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Neurootologie: Grenzfälle zwischen Ohr und Gehirn

Authors :
J. Gerb
Valerie Kirsch
Andreas Zwergal
M. Dieterich
J. Dlugaiczyk
Sandra Becker-Bense
Source :
Der Nervenarzt. 89:1106-1114
Publication Year :
2018
Publisher :
Springer Science and Business Media LLC, 2018.

Abstract

Schwindel als haufiges Leitsymptom in der klinischen Praxis kann otologische, neurologische, internistische und psychiatrische Ursachen haben und stellt damit eine interdisziplinare Herausforderung dar. Durch eine systematische Anamnese und umfassende klinische Untersuchung gelingt in aller Regel eine eindeutige Zuordnung zu peripher-, zentral- oder nicht-vestibularen Krankheitsbildern. Wichtige Unterscheidungskriterien sind dabei der zeitliche Verlauf, die Art der Symptome, modulierende Faktoren und begleitende Symptome. Fur die klinische Untersuchung sind folgende Tests relevant: Kopfimpulstest, Untersuchung auf Spontannystagmus, Lagenystagmus, zentrale okulomotorische Zeichen und Romberg-Test. Dennoch gibt es neurootologische Grenzfalle, bei denen eine kombinierte peripher- und zentral-vestibulare Storung vorliegt. Ein Verschluss der A. cerebelli anterior inferior fuhrt zu einer Ischamie des Labyrinths und Zerebellums und verursacht dadurch einen akut auftretenden Schwindel mit unilateralem Horverlust. Bei rezidivierend auftretenden Schwindelattacken mit Ohrsymptomen und Kopfschmerzen gibt es ein Uberlappungssyndrom zwischen einem Morbus Meniere und einer vestibularen Migrane, das haufig einer dualen prophylaktischen Therapie bedarf. Patienten mit chronischem Schwankschwindel und Gangunsicherheit konnen unter dem Krankheitsbild CANVAS leiden, bei dem eine bilaterale Vestibulopathie zusammen mit einer Polyneuropathie und einem zerebellaren Syndrom auftritt. Chronische Schwindelbeschwerden mit peripher- und zentral-vestibularen Zeichen findet man auch bei Raumforderungen im Kleinhirnbruckenwinkel mit Kompression zentraler Strukturen. Zusammenfassend sollten in der Diagnostik bei Schwindel daher immer peripher- und zentral-vestibulare sowie okulomotorische Funktionen gepruft werden.

Details

ISSN :
14330407 and 00282804
Volume :
89
Database :
OpenAIRE
Journal :
Der Nervenarzt
Accession number :
edsair.doi...........b6ddf3140a7ea88befc798b170894a9c
Full Text :
https://doi.org/10.1007/s00115-018-0598-x