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Komplexverletzung des Ellbogengelenks

Authors :
R. Klemme
Andreas Seekamp
G. Regel
M. Blauth
K. Kuhn
Harald Tscherne
Source :
Trauma und Berufskrankheit. 2:S74-S80
Publication Year :
2000
Publisher :
Springer Science and Business Media LLC, 2000.

Abstract

Zusammenfassung Das komplexe Gelenktrauma ist definiert als Fraktur bzw. Luxation eines Gelenks mit ¶begleitendem schweren Weichteilschaden ¶(> zweitgradig) und/oder Serienverletzung und/oder Gefas- oder Nervenverletzung. Insbesondere beim Ellbogengelenk fuhrt dies haufig zu einer schwerwiegenden und manchmal dauernden Beeintrachtigung der oberen Extremitat. Es ist daher von besonderer Bedeutung, ein standardisiertes Behandlungskonzept zu beachten. Eine Analyse unseres Patientenkollektivs zeigte bei insgesamt 773 Frakturen des Ellbogengelenks im Zeitraum von 1981–1991 224 Komplexverletzungen (29%), davon 68% bei polytraumatisierten Patienten. Distaler Humerus und proximaler Unterarm waren annahernd gleichermasen beteiligt. Ein Sonderfall stellt der Floating elbow mit 6% dar. Die Halfte der Patienten hatte einen schweren Weichteilschaden, 82% davon offen. Neben einem Kompartmentsyndrom (23,8%) sahen wir in 63,5% der Falle eine Nerven- und in 25,4% eine Gefasverletzung. Bei der primaren operativen Therapie ist moglichst eine definitive Versorgung aller Verletzungen der oberen Extremitat anzustreben. Eine stabile Osteosynthese ermoglicht die rasche Mobilisierung, eine Transfixation des Gelenks ist nur in Ausnahmefallen gerechtfertigt. Im Bereich des distalen Humerus haben sich, wie am proximalen Unterarm, die Prinzipien der AO bewahrt. Fur eine adaquate Rekonstruktion des Gelenks sind haufig erweiterte operative Zugange angezeigt. Insbesondere bei der Versorgung der proximalen Ulna haben sich indirekte Repositionstechniken etabliert. Radiuskopfchen und Coronoid stellen wichtige dynamische Stabilisatoren dar. Bei der Weichteilversorgung sind meist nur lokal rekonstruktive Masnahmen erforderlich. Die Indikation zur Kompartmentspaltung des Unterarms sollte bei diesen Verletzungen groszugig gestellt werden. Die Diagnose und Therapie einer begleitenden Gefasverletzung sollten aufgrund der sonst resultierenden prolongierten Ischamiezeit rasch erfolgen. Bei Verzogerung ist ein intraluminaler Shunt indiziert. Bei den Nervenverletzungen ist eine initiale operative Versorgung nur im Einzelfall (bei scharfer Durchtrennung) angezeigt, ansonsten erfolgt eine sekundare Versorgung im Intervall nach 3 Monaten. Das Rehabilitationsergebnis wird durch die Art der initialen Behandlung stark beeinflust. Nur bei rascher Mobilisierung und intensiver krankengymnastischer Anleitung kann bei diesen schweren Verletzungen ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden. Eine geplante Arthrolyse spatestens nach 6 Monaten, ggf. mit Teilimplantatentfernung, kann dieses Ergebnis noch deutlich verbessern.

Details

ISSN :
14366274
Volume :
2
Database :
OpenAIRE
Journal :
Trauma und Berufskrankheit
Accession number :
edsair.doi...........cab36e4e1081d8ebe531bf3fab8f0746
Full Text :
https://doi.org/10.1007/pl00014930