorangegangenen Abschnitten werden in dieser Arbeit Möglichkeiten zur Modifizierung, Neugestaltung und Erweiterung von Stirlings ursprünglicher Methodik untersucht. Zu diesem Zweck wird sie bei der Entwicklung eines Entwurfs für ein gemischt genutztes Gebäude im Hafen von Liverpool angewandt. Diese praktische Anwendung wird die Anpassungsfähigkeit und Vielseiti
In the oeuvre of architect James Frazer Stirling, his collaboration with Michael Wilford on three museum designs in Germany from the mid-1970s onwards stands out clearly. Compared to his earlier works, which were characterised by assemblages of components and functional elements, these projects show a clear change in his working method. The competition entries for the Nordrhein-Westfalen-Museum in Düsseldorf (1975), the Wallraf-Richartz-Museum in Cologne (1975) and the subsequent realisation of the Neue Staatsgalerie in Stuttgart (1984) demonstrate a new approach. This body of work provides a hypothesis regarding the methodology used in these three designs. The working method is characterised by the transformation of architectural typologies based on a reproducible scheme. In short, the three designs can be described as a sculptural collage of transformed typologies. Through digital modelling and analysis, the typologies used in these buildings are identified and Stirling’s method explained. To assess the replicability and effectiveness of Stirling’s methodology, a case study will be conducted on a digitally remodelled part of Piranesi’s Campo Marzio - the Campo Agrippae. This architectural landscape provides an ideal test site due to its composition, which is rich in classical typologies. The resulting analysis will shed light on the impact, challenges, potential applications, and extension possibilities of the methodology. Building on the findings from the previous sections, this thesis will explore possibilities for modifying, redesigning, and extending Stirling’s original methodology. To this end, it will be applied to the creation of a design for a mixed-use building in Liverpool Harbour. This practical application will illustrate the adaptability and versatility of the methodology in contemporary architectural contexts.
Alexander Simon Kaiser
Masterarbeit Universität Innsbruck 2024