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Die Rolle des Wissens angehender Mathematiklehrkräfte beim Diagnostizieren schwierigkeitsgenerierender Aufgabenmerkmale. Erkenntnisse aus Eye-Tracking Stimulated Recall Interviews

Authors :
Saskia Schreiter
Markus Vogel
Markus Rehm
Tobias Dörfler
Source :
Journal für Mathematik-Didaktik. 43:101-133
Publication Year :
2022
Publisher :
Springer Science and Business Media LLC, 2022.

Abstract

ZusammenfassungDie Schwierigkeit von Mathematikaufgaben wird neben fachlichen Aufgabenmerkmalen auch von instruktionalen Merkmalen bestimmt. Auf der Grundlage eines Modells der Informationsverarbeitung wird angenommen, dass angehende Lehrkräfte ihr Wissen nutzen, um schwierigkeitsgenerierende Aufgabenmerkmale zu identifizieren und hinsichtlich ihrer Schwierigkeit für Schülerinnen und Schüler zu evaluieren. Zur Prüfung dieser Modellannahmen wurden in der vorliegenden Studie drei Studiengruppen beiN = 46 Lehramtsstudierenden verglichen: In der ersten Gruppe erwarben die Teilnehmenden Wissen über typische Schwierigkeiten von Lernenden und spezifische schwierigkeitsgenerierende Aufgabenmerkmale (Wissensbedingung). Die zweite Gruppe (Sensibilisierungsbedingung) diente der Kontrolle, dass mögliche Unterschiede beim diagnostischen Urteilen in der Wissensbedingung nicht nur auf einer reinen Sensibilisierung hinsichtlich diagnoserelevanter Merkmalskategorien basieren. Entsprechend wurden die Teilnehmenden lediglich über einen kurzen Prompt auf Merkmalskategorien hingewiesen, die beim Diagnostizieren zu berücksichtigen sind. Die dritte Gruppe diente zur zusätzlichen Kontrolle und erhielt kein Treatment. Als Diagnosegegenstand wurden Mathematikaufgaben aus zwei Inhaltsbereichen (Brüche und Winkel) eingesetzt, zwischen denen schwierigkeitsgenerierende fachliche und instruktionale Aufgabenmerkmale systematisch variiert sind. Anhand von Eye-Tracking Technologie und Stimulated Recall Interviews wurden Indikatoren für die angenommenen Informationsverarbeitungsprozesse beim Diagnostizieren erhoben und zwischen den Bedingungen verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass angehende Lehrkräfte der Wissensbedingung im Vergleich zur Kontrollbedingung schwierigkeitsgenerierende Aufgabenmerkmale häufiger identifiziertenundhinsichtlich ihrer Schwierigkeit für Schülerinnen und Schüler korrekt evaluierten. Eine reine Sensibilisierung hinsichtlich diagnoserelevanter Merkmalskategorien führte hingegen überwiegend nur dazu, dass angehende Lehrkräfte bei der Identifikation, nicht jedoch bei der Evaluation von schwierigkeitsgenerierenden Aufgabenmerkmalen besser abschnitten im Vergleich zur Kontrollbedingung. Dies zeigte sich bei beiden Inhaltsbereichen (Brüche und Winkel) und Merkmalskategorien (fachlich und instruktional). Die Analyse der Blickbewegungsdaten legt darüber hinaus nahe, dass spezifisches Wissen schnellere Informationsverarbeitungsprozesse und ein effizienteres Vorgehen beim Diagnostizieren von Aufgabenschwierigkeiten ermöglicht. Die Befunde werden in Hinblick auf Implikationen für die Lehrkräfteausbildung und weiteren Forschungsbedarf diskutiert.

Subjects

Subjects :
General Mathematics
Education

Details

ISSN :
18692699 and 01735322
Volume :
43
Database :
OpenAIRE
Journal :
Journal für Mathematik-Didaktik
Accession number :
edsair.doi...........8fc58a83ba1b38d24d3d4606a89705ff
Full Text :
https://doi.org/10.1007/s13138-022-00203-z