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Invited plenary talk : from reproduction to creative approximation in English as a lingua franca contexts – a paradigm shift in T&I?
- Publication Year :
- 2020
-
Abstract
- Translatorische Aufbereitung im Zeitalter von Englisch als Lingua franca – ein Paradigmenwechsel? Sinn und Kontext sind die Eckpfeiler der Verdolmetschung und Übersetzung. Fallen diese in sich zusammen, wenn sie von ELF untergraben und ausgehöhlt werden? ELF oder Englisch als Lingua franca bezieht sich auf die globale Ausbreitung von zunehmend nichtmuttersprachlichem Englisch in der mündlichen wie schriftlichen Kommunikation und damit einhergehend auf mehr und mehr von Nichtmuttersprachlern produzierte Ausgangsreden und -texte. Die Tragweite dieser Entwicklung für das Dolmetschen und Übersetzen ist noch wenig erforscht, es zeichnet sich allerdings ab, dass sie gravierend sein könnte. Denn Sinn bzw. mentale Kohärenzbildung und Kontext bzw. situative Einflussfaktoren sind über kognitiv-inferentielle Verarbeitungsprozesse auf vielfältige Weise verflochten und voneinander abhängig. Was passiert, wenn die zentrale Kohärenzbildung durch hybriden, nichtstandardgemäßem Sprachgebrauch gestört wird, wenn sich der Ko-Text auf grammatischer, semantischer und pragmatischer Ebene als unzuverlässig erweist, wenn wichtige Kontextfaktoren wie Textproduzentensprache und - kultur nicht mehr einschätzbar sind? Wie nehmen Dolmetscher ihre Verantwortung bezüglich Rednertreue oder genauer und vollständiger Wiedergabe wahr, wenn die Aussageintention unklar formuliert ist, wenn dem Redneranliegen kein Vertrauen geschenkt werden kann und wenn die Inputanalyse Kapazitäten vom Produktionsprozess abzieht? Und wie werden sie dem Kredo „faithful in message and style“ (Gile 1992: 189) gerecht, wenn sich dieses auf eine Ausgangsrede bezieht, die der Redner vielleicht lieber anders präsentiert hätte, wäre er dazu in der Lage gewesen (gemäß dem Motto: dans la langue maternelle on dit ce-qu’on veut, dans une langue étrangère ce que l’on peut)? Und die Übersetzerin, wie kann sie einen natürlich und idiomatisch klingenden Zieltext verfassen, wenn der Ausgangstext vielleicht das ganze Gegenteil ist? Besteht ihre Aufgabe im “creating the illusion of the non-hybrid text” (Pym 2001: 11)? Ist es überhaupt Sinn und Zweck des Dolmetschens und Übersetzens, Kompensations- und Optimierungsmaßnahmen zu ergreifen und anzuwenden? Ist das vielleicht das künftige Alleinstellungsmerkmal von Dolmetschenden und Übersetzenden, ihr Wettbewerbsvorteil? Aber was bedeutet es für Dolmetschqualität, Nutzererwartungen, Skopos und Adressatenorientierung? Würden Ausgangstextproduzenten einer Aufbereitung und Optimierung Ihrer Texte zustimmen? Wollen und – in Anbetracht der begrenzten Ressourcen – können Dolmetscher überhaupt den Zusatzaufwand für Normalisierungsmaßnahmen auf sich nehmen oder Übersetzer mehr Zeit in den gleichen Zeilenpreis investieren? Auf diese etwas zugespitzt formulierten Fragen geht der Vortrag im Rahmen der bisherigen, sehr begrenzten Forschungsergebnisse ein, um ein Bild zu zeichnen von einer sich schnell wandelnden Situation, die einem Paradigmenwechsel in der Translationswissenschaft gleichkommt.
Details
- Language :
- English
- Database :
- OpenAIRE
- Accession number :
- edsair.od......3760..a34a16bc65b3ddb3be5f1f9dcf324a6e