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Nutrition, economic development and civil wars in Sub-Saharan Africa (1950-2000)

Authors :
Moradi, Alexander
Baten, Jörg
Publication Year :
2005
Publisher :
Universität Tübingen, 2005.

Abstract

Ein Leben frei von Hunger ist ein bedeutender Bestandteil der Lebensqualität. Um die Ernährungssituation in Afrika südlich der Sahara (ASS) zu quantifizieren, bedient sich die Studie der Methoden der anthropometrischen Wirtschaftsgeschichte. Eine unzureichende Ernährung sowie ein hoher Nahrungsbedarf beeinträchtigen die körperliche Entwicklung von Menschen. Die Arbeit nutzt diesen biologischen Zusammenhang und analysiert Körpergrößen von mehr als 160 000 erwachsenen Frauen aus 28 afrikanischen Ländern. Grundlage hierfür sind die DHS-Erhebungen, eine neue und umfassende Quelle anthropometrischer Daten für Afrika. Wie ist die Ernährungssituation in ASS in den 1960ern einzuschätzen? Wie entwickelte sich die Ernährungssituation 1950-1980? Welche Faktoren können den Ernährungsstatus im Querschnitt und über die Zeit erklären? Im Mittelpunkt des Interesses stehen hierbei grundlegende Faktoren auf Länderebene. Welchen Einfluss übte beispielsweise das epidemiologische Umfeld in einem Land aus? Ging der Ernährungsstatus afrikanischer Bevölkerungen mit der wirtschaftlichen Entwicklung einher? Wirkte sich die von vielen afrikanischen Staaten betriebene Importsubstitutionspolitik negativ auf die Ernährung aus? Die Untersuchung zeigt, dass die Ernährungssituation in ASS in den 1960ern positiv zu beurteilen ist. Die zeitliche Entwicklung schließt jedoch eine optimistische Bewertung aus: In einer nicht unbeträchtlichen Anzahl afrikanischer Staaten stagnierte oder sanken die mittleren Körpergrößen zwischen 1950 und 1980. Zwar verbesserte sich in vielen afrikanischen Ländern der Ernährungsstatus bis 1965, danach folgte jedoch eine Trendwende, von der kaum ein afrikanisches Land verschont blieb. Im weltweiten Vergleich stellt dies eine Ausnahme dar und spricht für eine Ernährungs- oder Gesundheitskrise. Einen signifikanten Erklärungsbeitrag für die Ernährungsunterschiede in ASS liefern neben dem Angebot an Proteinen hauptsächlich Variablen, die dem Krankheitsumfeld zuzuordnen sind und die auf die negativen Auswirkungen eines hohen Nahrungsbedarfs schließen lassen. Insbesondere das menschenfeindliche Klima Afrikas rief eine Vielzahl von Krankheiten hervor, welche, wie ein eigens erstellter Malariaindex zeigt, die afrikanischen Körpergrößen maßgeblich beeinflussten. Ein nachweisbarer Effekt ging ebenso von der Säuglings- und Kindersterblichkeit aus. Als signifikante Determinanten der Ernährungsunterschiede über die Zeit erwiesen sich wiederum die Säuglingssterblichkeit sowie Dürren, welche sich insbesondere in den Sahel-Staaten um 1970 ereigneten. Des Weiteren beeinflussten auch Bürgerkriege, die wirtschaftliche Entwicklung und der Außenhandel die Ernährung der afrikanischen Bevölkerungen. Nur wenig ist bislang über das Niveau oder die Entwicklung der Ungleichheit in ASS für die Zeit vor 1980 bekannt. Anthropometrische Methoden haben das Potential, diese Wissenslücke zu reduzieren. Körpergrößenverteilungen erlauben Rückschlüsse auf eine ungleiche Allokation ernährungs- und gesundheitsrelevanter Güter in einem Land: Die durch soziale Ungleichheit hervorgerufene Varianz addiert sich zur biologischen Varianz der Körpergrößen. Ein anthropometrisches Maß, das auf diesem Zusammenhang basiert, ist der Variationskoeffizient der Körpergrößen: Er misst die Ernährungsungleichheit innerhalb einer Bevölkerung und kann neue Einblicke in die Entwicklung und räumlichen Seiten der Ungleichheit liefern. Die Überprüfung der Korrelation mit den wenigen verfügbaren Daten zur Einkommensungleichheit ergibt einen positiven Zusammenhang. Die Ernährungsungleichheit zwischen und innerhalb von 200 administrativen Regionen während der 1960er wird bestimmt und kartographiert. Eine Regressionsanalyse testet die Erklärungskraft möglicher Determinanten der regionalen Ungleichheit, darunter die Spezialisierung auf Viehwirtschaft, den Wechsel von Subsistenzwirtschaft hin zu Cash-Crops, Existenz und Art von Industrien und Bodenschätzen, periphere Lage, Bildung sowie ethnische Heterogenität. Ernährung wird ebenso als erklärender Faktor für Bürgerkriege untersucht. Bisher konzentrierte sich die quantitative Literatur auf andere – unzureichende - Determinanten wie das politische System, ethnische Heterogenität, Armut und Primärgüterabhängigkeit. Es existieren jedoch überzeugende Argumente sowie qualitative Belege, dass in Landwirtschaft und Ernährung Ursachen für gewaltsame Konflikte liegen. Die Frage, ob Ernährung ein Auslöser von Bürgerkriegen