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Inflammation im Kontext belastender Kindheitserfahrungen : der Einfluss von Steroidhormonen auf die Zytokinsekretion ex vivo

Authors :
Geiger, Martha Leonie
Kolassa, Iris-Tatjana
Waller, Christiane
Publication Year :
2018
Publisher :
Universität Ulm, 2018.

Abstract

Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung in der Kindheit (im Englischen: Childhood Maltreatment: CM) können sich negativ auf die Gesundheit betroffener Personen auswirken. Besonders stress-sensitiv zeigt sich hierbei das Immunsystem, welches u.a. durch von CM ausgelösten Veränderungen der physiologischen Stressantwort beeinträchtigt werden kann. Bereits bekannt sind Veränderungen der Kortisol- und Dehydroepiandrosteron-(DHEA)-Spiegel, eine Glukokortikoid-Rezeptor-Resistenz, eine verminderte Expression des Glukokortikoid-Rezeptors (GR) sowie eine chronische Entzündung, die wiederum zu altersassoziierten Erkrankungen führen kann. In dieser Dissertation sollte untersucht werden, ob sich die mit belastenden Kindheitserfahrungen assoziierte Inflammation durch veränderte Eigenschaften mononukleärer Zellen des peripheren Blutes (PBMC) im Sinne einer Voraktivierung der PBMC in vivo erklären lässt. Dafür wurden PBMC von N = 25 Frauen isoliert, kultiviert und dabei mit den Steroidhormonen Kortisol und DHEA sowohl separat als auch gemeinsam inkubiert. Anschließend wurde die Zytokinkonzentration im Überstand mit Hilfe eines Multiplex Bead-Based Assay bestimmt. Außerdem wurden die Spiegel der beiden Steroidhormone Kortisol und DHEA im Blutserum mittels Luminex Immunoassay bestimmt. Frauen mit belastenden Kindheitserfahrungen zeigten ex vivo eine höhere spontane und stimulierte Sekretion der pro-inflammatorischen Zytokine Interleukin 1β (IL-1β), IL-6 und Tumornekrosefaktor α (TNF-α). Es konnte außerdem gezeigt werden, dass es sich hierbei um einen dosisabhängigen Effekt handelt: Je mehr belastende Erfahrungen in der Kindheit, desto höher war die Zytokinsekretion. Die Steroidhormon-Spiegel im Blutserum zeigten keine Gruppenunterschiede. PBMC der CM+-Gruppe reagierten auf die Behandlung mit Kortisol allerdings nicht mit einer signifikanten Änderung der Zytokinsekretion, während Kortisol die Zytokinsekretion in der Kontrollgruppe im Sinne eines TH1-zu-TH2-Shifts zu beeinflussen vermochte. Die Behandlung mit DHEA zeigte gruppenübergreifend ebenfalls das Bild eines TH1-zu-TH2-Shifts. Die gleichzeitige Behandlung der PBMC mit Kortisol und DHEA gab einen kleinen Einblick in die Interaktion dieser beiden Hormone und einen erneuten Hinweis auf den spezifischen Effekt von DHEA auf die Sekretion von TNF-α. Die Ergebnisse legen nahe, dass Änderungen auf Ebene der Immunzellen – mutmaßlich des GR – maßgeblich an der mit CM assoziierten Inflammation beteiligt sind. Es erscheint nun umso wichtiger, in die Prävention von CM zu investieren, da die langfristigen Auswirkungen auf das inflammatorische System des Körpers eine mögliche Erklärung für den schlechteren Gesundheitszustand der Betroffenen darstellen.

Details

Language :
German
Database :
OpenAIRE
Accession number :
edsair.doi.dedup.....4228835d5f6ed8a8790c395e689747e3
Full Text :
https://doi.org/10.18725/oparu-8309