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Lebensqualität nach Therapie von inzidentellen Hirnaneurysmen

Authors :
Pawlikowski, Alexandra
Kapapa, Thomas
Lulé, Dorothée
Publication Year :
2019
Publisher :
Universität Ulm, 2019.

Abstract

In der vorliegenden Studie wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität mit Betrachtung der Angst/Depression sowie erlebte Defizite der Aufmerksamkeit bei Patienten mit nicht rupturiertem intracerebralem Aneurysma, die sich einer mikrochirurgischen oder endovasculären Versorgung unterzogen, evaluiert. Des Weiteren wurden mögliche Einflussfaktoren auf die Lebensqualität analysiert. Es wurden 177 Patienten erfasst, die sich innerhalb eines Zeitraums von 9 Jahren in Behandlung befanden. Diese Patienten erhielten standardisierte Fragebögen (Short Form 36 Health Survey (SF36), Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS), Fragebogen erlebter Defizite der Aufmerksamkeit (FEDA)) zur Evaluation der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie einen nicht standardisierten Fragebogen mit Fragen zur Lebenssituation. 79 Patienten (29 Männer, 50 Frauen) retournierten die Fragebögen und es erfolgte zusammen mit den zuvor erfassten retrospektiven Daten eine statistische Analyse mittels Einfaktorieller ANOVA, univariaten Varianzanalysen und post-hoc Tests nach Scheffe. Betrachtet man unsere Ergebnisse, zeigt sich, dass Patienten mit therapierten Aneurysmen in allen Bereichen eine reduzierte gesundheitsbezogene Lebensqualität aufweisen. Auch in den Bereichen Ermüdbarkeit und Verlangsamung sowie Angst schneiden unsere Patienten schlechter ab. Es zeigt sich jedoch auch, dass die gesundheitsbezogene Lebensqualität durch weitere Faktoren maßgeblich beeinflusst wird. Insbesondere durch die berufliche Situation sowie das Vorliegen von weiteren chronischen Erkrankungen, die die Patienten subjektiv in ihrer Lebensqualität einschränken und dies möglicherweise zu einem höheren Maß tun, als die Aneurysmabehandlung. So beeinflusst die aktuelle berufliche Situation, sowie das Vorliegen anderer lebensqualitätreduzierende Erkrankung alle Bereiche des SF 36 signifikant. Auch die Werte des HADS werden sowohl in der Angst-/ als auch der Depressionsskala hierdurch signifikant beeinflusst. So weisen Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig berentet sind im Allgemeinen schlechtere Werte auf, als Patienten, die aus Altersgründen berentet sind, vollzeit-/ teilzeitberufstätig sind, oder angaben Hausmann oder Hausfrau zu sein. Die Werte des FEDA zeigen hier jedoch nur im Bereich der Ermüdbarkeit und Verlangsamung eine signifikante Beeinflussung. Das Vorliegen belastender Ereignisse zeigt einen signifikanten Einfluss auf die Schmerzskala, die soziale Funktionsfähigkeit, das psychische Wohlbefinden sowie die psychische Summenskala des SF 36. Auch die Angst-Skala des HADS und die Ermüdbarkeit und Verlangsamung des FEDA zeigen hier eine signifikante Beeinflussung. Behandlungsassoziierte Faktoren haben hingegen in der vorliegenden Studie keinen so ausgeprägten Einfluss auf die Lebensqualität gezeigt. So hat die Art der Intervention oder die Dauer der Intervention keinen Einfluss auf die Werte des SF36, des HADS oder des FEDA gezeigt. Die Dauer des Intensivstationsaufenthaltes zeigt lediglich im Bereich der körperlichen Funktionsfähigkeit des SF 36 einen signifikanten Einfluss. Die Aneurysmaanzahl zeigt einen signifikanten Einfluss im Bereich der sozialen Funktionsfähigkeit, der Vitalität und des psychischen Wohlbefindens des SF36. In den Bereichen des FEDA zeigt sich kein signifikanter Einfluss. Im HADS zeigt sich hier ein signifikanter Einfluss auf die Angstskala. Das Vorliegen von Komplikationen wirkt sich signifikant auf die körperliche Rollenfunktion, die körperliche Funktionsfähigkeit, die emotionale Rollenfunktion sowie die körperliche Summenskala des SF 36 aus. Die Skalen des HADS werden nicht signifikant beeinflusst. Beim FEDA zeigt sich ein signifikanter Effekt im Bereich Ermüdbarkeit und Verlangsamung. Die Zeit zwischen Intervention und Befragung zeigt lediglich im Bereich der Schmerzskala des SF 36 einen signifikanten Effekt. Welchen Einfluss genau die Versorgung eines nicht rupturierten intracerebralen Aneurysmas auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die Kognition hat, lässt sich mit den vorliegenden Daten nicht abschließend klären. Es bedürfte größerer prospektiver Studien, mit Erhebung der Daten vor und nach der Intervention und ein besseres Verständnis des Stellenwertes der kognitiven Selbstbeurteilung. Maßnahmen, die die Patienten unterstützen, wie z.B. psychologische Begleitung oder berufliche Rehabilitation erscheinen sinnvoll, gerade bei Patienten mit weiteren chronischen Erkrankungen oder nach stattgehabter Komplikation.

Details

Language :
German
Database :
OpenAIRE
Accession number :
edsair.doi.dedup.....1af2fe1ac28beac8ea1174af7e083c01