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Langzeit-Rhinoflowmetrie über 24 Stunden zur Untersuchung des Nasenzyklus bei Patienten mit einer Deformität der inneren und/oder äußeren Nase oder Polyposis nasi et sinuum

Authors :
Böttle, Susanne
Lindemann, Jörg
Kampmeier, Jürgen
Publication Year :
2023
Publisher :
Universität Ulm, 2023.

Abstract

Der Nasenzyklus ist ein komplexes physiologisches Phänomen, das auf der fluktuierenden Blutfüllung der in der nasalen Mukosa lokalisierten, venösen Schwellgewebe beruht. Er scheint einer Steuerung durch den Hypothalamus zu unterliegen und eine tragende Rolle für die respiratorische Funktion und Abwehrfunktion der Nase zu spielen. Die große Mehrzahl der bisher gewonnenen Erkenntnisse über den Nasenzyklus sind mit in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde bereits etablierten rhinologischen Untersuchungsmethoden wie der akustischen Rhinometrie oder der Rhinomanometrie entstanden. Fehlende Mobilitätsmöglichkeiten, die erforderliche Mitarbeit der Probanden und die zeitliche Begrenzung der Messungen stellen die schwerwiegenden Nachteile dieser bisherigen Methoden dar. Eine kontinuierliche Untersuchung des Nasenzyklus über 24 Stunden unter realen Alltagsbedingungen oder während des Schlafes ist hierdurch nicht möglich. Ebendiese Probleme können mit der Langzeit-Rhinoflowmetrie (LRFM) umgangen werden, da sie erstmals eine mobile, für den Probanden passive Messung über eine Dauer von 24 Stunden erlaubt. Die bisher mit dieser Methode durchgeführten Untersuchungen des Nasenzyklus fanden jedoch ausschließlich an rhinologisch gesunden Probanden statt. Ziel dieser Arbeit war es, mithilfe der LRFM erstmals Untersuchungen des Nasenzyklus an einem Probandenkollektiv mit einem Flusshindernis der Nase durchzuführen und diesen detailliert darzustellen und zu beschreiben. Die Ergebnisse sollten außerdem mit der Beschreibung des Nasenzyklus des rhinologisch gesunden Probandenkollektivs der vorangegangenen Studie von Weindel verglichen werden, und eine mögliche Beeinflussung des Nasenzyklus durch das Flusshindernis aufgezeigt werden. Zu diesem Zweck wurde ein Probandenkollektiv von insgesamt 38 Probanden im Alter von 18 bis 78 Jahre konsekutiv rekrutiert. Alle Probanden litten entweder an einer isolierten Septumdeviation, an einer Septumdeviation in Kombination mit Deformität der äußeren Nase oder an Polyposis nasi et sinuum und zeigten dadurch eine Einschränkung der Nasenatmung. Mit einem tragbaren Rhinoflowmeter wurden über 24 Stunden die nasalen Flowgeschwindigkeiten, die Herz- und Atemfrequenz, sowie das Atemminutenvolumen kontinuierlich aufgezeichnet. Der klassische Nasenzyklus mit einem entgegengesetzt verlaufenden An- und Abschwellen der nasalen Schleimhaut, der laut bisherigem Wissensstand bei ca. 80 % der Erwachsenen vorliegt, konnte bei 71,1% der hier untersuchten Probanden mit Flusshindernis der Nase über 24 Stunden mindestens einmal registriert werden. Jedoch zeigte sich dieser Zyklus bei keinem der Probanden in seiner Reinform. Vielmehr lagen bei der Mehrheit der Probanden mehrere unterschiedliche Zyklustypen über die gesamte Messdauer vor. Der klassische Zyklus zeigte sich vor allem begünstigt durch körperliche Ruhe und Schlaf. Unter körperlicher Aktivität zeigte sich oftmals ein in concert Typ, der zusammen mit dem klassischen Zyklus die am häufigsten gezeigten Zyklusformen darstellt. Eine Abhängigkeit des Zyklustyps vom Vorliegen eines Flusshindernisses wurde statistisch belegt. So zeigte sich ein klassischer Zyklustyp bei Probanden mit Flusshindernis der Nase während des Schlafes sowie auch über die gesamte Messdauer betrachtet signifikant seltener als bei rhinologisch gesunden Probanden. Bei den Probanden, die sowohl während des Schlafes als auch während des Wachzustandes einen klassischen Zyklus aufwiesen, unterschieden sich die mittleren Phasendauern von 241 ± 166 min (Schlaf) und 171 ± 95 min (Wachzustand) nicht signifikant voneinander. Ebenso konnte keine Abhängigkeit der Phasendauer vom Vorliegen eines Flusshindernisses gefunden werden. Die Bandbreite der mittleren Phasendauern erstreckte sich insgesamt von 30 Min bis hin zu 700 Min und zeigt gemeinsam mit der großen Unterschiedlichkeit an vorliegenden Zyklustypen, dass der Nasenzyklus ein inter- und intraindividuell sehr variables, durch viele äußere Faktoren beeinflussbares, Phänomen darstellt. Die LRFM stellte sich in dieser Studie als unkomplizierte und zuverlässige Methode zur Untersuchung des Nasenzyklus dar, wenngleich sie zu den bisherigen Untersuchungen des Nasenzyklus selten herangezogen wurde.

Details

Language :
German
Database :
OpenAIRE
Accession number :
edsair.doi.dedup.....ddd7007266579dd933dcae6b3710fe2a