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Die beeinträchtigte psychische Gesundheit von medizinischem Personal in einer deutschen anästhesiologischen Klinik ist unabhängig von unmittelbarer SARS-CoV-2-Exposition - eine Längsschnitt-Beobachtungsstudie

Authors :
Schmid, B
Schulz, SM
Schuler, M
Göpfert, D
Hein, G
Heuschmann, P
Wurmb, T
Pauli, P
Meybohm, P
Rittner, HL
Source :
GMS German Medical Science; VOL: 19; DOC11 /20210901/
Publication Year :
2021
Publisher :
German Medical Science GMS Publishing House; Düsseldorf, 2021.

Abstract

Background: The study aimed to assess the mental well-being of healthcare professionals at a German department of anesthesiology and critical care with a specialized ICU for treatment of COVID-19 patients during the first two peaks of the 2020 pandemic, and identifying risk and protective factors.Methods: A single-center longitudinal, online-based survey was conducted in healthcare workers from a department of anesthesiology and critical care in Bavaria, the most affected federal state in Germany at the time of assessment. Validated scores for depression, anxiety, somatic disorders, burnout, resilience, and self-management were used and complemented by questions about perceived COVID-19-related stressors. In parallel, patient characteristics in the ICU were collected.Results: 24 and 23 critically ill COVID-19 patients were treated during both observation periods in April/May and November/December 2020, respectively. 87.5% and 78.2% of patients had moderate to severe acute respiratory distress syndrome. From March 6, 2020 onwards, the hospital had switched to a command and control-based hospital incident command system (HICS) and increased work forces. Point prevalence of depression-like symptoms (13.6% and 12.8%) and burnout (21.6% and 17.4%) in the department's healthcare professionals was high. Exposure to SARS-CoV-2 did not increase psychological burden. Consequences of the lockdown were rated as highly distressing by a majority of all ICU personnel. High self-reported trait resilience was protective against signs of depression, generalized anxiety, and burnout.Conclusions: During the pandemic, healthcare professionals have been suffering from increased psychological distress compared to reference data for both the general population and ICU personnel. General effects of the lockdown appear more relevant than actual COVID-19 patient contact. High trait resilience has a protective effect, yet vulnerable individuals may require specific support. Prevention against potential after effects of the lockdown, and in particular measures allowing to avoid another lockdown, appear warranted. Hintergrund: Die Studie hatte zum Ziel, die psychische Gesundheit der anästhesiologischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Universitätsklinik mit einer auf COVID-19 spezialisierten Intensivstation während der ersten beiden Wellen der Pandemie im Frühjahr und Herbst 2020 zu untersuchen und sowohl Risikofaktoren als auch protektive Faktoren zu identifizieren.Methoden: Es wurde eine monozentrische, Web-basierte Umfrage unter medizinischen Angestellten der Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Würzburg, durchgeführt. Hierzu wurden validierte Tests zu den Domänen Depressivität, Ängstlichkeit, somatoforme Störungen, Burnout, Resilienz und Selbstmanagement verwendet und des Weiteren offene Fragen zu subjektiv belastenden, COVID-19-assoziierten Faktoren gestellt. Zusätzlich wurden Charakteristika der in den Umfragezeiträumen behandelten Patientinnen und Patienten sowie Informationen zum Krankenhausmanagement während der Pandemie erfasst.Ergebnisse: In den beiden Erhebungszeiträumen wurden 24 bzw. 23 kritisch kranke COVID-19-Patientinnen und -Patienten behandelt. 87.5% bzw. 78.2% der Patientinnen und Patienten litten an einer moderaten bis schweren Form des adulten akuten Lungenversagens. Ab dem 6. März 2020 implementierte die Klinik eine streng hierarchische Notfall-Einsatzleitung, um tagesaktuell auf die Dynamik der Pandemie reagieren zu können, und die personellen Ressourcen wurden erhöht. Punktprävalenzen von Depressivität (13,6% und 12.8%) und Burnout (21,3% und 17.4%) bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern waren hoch. Die unmittelbare psychische Belastung war unabhängig von einer Exposition gegenüber SARS-CoV-2. Die Auswirkungen der Ausgangsbeschränkungen wurden von einer Mehrheit der Untersuchten als stark beeinträchtigend beschrieben. Hohe Resilienz schien protektiv zu wirken gegen Anzeichen von Depressivität, generalisierter Angst und Burnout.Schlussfolgerungen: Im Verlauf der ersten Monate der Pandemie litt das medizinische Personal unter erhöhter psychischer Belastung verglichen mit früheren Vergleichsdaten sowohl der Allgemeinbevölkerung als auch von Personal auf Intensivstationen. Die allgemeinen Auswirkungen der Ausgangsbeschränkungen schienen hierbei einen größeren Einfluss gehabt zu haben als der tatsächliche Kontakt mit COVID-19-Patientinnen und -Patienten. Ausgeprägte Resilienz hatte einen positiven Effekt. Allerdings könnten anfällige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Umständen gezielte Unterstützung benötigen. Zudem sind vorbeugende Maßnahmen gegen mögliche Nachwirkungen der Pandemie-Beschränkungen sowie alle Maßnahmen, die geeignet erscheinen, einen weiteren Lockdown zu verhindern, sinnvoll.

Details

Language :
English
Volume :
19
Database :
OpenAIRE
Journal :
GMS German Medical Science
Accession number :
edsair.od......1175..60fac7f40ee8e1e72f1b627c1f5033b2