Back to Search
Start Over
Lebensgeschichtliches Erzählen – Lebensgeschichtliche Dokumente : Memoiren von Mitarbeitern der ÖBB Villach
- Publication Year :
- 2022
-
Abstract
- In meiner Diplomarbeit des Masters Germanistik soll ein Projekt zum Thema Lebensgeschichten die Grundlage bilden. Die Arbeit zielt darauf ab, die Firmengeschichte der ÖBB Villach klarzulegen und in weiterer Folge mit Menschen zu sprechen, die einen Teil dazu beitragen können. Hierzu wurden acht bzw. neun Menschen interviewt, die bereits in Pension sind oder sich noch mitten im Berufsleben befinden. Es war tatsächlich möglich, mit Menschen aus verschiedenen Sparten ins Gespräch zu kommen, um mit diesen über ihr Leben zu sprechen, sowohl in privater als auch, und vor allem, in beruflicher Hinsicht. Das Projekt soll in direkter Verbindung mit dem Verein „Lebensgeschichten und Alltagssachen“ stehen, der sich auf eine ähnliche Weise mit Firmen beschäftigt. Es könnten mehrere Punkte spannend sein, wie die Frage, ob die ÖBB ein „Männerverein“ ist bzw. war. Wie stehen ehemalige und immer noch beschäftigte MitarbeiterInnen dazu? Was für eine Rolle spielt die Genderthematik, damals und heute? Wie sehr wurden und werden MitarbeiterInnen von der Firma in Anspruch genommen? Ist Burnout ein Thema? Wie sieht es mit der Karriere in Verbindung mit der eigenen Familie aus? Schritt eins werden Begriffserklärungen sein, die in weiterer Folge für die produzierten Texte von Relevanz sein werden. Im nächsten Kapitel werden die einzelnen Gesprächspartner vorgestellt. Hierbei handelt es sich um zwei pensionierte Kombifahrer, Manfred Schulz und Herbert Ladinig, einen Objektbetreuer, Christian Brandauer, eine Büroassistentin, Doris Frank-Valle, einen ehemaligen Zugbegleiter, Markus Sandrieser, einen Lokführer, Maximilian Pirker, einen Brückenmeister, Matthias Müllner, eine Fahrdienstleiterin, Patrizia Drabosenig und einen Bahnhofs- und Liegenschaftsmanager, Dragan Soldo. Um einen Bezug zur Germanistik herzustellen werden die GesprächspartnerInnen nach den Interviews dazu angehalten, eine Kurzgeschichte zu verfassen, also Erlebnisse in eine literarische Textform umzuformen. Zum Teil konnten die Befragten dazu bewogen werden, ihre eigene Geschichte niederzuschreiben und zur Verfügung zu stellen. Der Rest wurde von mir verfasst. Eine Frage, die sich stellen könnte, und die im Gebiet der Germanistik verortet werden kann, ist, ob nicht jeder Mensch auch Schriftsteller sein kann. Ist das Geschriebene authentischer, wenn man kein/e AutorIn ist? Wie literarisch sind die Texte, die von den GesprächspartnerInnen gestaltet werden? Es war tatsächlich nicht einfach, jeden Gesprächspartner dazu zu bewegen, selbst einen Text zu verfassen. Wie sich herausgestellt hat, macht es auch nicht unbedingt einen Unterschied, ob jemand eine Matura hat oder einen Lehrberuf erlernt. Die Frage, ob die ÖBB ein „Männerverein“ sind konnte nicht eindeutig beantwortet werden. Es zog sich durch die Interviews, dass vor allem Alteisenbahner eine Einstellung hatten bzw. haben, mit denen Frauen immer noch Mühe haben. Sämtliche Gesprächspartner sehen Frauen und Männer als gleichwertig an. Für sie gibt es keine Unterschiede in der Hinsicht und sie alle bestätigten, dass die jungen Mitarbeiter es als genauso normal erachten, weibliche, wie auch männliche Kollegen zu haben. Frauen machen mittlerweile einen großen Teil der ÖBB aus. Tendenz erfreulicherweise steigend.Auch die Frage, ob jeder Mensch ein Autor sein kann, konnte zumindest zum Teil geklärt werden. Es hat sich gezeigt, dass es bei zwei Gesprächspartnern zu guten Ergebnissen gekommen ist. Meine selbst verfassten Texte sind, mit Ausnahme eines Texts, ebenso literarisch und nur zwei Texte, die von den Interviewpartnern selbst geschrieben wurden, sind durch das Raster gefallen. Somit gibt es unter den „kleinen Leuten“ auf jeden Fall Menschen, die Autoren sein könnten, wenn sie nur den nötigen Mut aufbringen. Andere wiederum unterschätzen das Schreiben, was in ihren Texten auch zum Ausdruck gekommen ist.Gesamt betrachtet kann gesagt werden, dass die Arbeit in Form von Interviews und die Bitte um Textproduktionen sehr zeitintensiv und langwierig war. Es hat sich auch gezeigt, dass es einen großen Unterschied macht, ob jemand das Schreiben als Hobby sieht bzw. sich einfach einmal daran versucht und experimentiert, oder ob jemand, in dem Fall ich, eine fundierte Ausbildung in dem Bereich hat. Ein Weiterführen der erhaltenen Ergebnisse könnte sehr interessant sein, es hat sich jedoch gezeigt, dass Mitarbeiter der ÖBB in den seltensten Fällen dazu bereit sind, aus ihrem privaten und beruflichen Leben zu erzählen. Womöglich gibt es andere Firmen und Vereine, bei denen es leichter fallen würde, Menschen zum Erzählen zu bewegen. Bei den Eisenbahnern gestaltete sich die Durchführung jedoch recht schwierig. Umso erfreulicher ist es, dass zumindest die Hälfte der Befragten sich daran traute, selbst einen Text zu schreiben. Am Ende der Ausführungen zeigt sich dann doch, dass nicht jede/r ein/e AutorIn sein kann, nicht einmal, wenn die nötige Kreativität vorhanden ist.<br />Elisabeth Neidhart<br />Masterarbeit Universität Klagenfurt 2022
Details
- Language :
- German
- Database :
- OpenAIRE
- Accession number :
- edsair.od......4193..d931e62fe4389af3147a04ed86702f64