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Pathologisches Horten und Sammeln als Erkrankung des Zwangsspektrums

Authors :
Bartosz Zurowski
Andreas Wahl-Kordon
Daniela Schön
Source :
Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie. 83:349-360
Publication Year :
2015
Publisher :
Georg Thieme Verlag KG, 2015.

Abstract

In den Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-IV wurde das pathologische Horten und Sammeln gar nicht bzw. nur unzureichend abgebildet. Da das Horten und Sammeln haufig unabhangig von der Zwangsstorung auftritt, ein anderes Komorbiditatsspektrum aufweist, unterscheidbare neuropsychologische und neurobiologische Korrelate vorliegen und Horten und Sammeln zudem sekundar bei verschiedenen psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen auftreten kann, wurde ‚Hoarding Disorder‘ im DSM5 als eigene Diagnose in die neu entstandene Kategorie der Zwangsspektrumsstorungen aufgenommen. Bildgebende Untersuchungen weisen auf funktionelle und strukturelle Defizite neuronaler Netzwerke hin, die Entscheidungsfindung, Aufmerksamkeitssteuerung, Handlungsplanung und emotionale Verarbeitung vermitteln. Im kognitiv-behavioralen Modell werden die wichtigsten Faktoren des Sammelzwangs wiedergegeben. Zu diesen zahlen Informationsverarbeitungsdefizite, maladaptive Vorstellungen uber und emotionale Bindung an Besitz sowie emotionaler Stress und Vermeidung. Da die Therapiebereitschaft oft geringer und die Therapieabbruchrate groser ist, wurde eine manualisierte, kognitiv-behaviorale Therapie speziell fur das Horten und Sammeln entwickelt. Die wichtigsten Behandlungskomponenten hierbei sind Modellverhalten, kognitive Strategien, graduierte Expositionen mit Reaktionsverhinderung im hauslichen Umfeld, Training des Ausrangierens und Ruckfallprophylaxe. Insbesondere bei fehlender Motivation fur eine Verhaltenstherapie ist die Pharmakotherapie mit einem SSRI zu empfehlen.

Details

ISSN :
14393522 and 07204299
Volume :
83
Database :
OpenAIRE
Journal :
Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie
Accession number :
edsair.doi.dedup.....84cc83f02adceb25dbca40ab028498f0
Full Text :
https://doi.org/10.1055/s-0035-1553154