Kritik, Aktivismus und Prospektivität. Politische Strategien im postjugoslawischen Dokumentarfilm

Während des Zerfalls von Jugoslawien und der Bildung neuer Nationalstaaten entstand in der Region ein reges Dokumentarfilmschaffen, das sich den dominanten Rhetoriken der Politik entgegenstellte. Anhand dieses Filmkorpus untersucht die Studie die Bedingungen der Filmproduktion und -rezeption vor dem Hintergrund der komplexen politischen Zusammenhänge und fragt nach den Möglichkeiten der gesellschaftlichen Aktivierung. Die Autorin zeigt, wie die Filme mittels innovativer formalästhetischer Strategien die Widersprüche der existierenden Verhältnisse in ihrer unüberschaubaren Vielschichtigkeit aufdeckten und so die Reflexion der Zuschauerinnen und Zuschauer anzuregen versuchten. Ihre präzisen Analysen führen sie zu Erkenntnissen darüber, wie politischaktivierende Dokumentarfilme eine zukünftige Realität evozieren, die als eine ‹sich formende› gedacht werden muss. Zudem rückt ihre Forschungsarbeit ein Filmschaffen in den Blick, das bislang kaum die ihm gebührende Aufmerksamkeit erhalten hat. Andrea Reiter ist Filmwissenschaftlerin und Dokumentarfilmerin. Ihre Studie entstand im Rahmen des Forschungsprojekts «Alternative Weltentwürfe. Der politisch-aktivistische Dokumentarfilm» am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich.