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Die Analyse der Fortnahmen von Heimtieren im Amtsbereich einer Berliner Veterinärbehörde auf der Grundlage des § 16a des Tierschutzgesetzes im Zeitraum von 1990 - 1998
- Publication Year :
- 2001
- Publisher :
- Freie Universität Berlin, 2001.
-
Abstract
- Unterschiedliche Meinungen aus der Literatur zur Auslegung der Anwendbarkeit des § 16 a TierSchG für die Tierschutzbehörde sollten ausgewertet und die Rechtsauffassung, am Beispiel einer Veterinärbehörde in Berlin, dargestellt werden. Aus den tierschutzbezogenen Akten dieser Veterinärbehörde in Berlin der Jahre 1990 bis 1998 wurden 64 Fortnahmen von Tieren bei 60 Personen analysiert. Jedes Verfahren wurde in einem dafür entwickelten Auswertungsbogen nach bestimmten Kriterien erfasst und analysiert. Der Ablauf des Verwaltungsverfahrens wird von der Anzeige bis zum Abschlussvermerk anhand der wichtigsten Rechtsvorschriften dargestellt. Das Betretungsrecht der Tierschutzbehörde in die durch Art. 13 GG geschützten Räumlichkeiten wird diskutiert. Die Ergebnisse sind: Die Stellung des Anzeigenden zum Angezeigten: · 78,1% der anzeigenden Personen waren keiner Behörde zuzurechnen. · Aus dem unmittelbaren Umfeld der Angezeigten stammten 51,6% der anzeigenden Personen. Daten zum Spektrum der Angezeigten: · Die Geschlechterverteilung entsprach mit 48,3% weiblichen und 51,7% männlichen Angezeigten dem Bevölkerungsdurchschnitt im Erhebungszeitraum. · Die Altersgruppe der 20- bis unter 45jährigen wurde mit 56,7% der Angezeigten als Hauptgruppe ermittelt. · Die Angaben der Angezeigten über ihre Erwerbsart aus den Erhebungsbögen waren nicht nachprüfbar und sind nur bedingt aussagekräftig. 35,0% der Angezeigten waren Sozialhilfeempfänger, 15% Rentner und 8% Arbeitslose. Von 18,3% der Täter lag keine Berufsbezeichnung vor. 23,3% der angezeigten Personen nannten einen Beruf. · Ausländische Staatsbürger traten als Täter mit 6,7% der Angezeigten in Erscheinung. Die fortgenommenen Tiere:· 404 Tiere aus 14 Arten wurden im Erhebungszeitraum fortgenommen. Im Einzelnen waren es: 108 Hunde, das sind 26,7%, 100 Fische, das sind 24,8%, 82 Kaninchen, das sind 20,3%, 58 Katzen, das sind 14,4%, 26 Tauben, das sind 6,4%, 9 Mäuse, das sind 2,2%, 5 Finken, das sind 1,2%, 4 Gänse und 4 Sittiche, das sind jeweils 1,0%, 2 Hühner und 2 Chinchillas sowie 2 Meerschweinchen, das sind jeweils 0,5%, 1 Schildkröte und 1 Boa, das sind jeweils 0,3% aller fortgenommenen Tiere. · Nach der Beteiligung der Tierarten an den Fortnahmen belegten die Hunde mit 46 Beteiligungen den 1. Rang und die Katzen mit 19 Beteiligungen den 2\. Rang. Die Kaninchen belegten gemeinsam mit den Sittichen den 3. Rang bei jeweils 3 Beteiligungen, gefolgt von den Tauben auf dem 4. Rang mit 2 Beteiligungen. Alle anderen Tierarten waren bei den Fortnahmen nur ein Mal beteiligt. · Bei der Tierart Hund waren die Mischlinge mit 58,3% am häufigsten von Fortnahmen betroffen. Gründe der Fortnahmen: Es führten · Haltungsmängel in 40,6%, · das Zurücklassen von Tieren in Wohnungen und KFZ in 34,4%, · Tätlichkeiten gegenüber Tieren in 14,1%, · die Durchsetzung von Haltungsverboten in 6,3% und · das Aussetzen von Tieren in 4,7% der Fälle zur Fortnahme. Örtlichkeiten der Fortnahmen: · In Privaträumen wurden 75,0% der Tiere fortgenommen. · 25,0% der Fortnahmen erfolgten in der Öffentlichkeit, davon 10,9% aus Kraftfahrzeugen. Der Verbleib der fortgenommenen Tiere: · In 78,1% der Fortnahmen wurden 336 Tiere, das entspricht 83,2% aller fortgenommenen Tiere, dem Besitzer nicht mehr zurückgegeben und über das Tierheim vermittelt. · Die Besitzer von 34 Tieren, das sind 8,4% aller fortgenommenen Tiere, erhielten diese in 15,6% der Fortnahmen zurück. · In 6,3% der Fortnahmen mussten 34 Tiere, das entspricht 8,4% aller fortgenommenen Tiere, euthanasiert werden. Behördliche Aufwendungen: · Die Gesamtkosten für eine Tierwegnahme lagen im Mittel bei 1133,25 DM. Die tatsächlichen Kosten sind nicht eindeutig quantifizierbar. Der Zeitbedarf der amtlichen Personen lag bei den vorliegenden Berechnungen bei 8,4 Stunden. Der tatsächliche Zeitbedarf kann aber wesentlich höher liegen. Verwaltungs- und gerichtsbezogene Daten: · Aufgrund der Schwere der Verfehlungen mussten 38,3% der Täter mit Tierhaltungsverboten belegt werden. · Bußgelder in Höhe von 100 bis 5000 DM wurden gegen 63,3% der Täter verhängt. Bei 73,7% der Bußgelder lag der Strafrahmen über 1000 DM. · Gegen 20 Täter wurden ein Tierhaltungsverbot und ein Bußgeld verhängt. · Im Durchschnitt waren die Akten der bereits abgeschlossenen Verfahren 368 Tage geöffnet. Die gesetzliche Verpflichtung der Tierschutzbehörde: · Durch den § 16a TierSchG wird die zuständige Tierschutzbehörde verpflichtet bei behördlich bekanntgewordenen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, die notwendigen Anordnungen zu treffen. Dazu ist es aber unabdingbar, dass die angezeigte Tierhaltung durch den beamteten Tierarzt begutachtet wird. · Die Untätigkeit der Tierschutzbehörde kann zu einer strafrechtlichen Verfolgung des entsprechenden Mitarbeiters gemäß §§ 13 und 323 StGB führen.