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Pandemie und Wertewandel?

Authors :
Anja Eder
Wolfgang Aschauer
Franz Höllinger
Martin Ulrich
Source :
Österreichische Zeitschrift für Soziologie
Publication Year :
2022
Publisher :
Springer Science and Business Media LLC, 2022.

Abstract

Soziologische Zeitdiagnosen suggerieren, dass tiefgreifende gesellschaftliche Krisen wie die COVID-19-Pandemie unsere Wertorientierungen infrage stellen und auch relativ kurzfristig ändern könn(t)en. Von dieser Beobachtung ausgehend, wird untersucht, ob es in Österreich im Zeitraum Mai 2020 bis März/April 2021 zu signifikanten Verschiebungen von Wertprioritäten nach der Skala von Shalom Schwartz kam. Als Datenmaterial dienen die beiden ersten Wellen der Panelstudie Values in Crisis. Für die Interpretation der Ergebnisse sind zwei theoretische Annahmen zentral: erstens die These eines zunehmenden Konservatismus und zweitens die These der Wirkmacht politischer Diskurse in Zeiten des (wieder)aufkeimenden Populismus. Besondere Berücksichtigung findet im Beitrag zudem eine methodologische Auseinandersetzung mit dem Wandel der Bedeutung von Fragebogenitems aufgrund der COVID-19-Pandemie. Die empirischen Analysen bestätigen - entgegen einigen aktuellen Zeitdiagnosen - eine deutliche Stabilität von Wertorientierungen. Verändert hat sich vor allem der Wert der Konformität, indem er für einen Teil der Bevölkerung wichtiger wurde; gleichzeitig verlor der Wunsch nach einer hedonistischen Lebensweise etwas an Bedeutung. Konformität wurde insbesondere für die Wähler*innen der Regierungsparteien wichtiger, während sich dieser Trend vor allem bei den Wähler*innen der FPÖ nicht zeigte. Da die beobachteten Verschiebungen von Wertprioritäten vor allem "pandemie-sensible" Wertedimensionen betreffen, lässt sich auf der Basis der vorliegenden Ergebnisse insgesamt eher von einer kurzfristigen Reaktion auf die Krise und weniger von einem längerfristigen Wertewandel ausgehen. Recent sociological diagnoses suggest that profound social crises such as the COVID-19 pandemic challenge our value orientations and could change them even in the relatively short term. Based on this observation, we investigate whether significant shifts in value priorities according to the Shalom Schwartz scale took place in Austria in the period May 2020 to March/April 2021. The first two waves of the Values in Crisis panel study serve as data material. Two theoretical assumptions are central to the interpretation of the results: first, the thesis of a trend toward conservatism and second, the thesis of the effective power of political discourses in times of (re)emerging populism. The article also pays special attention to a methodological discussion of changes in the meaning of questionnaire items due to the COVID-19 pandemic. The empirical analyses confirm a clear stability of value orientations. Above all, the value of conformity has changed, becoming more important for a significant part of the population; at the same time, the desire for a hedonistic lifestyle lost some of its importance. Conformity became more important, particularly for voters of the governing political parties, while this trend was not apparent, especially among voters of the FPÖ. Since the observed shift in value priorities mainly concerns “pandemic-sensitive” value dimensions, the results suggest a short-term reaction to the crisis rather than a long-term change in values.

Details

ISSN :
18622585 and 10110070
Volume :
47
Database :
OpenAIRE
Journal :
Österreichische Zeitschrift für Soziologie
Accession number :
edsair.doi.dedup.....d97f87f6cd080814c7ec52bbd57616fe
Full Text :
https://doi.org/10.1007/s11614-022-00505-z