Bau und Dichte der menschlichen Spongiosa in Rippe, Wirbel und Becken als Ausdruck der statischen Funktion

1. Spongiosa des Skelets ist besonders geeignet, erste Veranderungen eines gestorten Gleichgewichts im Knochenumbau erkennen zu lassen. Normwerte uber Balkchenbreite und Spongiosadichte in den einzelnen Skeletteilen bilden Voraussetzung einer exakten Beurteilung quantitativer Veranderungen des Skelets ohne sonstige grobe morphologische Symptome. 2. Es werden deshalb Messungen der Knochenbalkchenbreite, ihrer Flache und Dichte aus der Spongiosa der 4. Rippe, des 1. Lendenwirbelkorpers und des linken Darmbeinkamms von 102 Leichen durchgefuhrt und Normwerte der Balkchenbreite und der Spongiosaadichte fur insgesamt 10 Altersgruppen errechnet. 3. In jedem Alter ist das Spongiosabalkchen der Rippe schmaler als das der Lendenwirbel, die Breite der Balkchen im Wirbel und im Beckenkamm etwa gleich. Die Spongiosdichte des Beckenkamms liegt jedoch erheblich uber der des Wirbels und der Rippe. 4. Die Balkchenbreite und -dichte erreicht bei 16- bis 25jahrigen ihren hochsten Wert und fallt mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab. Die Grenze zur Altersosteoporose liegt bei etwa 65 Jahren. Der kontinuierliche Abfall der Spongiosadichte fuhrt in den Jahren vor 65 zu Zustanden, die als Praosteoporose bezeichnet werden. 5. Bis zum 40. Lebensjahr haben Frauen durchschnittlich starkere Knochenbalkchen und eine dichtere Spongiosa als Manner gleichen Alters. Nach dem 40. Lebensjahr setzt aber bei der Frau im Vergleich zum Mann ein groserer Verlust an Knochensubstanz ein, der die Werte der Altersosteoporose erreicht oder ubertrifft, allerdings vorubergehend ist und einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren einnimmt. Man kann von einer passageren Praosteoporose der Frau im Klimakterium sprechen. Im hoheren Alter gleicht sich die Frau wieder dem Mann an. 6. Ubermasiger Schwund der Spongiosa wird im Vergleich zu Normwerten bei kindlichen Leukamien, bei Cushing-Osteoporose und bei sekundarem Hyperparathyreoidismus, eine ubermasige Zunahme bei eosinophilem Hypophysenadenom festgestellt. 7. Der ursprungliche Bauplan der Spongiosa ist die Netz- oder Verbundform, die die hochste Stabilitat gegen allseitige Druck- und Zugkrafte gewahrleistet. Eine Ausrichtung der Spongiosabalkchen nach Druck- und Zuglinien in spateren Lebensjahren kommt durch einen negativen Auslesevorgang zustande (negative Anpassung), da im Zuge des standigen Umbaus von Knochengewebe die auserhalb der Druck- und Zuglinien liegenden Balkchen nicht erneuert werden.