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Schwere orale Mukositis bei einem Patienten mit HIV-Infektion

Authors :
Wolfgang Guggemos
Thomas Löscher
Clemens-Martin Wendtner
A Meurer
N Ehlert
M Seilmaier
Source :
DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift. 138:1601-1605
Publication Year :
2013
Publisher :
Georg Thieme Verlag KG, 2013.

Abstract

Anamnese und klinischer Befund: Ein 50-jahriger Patient mit HIV-Infektion (Erstdiagnose vor > 20 Jahren) stellte sich aufgrund einer ausgepragten oralen Mukositis erstmals vor. Eine antiretrovirale Therapie (ART) mit Tenofovir, Emtricitabin und Raltegravir war 2 Monate zuvor eingeleitet worden. Opportunistische Infektionen waren bislang nicht aufgetreten; es bestanden keine weiteren Vorerkrankungen. Ausereuropaische Auslandsaufenthalte wurden verneint; im Sommer hielt sich der Patient mehrere Wochen in Spanien auf. Untersuchungen, Diagnose: Bei der korperlichen Untersuchung fiel eine deutliche Schwellung der Lippen und eine ausgepragte ulzerierende Mukositis auf. Der Patient klagte uber starke Schluckbeschwerden. Laborchemisch zeigten sich keine Auffalligkeiten. In einem Abstrich sowie einer Biopsie buccal wurden mikroskopisch Leishmanien nachgewiesen. Mittels PCR konnte die Diagnose einer mukokutanen Leishmaniose durch Leishmania-donovani-Komplex gestellt werden. Therapie und Verlauf: Der Patient wurde zunachst mit liposomalem Amphotericin B (1 mg/kg KG) uber 21 Tage behandelt. Aufgrund der Immunsuppression wurde eine Erhaltungstherapie (liposomales Amphotericin B, 3 mg/kg KG alle 3 Wochen) durchgefuhrt. Dennoch kam es 4 Monate nach der Erstmanifestation zu einem klinischen Rezidiv mit kulturellem Nachweis von Leishmanien aus einer Mundschleimhautbiopsie. Nach einem weiteren 21-tagigen Therapiezyklus mit liposomalem Amphotericin B (3 mg/kg KG) und gleichzeitiger Gabe von Miltefosin (150 mg/d) ging die Mukositis vollstandig zuruck. Seither wird eine Erhaltungstherapie mit Amphotericin B (3 mg/kg KG) als Einmalgabe alle 3 Wochen durchgefuhrt. Die ART wurde unmittelbar nach Beendigung der Rezidivtherapie aufgrund erhohter Nierenretentionswerte auf Abacavir, Lamivudin und Raltegravir umgestellt. Der klinische Zustand ist seither stabil, weitere opportunistische Erkrankungen manifestierten sich nicht. Die CD4 Zellen betrugen zuletzt 456/µl bei einer HI-Viruslast von 340 Kopien/ml. Folgerung: Leishmanien konnen bei schlechter Immunlage lebenslang im Korper persistieren und reaktiviert werden. Daher ist die Leishmaniose auch eine ernstzunehmende Infektion bei Patienten mit HIV-Infektion. Speziell bei Immunsupprimierten konnen atypische klinische Manifestationen einer Leishmaniose auftreten. Bei HIV-Patienten ist die Therapie der Leishmaniose erschwert, eine Erhaltungstherapie (im Anschluss an die Standardtherapie) bei Helferzellen

Details

ISSN :
14394413 and 00120472
Volume :
138
Database :
OpenAIRE
Journal :
DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift
Accession number :
edsair.doi...........9fadbaffb8596498c9dcaa74a4f1f1d8
Full Text :
https://doi.org/10.1055/s-0033-1343296