ist, ist äußerst bedeutend. Bürgerkriege verstärken Ernährungsprobleme. Falls Ernährungskrisen ebenso die Wahrscheinlichkeit eines Kriegsausbruchs erhöhen, ergibt sich ein Teufelskreis. Eine Panel-Analyse zeigt, dass Ernährungskrisen den Bürgerkriegen signifikant vorausgingen. In einer Analyse der Standortwahl von Rebellengruppen bestätigt sich ebenso, dass Ernährung und Landwirtschaft Bürgerkriege in ASS signifikant erklären können. A life free of hunger is an essential part of human well-being. For measuring nutrition in Sub-Saharan Africa (SSA), we follow the methodology of anthropometric historians. Inadequate nutritional intake and high energy demands stunt bodily growth. Based on this biological relationship, we analyse heights of more than 160 000 women from 28 African countries drawn from the Demographic and Health Surveys, a new and comprehensive source of anthropometric data for Africa. What was the state of nutrition in SSA in the 1960s? Which development of nutrition took place 1950-1980? Which factors can explain the differences in nutritional status across space and time? The study focuses on underlying causes at country level. Which impact, for example, had the countries’ epidemiological environment? Did the economic development determined the changes in nutritional status? Did the importsubstitution policy negatively affected nutrition? Our results indicate, that in the 1960s nutrition was in a good state. The temporal development, however, contradicts this optimistic view: In a number of African countries mean heights stagnated or decreased between 1950 and 1980 and even though in several African countries the nutritional status improved till 1965, in the decade thereafter almost the entire Southwest and Southeast of the African continent went to a nutritional or health crisis. Consequently, SSA represents an important exception to the secular trend usually found in international respect. A significant explanation for the differences in nutrition in SSA provide the protein supply and especially variables associated with the disease environment pointing to negative consequences of high energy demands. The adverse African climate causes a multitude of diseases like Malaria, which strongly affected African heights. Significant determinants of the temporal differences in nutrition include infant mortality as well as droughts, which hit the Sahel states around 1970. Additionally, civil wars, the economic development and openness to foreign trade influenced the nutritional well-being of African populations significantly. Information on inequality in SSA for the time before 1980 is in scarce supply. Anthropometric measures have the potential to increase our knowledge thereof significantly. Height distributions reflect an unequal allocation of nutritional and health inputs. The socially induced variance is to be added to the biological variance of heights. An anthropometric measure, which takes this into account, is the coefficient of variation of heights: The measure indicates nutritional inequality within populations and allows new insights into the development and spatial patterns of inequality. When comparing nutritional inequality with the few available data on income inequality, we find a positive correlation between both measures. We use the newly derived data to map inequality between and within 200 administrative regions in the 1960s. In a regression analysis, we test potential determinants of inequality, e.g. specialization in livestock farming, subsistence farming vs. cash crops, existence and type of industries and natural resources, periphery, education, and ethnic heterogeneity. Is nutrition a possible cause of civil wars in SSA? The quantitative literature considers other explanations so far like the regime type, ethnic heterogeneity, poverty in terms of GDP/c or dependence on primary commodity exports, which, however cannot explain why some African countries experienced civil wars while others were free of rebels. There are persuasive arguments as well as qualitative evidence, that agriculture and nutrition should be considered a cause of violent conflicts. Whether nutrition triggers civil wars, is a very important question. Civil wars aggravate nutritional problems. If nutritional crises also increase the risk of civil wars, a vicious circle would follow. A panel-analysis demonstrates, that nutritional crises significantly preceded civil wars. When analysing the rebel groups’ choice of location, the results confirm, that nutrition and agriculture can explain civil wars in SSA.

Details

Language :
German
Database :
OpenAIRE
Accession number :
edsair.od.......707..9472f35e10641470af09522046727489