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Inversion der Aufklärung

Authors :
Daniel Stader
Source :
Zeitschrift für Praktische Philosophie, Vol 11, Iss 1 (2024)
Publication Year :
2024
Publisher :
Universität Salzburg, 2024.

Abstract

Mit seinem Begriff der Aufklärung konterkariert Kant das Verständnis seiner Zeitgenossen. An die Stelle der Auffindung und Verbreitung wahrer Erkenntnisse sowie des Ausmerzens von Irrtümern und Vorurteilen setzt er den Fortschritt des selbständigen Vermögensgebrauchs der Menschen. Der Beitrag zeigt, dass Kant seinen Begriff der Unmündigkeit zwar aus dem Vorurteilsdiskurs der Aufklärung entwickelt, aber dabei eine Inversion ihrer Herrschaftsmetaphorik vornimmt. Die nur übertragen verstandene innere Herrschaft der Vorurteile der aufklärerischen Tradition kehrt Kant zur ganz tatsächlichen Herrschaftsbeziehung von Vormundschaft und Unmündigkeit um, und somit einen epistemischen Diskurs in einen sozialen. Diese Sozialphilosophie ist systematisch in Kants Anthropologie zu verorten, die sich nicht in erster Linie mit der praktischen Vernunft auseinandersetzt, sondern mit den faktischen Beziehungen von Menschen und dem Einfluss ihres Vermögensgebrauchs aufeinander. Die Unmündigkeit als ontogenetische conditio humana hält hierbei die systematische Erkenntnis bereit, dass Beherrschbarkeit ganz zentral mit der Temporalität des menschlichen Lebens zusammenhängt.

Details

Language :
German
ISSN :
24099961
Volume :
11
Issue :
1
Database :
Directory of Open Access Journals
Journal :
Zeitschrift für Praktische Philosophie
Publication Type :
Academic Journal
Accession number :
edsdoj.733c9b7298b48a5aa26e73a79918dc0
Document Type :
article
Full Text :
https://doi.org/10.22613/zfpp/11.1.10