Schulentwicklung, demographischer Einbruch und die Lehrer

Die Schulentwicklung in den neuen Bundeslandern gerat in den nachsten Jahren unter ganz erheblichen Druck. So werden, verfolgt man die aktuelle finanzpolitische Diskussion, die Sparzwange — sie sind naturlich Ergebnis politisch motivierter Prioritatensetzungen in Bund und Land — generell harter, so das eine Uberprufung aller staatlichen Aufgaben und Ausgaben erfolgt, die auch das Bildungswesen nicht auslassen kann. Fur das Bildungswesen in den neuen Landern entsteht in diesem Zusammenhang ein verstarkter Druck, weil der dramatische Einbruch der Geburtenzahlen Hoffnungen weckt, das hier ein wichtiges Sparpotential fur die Landeshaushalte liegt. Es besteht die Gefahr, das in der Zeit knapper Kassen Fragen der Schulentwicklung vor allem nach vordergrundig okonomischen Kriterien entschieden werden. Selbst wenn aufgrund okonomischer Kriterien die nach der Wende eingefuhrte Schullandschaft durch Schulschliesungen und Schaffung integrativer Systeme „bereinigt“ wurde, ist kaum zu verhindern, das in den dunn besiedelten Gebieten vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg aber auch in Thuringen und Sachsen-Anhalt andere Lehrer-Schuler-Relationen auftreten werden als in den grosstadtischen Ballungsgebieten etwa des Ruhr-Gebiets oder im Rhein-Main-Gebiet. In dunnbesiedelten ostdeutschen Regionen entstunden aber erhebliche Probleme z.B. bezuglich der Erreichbarkeit weiterfuhrender Schulangebote, wenn aufgrund der Lehrer-SchulerRelationen anderer Bundeslander Schuleinzugsbereiche eingerichtet wurden. Das die Entfernung zu den weiterfuhrenden Schulen schichtenspezifisch unterschiedlich den Zugang zu diesen Schulen beeinflust, ist ja bekannt. Es entsteht also ein Dilemma zwischen bildungsokonomischer Rationalitat und der bildungspolitischen Forderung nach moglichst groser Chancengleichheit.