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Wirksamkeit von Qigong und Nackenübungen bei Patienten mit chronischen Beschwerden der Halswirbelsäule

Authors :
Rendant, Daniel
Publication Year :
2010
Publisher :
Freie Universität Berlin, 2010.

Abstract

Die vorliegende Studie hatte zum Ziel zu untersuchen, ob Qigong effektiver bei der Reduktion der mittleren Schmerzen bei Patienten mit chronischen HWS- Schmerzen als keine Therapie ist. Darüber hinaus sollte überprüft werden, ob Qigong einem physiotherapeutischen Nackenübungsprogramm nicht unterlegen ist. Hierzu wurde eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie mit drei Armen durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patienten, deren unspezifische Nackenschmerzen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren bestanden und deren mittlere Intensität bezogen auf die letzten sieben Tage mit mindestens 40 mm auf der Visuellen Analogskala angegeben wurde. Die Patienten der Interventionsgruppen erhielten in den ersten drei Monaten wöchentlich eine Therapieeinheit, in den darauffolgenden drei Monaten nur zweiwöchentlich. Die Teilnehmer der Wartegruppe erhielten während der sechs Monate keine Therapie. Nach Ablauf der Studie konnten die Wartegruppen-Teilnehmer zwischen Qigong und einem physiotherapeutischen Nackenübungsprogramm wählen, wobei das Ergebnis nicht erfasst wurde. Das auf Patienten mit chronischen Nackenschmerzen zugeschnittene Übungsprogramm wurde von hochqualifizierten Therapeuten entwickelt. Mit „Neiyanggong“ wurde eine spezielle Form des Qigongs ausgewählt, die den Schwerpunkt auf stille und bewegte Formen sowie auf spezielle Atemtechniken legte. Als Hauptzielparameter wurde die Differenz der Schmerzintensität zwischen der Qigong- und Wartegruppe anhand der Visuellen Analogskala nach sechs Monaten erhoben. Als sekundärer Zielparameter wurden auch Daten zu Nackenschmerz und Funktionseinschränkung mit der Neck pain and Disability Scale (NPAD), zur Selbswirksamkeitserwartung (SWE), Lebensqualität (SF-36), Schlafqualität und -zufriedenheit, die Übehäufigkeit, die Glaubwürdigkeit und Zufriedenheit mit der erhaltenen Therapie sowie unerwünschte Therapiewirkungen erhoben. Die Patienten füllten vor der Randomisierung (Baseline), nach drei und sechs Monaten standardisierte Fragebögen aus. Als statistische Auswertung wurde eine Kovarianzanalyse (ANCOVA) mit multipler Imputation fehlender Werte und Adjustierung auf Baselinewerte und Erwartungshaltung sowie eine hierarchische Testprozedur durchgeführt. Insgesamt konnten 123 Patienten in die ITT-Analyse eingeschlossen werden. Das Durchschnittsalter lag bei 46 Jahren, 88% der Teilnehmer waren Frauen. Durchschnittlich litten die Patienten 3,2 Jahre an chronischen Nackenschmerzen. Für den primären Zielparameter konnte für den Vergleich der Qigong- mit der Wartegruppe nach sechs Monaten eine signifikante Schmerzreduktion gezeigt werden. Der Vergleich von Qigong- und Nackenübungsgruppe nach sechs Monaten zeigte auch eine größere Schmerzreduktion in der Qigonggruppe als in der Nackenübungsgruppe. Die Nichtunterlegenheit für Qigong konnte aber nicht statistisch gesichert werden. Die Ergebnisse für die sekundären Zielparameter (NPAD und SF-36) waren ähnlich. Nur für den Parameter Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) konnte in allen Gruppen zu allen Messzeitpunkten keine Veränderung nachgewiesen werden. In zukünftigen Untersuchungen sollte dieser durch ein sensitiveres Messinstrument ersetzt werden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass eine sechsmonatige Intervention mit Qigong beziehungsweise Nackenübungen im Vergleich zu keiner Therapie effektiv zur Behandlung von chronischen Nackenschmerzen bezogen auf Schmerzreduktion, Funktionseinschränkung und Lebensqualität ist. Die Nichtunterlegenheit von Qigong gegenüber Nackenübungen konnte jedoch nicht statistisch gesichert werden. Zukünftige Studien sollten sich daher dem weiteren Vergleich von Qigong mit Nackenübungen widmen. Eine höhere Fallzahl scheint hierfür erforderlich.<br />Study Design: Randomized controlled trial Objective: To evaluate whether qigong is more effective than no treatment and not inferior to exercise therapy. Summary of Background Data: Life time prevalence of chronic neck pain is close to 50%. Qigong is often used by patients, although the evidence is still unclear. Methods: Patients (age 20-60 years) with chronic neck pain (VAS ≥ 40 mm) were randomized to 1) qigong or 2) exercise therapy (18 sessions over six months) or 3) waiting list (no treatment). At baseline and after three and six months, patients completed standardized questionnaires assessing neck pain (VAS), neck pain and disability (NPAD), and quality of life (SF-36). The primary endpoint was average pain in the last seven days on VAS at six month follow-up. Statistical analysis included GEE models adjusted for baseline values and patient expectation. Results: A total of 123 patients (age 46 ± 11 years, 88% women) suffering from chronic neck pain for 3.2 (SD ± 1.6) years were included. After six months a significant difference was seen between the qigong and waiting list control groups (VAS mean difference: -14 mm [95% CI, -23.1;-5.4], P= 0.002). Mean improvements in the exercise group were comparable to those in the qigong group (difference between groups -0.7 mm [CI: -9.1; 7.7]) with trend for non-inferiority (p=0.092). NPAD and SF-36 results also yielded superiority of qigong over no treatment and similar results in the qigong and exercise therapy groups. Conclusion: Qigong was more effective than no treatment in patients with chronic neck pain and showed trend for non-inferiority compared to exercise therapy. Further studies with larger sample sizes should clarify the value of qigong compared to other therapeutic strategies.

Details

Language :
German
Database :
OpenAIRE
Accession number :
edsair.od......4732..76745c1b89cff007641f17bfbcd0eec2