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Prospektive Beobachtungsstudie zur Beurteilung der Nierenfunktion mittels Cystatin-C und NGAL bei Patienten nach Kontrastmittelexposition im Rahmen einer diagnostischen/interventionellen Angiografie
- Publication Year :
- 2017
- Publisher :
- Universität Ulm, 2017.
-
Abstract
- Die akute Nierenschädigung (AKI), ehemals als Akutes Nierenversagen (ARF) bezeichnet, ist ein bedeutendes klinisches Problem mit steigender Inzidenz und hoher Mortalität. Kreatinin als üblicher Marker der Nierenfunktion scheint in der Frühdiagnostik nicht sensitiv genug eine grenzwertig bis leicht eingeschränkte Nierenfunktion anzuzeigen. Patienten mit einer vorbestehenden Nieren-funktionseinschränkung prädisponieren somit unter Kontrastmittelapplikation für Komplikationen, wie den Übergang in eine akute Nierenschädigung. Die Kontrastmittel-induzierte Nephropathie (CIN) ist damit mittlerweile eine der führenden Ursachen für eine Nierenfunktionsstörung in der Klinik. In der vorliegenden prospektiven, klinischen Beobachtungsstudie mit 37 Patienten untersuchten wir, inwieweit eine Beurteilung der Nierenfunktion und Nieren-schädigung mittels Bestimmung von Cystatin-C im Serum, Neutrophil gelatinase-associated lipocalin (NGAL) im Urin oder der berechneten glomerulären Filtra-tionsrate nach der vereinfachten „Modification of Diet in Renal Disease“-Studienformel (GFR nach MDRD2) genauso oder besser möglich ist als mit Hilfe der Bestimmung von Kreatinin im Serum. Unsere Studienpopulation setzte sich aus einem gefäßchirurgischen Patientengut zusammen. Die Patienten waren für eine diagnostische/interventionelle Angiografie in der Klinik und hatten aufgrund der nephrotoxischen Medikation (Röntgenkontrastmittel) ein erhöhtes Risiko für eine postinterventionelle akute Nierenschädigung. Zur Bestimmung der Biomarker wurden von den Patienten präinterventionell sowie am ersten, zweiten und dritten Tag nach der Intervention Blut- und Urinproben gesammelt. Wir untersuchten, ob zur Erkennung bereits präinterventionell bestehender renaler Funktionsstörungen das Cystatin-C im Serum den etablierten Markern Kreatinin im Serum und der GFR nach MDRD2 überlegen ist. Die Auswertung der präinter-ventionellen Messwerte sollte zeigen, ob durch den Vergleich der verschiedenen Biomarker pathologisch erhöhte Messwerte signifikant unterschiedlich häufig auf-traten. Wir verglichen Cystatin-C gegenüber Kreatinin sowie gegenüber der GFR nach MDRD2. Weiterhin untersuchten wir die Hypothese, dass es zur Detektion einer postinterventionellen akuten Nierenschädigung, im Speziellen auch einer Kontrastmittel-induzierten Nephropathie, sensiblere Biomarker als Kreatinin im Serum gibt. Untersucht wurden dabei Cystatin-C im Serum, NGAL im Urin und die GFR nach MDRD2. Die Auswertung der postinterventionellen Messwerte sollte zeigen, wie oft es zu einem Anstieg auf das 1,5-Fache, im Speziellen zu einem Anstieg ≥ 25%, des präinterventionellen Wertes, beziehungsweise bei der GFR zu einem Abfall auf das 0,75-Fache des Ausgangswertes und damit zu einer akuten Nierenschädigung kam. Grundlage hierfür waren die RIFLE- bzw. ESUR-Kriterien. Wie unsere Ergebnisse zeigen, sind die Messwerte von Cystatin-C im Serum präinterventionell signifikant häufiger (P=0.001) erhöht als die von Kreatinin im Serum. Dies bestätigt die überwiegende Haltung in der Fachliteratur, wonach Cystatin-C sensibler milde Funktionsveränderungen der Niere anzeigt als Kreatinin. Bezüglich der Häufigkeiten von erhöhtem Cystatin-C im Serum und einer erniedrigten GFR nach MDRD2 ergab sich präinterventionell kein signifikanter Unterschied (p=1.000). Eine Cystatin-C-basierte Formel zur Berechnung bzw. Schätzung der GFR hätte hier durch die Berücksichtigung von Kofaktoren eventuell einen besseren Vergleich erlaubt. Betrachtet man die für die postinterventionellen Messwerte zugrunde gelegten RIFLE-Kriterien, so trat laut NGAL bei 49%, laut GFR nach MDRD2 bei 3% und laut Kreatinin im Serum und Cystatin-C im Serum bei keinem der Patienten eine akute Nierenschädigung auf. Die ESUR-Kriterien zur Diagnose einer CIN liefern hier ähnliche Ergebnisse (CIN laut NGAL bei 57%, laut Cystatin-C und Kreatinin bei je 8%). NGAL zeigt somit möglicherweise auch kleinste Schädigungen der Niere frühzeitig an, die durch andere Marker unerkannt bleiben. Die klinische Relevanz dieser Schädigungen ist allerdings unklar. Ebenso lassen sich die Wertigkeiten der GFR nach MDRD2 wie auch der Cystatin-C-Messung zur Detektion einer postinterventionellen akuten Nierenschädigung durch die Ergebnisse unserer Studie nicht abschließend klären. Eine Beurteilung der Nierenfunktion und Nierenschädigung durch die Bestimmung von Cystatin-C im Serum und NGAL im Urin liefert im Vergleich zu den etablierten Markern der Nierenfunktion wertvolle Informationen. Es scheint daher sinnvoll, gerade bei gefährdeten Patienten, diese Marker routinemäßig zu bestimmen, um präinterventionell Nierenfunktionsstörungen besser zu erkennen und postinterventionell schneller eine zielgerichtete Therapie einleiten zu können.
Details
- Language :
- German
- Database :
- OpenAIRE
- Accession number :
- edsair.doi.dedup.....0f4bdb36c6053cb3479839bc1fa3d5d7