Back to Search Start Over

Mentalisierungsfähigkeit bei PatientInnen mit schizoider Persönlichkeitsstörung

Authors :
Dämmer, Alexander Heinrich
Publication Year :
2021

Abstract

Die Mentalisierungstheorie gewinnt in den letzten Jahren in der psychologischen Forschung immer mehr Bedeutung. Sie wurde durch Fonagy (1998) und andere ForscherInnen etabliert und stellt eine Weiterentwicklung der Bindungstheorie und der Theory of Mind dar. Als Mentalisierung wird dabei die Fähigkeit verstanden, die es ermöglicht, sich innere Zustände in Form von Gefühlen und Motiven im anderen und bei sich selbst vorstellen zu können (Fonagy, 2011). Sie bildet ein zentrales Element für soziale Interaktionen und tragfähige Bindungen. Die Forschung beschäftigte sich häufig mit der Mentalisierungsfähigkeit bei Personen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung. Diese Studie möchte hingegen den Bezug zur schizoiden Persönlichkeitsstörung herstellen, da diese gekennzeichnet ist durch eine reduzierte emotionale Ausdrucksweise und einen unzureichenden menschlichen Kontakt, bei gleichzeitig hohem Wunsch nach Beziehung (Suslow & Arolt, 2009). So geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, inwieweit sich die Mentalisierungsfähigkeit im therapeutischen Prozess bei PatientInnen mit schizoider Persönlichkeitsstörung verändert. Daran anschließend wird die Frage untersucht, ob sich die Allgemeinsymptomatik der PatientInnen verändert. Zu diesem Zweck wurde die Mentalisierungsfähigkeit von drei Patientinnen im Verlauf der Therapie mittels der Reflective Functioning Scale auf Grundlage von Transkripten eingeschätzt und miteinander verglichen. Die allgemeine Symptomatik der PatientInnen wird mithilfe der Symptom Checkliste 90-R ermittelt. Als Ergebnis konnte festgestellt werden, dass zwei der drei PatientInnen keine Veränderung der Mentalisierungsfähigkeit über den Therapieverlauf aufwiesen. Eine dieser PatientInnen zeigt starke Verbesserungen ihrer allgemeinen Symptomatik über alle drei Messzeitpunkte hinweg, wohingegen bei der anderen eine leichte Verschlechterung zu verzeichnen war. Die dritte PatientIn zeigt einen leichten Anstieg der Mentalisierungsfähigkeit, zu der eine langfristige Symptomverbesserung auch bis zur 1-Jahres-Katamnese kommt. Eine Antwort auf die Frage nach den Gründen für eine solche Stagnation der Mentalisierungsfähigkeit deutet sich, zumindest tendenziell, bereits an. Am wahrscheinlichsten scheint die Ursache im Zusammenhang mit strukturellen Benachteiligungen von Personen mit schizoider Persönlichkeitsstörung zu liegen, für die der soziale Kontext einer Therapie eine Stresssituation darstellt.<br />Alexander Heinrich Dämmer<br />Masterarbeit Universität Klagenfurt 2021

Details

Language :
German
Database :
OpenAIRE
Accession number :
edsair.od......4193..72ef9e76f2717208fbd5b61540aff5d0