<br />Evaluation of different literature-based views regarding interpretation of applicability and validity of § 16a TierSchG [German Animal Protection Act] and its relevance to animal protection authorities together with presentation of the legal position by the example of a veterinary authority in Berlin has been the purpose of this paper. Reference was made to animal protection files kept by this Berlin-based veterinary authority and covering the period from 1990 through 1998, with an analysis made of 64 acts of retrieval of pets from 60 persons. Each of these procedures was recorded and analysed by defined criteria, using evaluation form sheets specifically developed for this purpose. The entire administrative process is described, from initial report to concluding note, with reference being made to the most important legal provisions. The animal protection authority´s right of intrusion into premises protected under Article 13, National Constitution [Basic Law] is discussed in some detail. The following results were obtained: Position of informants versus individuals reported as presumed offenders: · 78,1% of all informants were not affiliated to any public authority. · 51,6% of all informants were located in the direct environment of reported individuals. Data relating to individuals reported as presumed offenders: · Gender distribution was equivalent to the average of the general public in the period under review, with 48,3% females and 51,7% males. · Most of the presumed offenders, 56,7% were aged between 20 and under 45 years. · Information provided by presumed offenders in form sheets on their livelihood was not verifiable and, consequently, was of limited informative value, 35,0% were recipients of social welfare (public charge), while 15% were retired senior citizens and eight percent unemployed, 18,3% ofpresumed offenders failed to provide any livelihood data, whereas an occupation was reported by 23,3%. · Foreign citizens accounted for 6,7% of all reported presumed offenders. Animals retrieved: · 404 animals, representing 14 species, were retrieved in the period underreview, Included were 108 dogs (26,7%), 100 fish (24,8%), 82 rabbits (20,3%), 58 cats (14,4%), 26 pigeons (6,4%), nine mice (2,2%), five finches (1,2%), four geese and four parakeets (1,0% each), two heads of fowl, two chinchillas and two guinea-pigs (0,5% each), one tortoise and one boa (0,3% each). · Dogs were involved in 46 retrieval acts and thus were on top of the list. They were followed by cats involved in 19 acts (second on the list), rabbits and parakeets in three acts each (third place) and pigeons in two acts (fourth), All the other species were retrieved only once. · Mongrels were predominant in the dog category, accounting for 58,3%. Reasons for retrieval: · Inadequate keeping, 40,6%, · Animals left alone in appartments and motor-cars, 34,4%, · Physical violence, 14,1%, · Enforcement of bans on keeping, 6,3% and · Abandonment, 4,7%. Locations of retrieval: · Private homes, 75,0%. · Public areas, 25,0%, including 10,9% from motor-cars. Destinations of retrieved animals: · 336 animals (83,2%) from 78,1% of all retrieval acts were not returned to owners and were handled through animal asylums. · 34 animals (8,4%) from 15,6% of all retrieval acts were returned to owners. · 34 animals (8,4%) from 6,3% of all retrieval acts had to be euthanised.Public spending: · The average cost of one retrieval amounted to 1,133,25 DM, Actual expenditures were not unambiguously quantifiable. Time consumption of officials amounted to 8,4 hours according to available files but may have been much higher. Administrative and court-related data: · Animal keeping bans had to be imposed on 38,3% of all offenders in response to severity of offence. · 63,3% of all offenders were fined between 100 and 5,000 DM, Fineswere above 1,000 DM in 73,7% of these cases. · Ban on keeping together with fine was imposed on 20 offenders. · Files, on average, were kept open for 368 days, following conclusion of proceedings. The legal obligation of the animal protection authority: · Under § 16a, TierSchG (Animal Protection Act), the applicable animal protection authority is held to take appropriate measures to cope with reported violations. Yet, it is indispensable that the offence notified be checked and verified by a public veterinary officer. · An official of the above authority who fails to act in response to a report may be prosecuted according to §§ 13 and 323, StGB (German Criminal Code).
- Subjects :
- Retrieval
Pets
Animal Welfare
Subjects
Details
- Language :
- German
- Database :
- OpenAIRE
- Accession number :
- edsair.od......4732..29866f885c69e70c8788ea1735f5e5a2