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Primär- und Sekundärprozess bei Angst und Depressivität im psychoanalytischen Erstinterview

Authors :
Hendrik Berth
Matthias Romppel
Jörg Frommer
Source :
Forum der Psychoanalyse. 21:201-209
Publication Year :
2005
Publisher :
Springer Science and Business Media LLC, 2005.

Abstract

Vorgestellt wird eine quantitative inhaltsanalytische Untersuchung an 46 psychoanalytischen Erstinterviews, die mit Angstpatienten und depressiven Patienten in Dusseldorf und Magdeburg gefuhrt wurden. Im Mittelpunkt der Methodik steht das „Regressive Imagery Dictionary“ (RID), ein computergestutztes Verfahren mit 43 Einzelkategorien, die zu den drei Indikatoren primarprozesshafter Inhalt, sekundarprozesshafter Inhalt und Emotionalitat zusammengefasst werden. Die durchgefuhrten Subgruppenvergleiche beziehen sich auf Unterschiede zwischen Angstpatienten und depressiven Patienten sowie ostdeutschen (Magdeburg) und westdeutschen (Dusseldorf) Patienten. Die Ergebnisse zeigen in den Texten der ostdeutschen Patienten ein hoheres Mas an primarprozesshaften Inhalten, insbesondere in den Kategorien Passivitat und regressive Kognition. Bezuglich der Diagnosegruppen zeigen die Angstpatienten gegenuber den depressiven Patienten ein hoheres Mas an primarprozesshaften Inhalten in der Subkategorie Oralitat. Es zeigt sich, dass in psychoanalytischen Interviews nicht nur diagnosespezifische Inhalte thematisiert werden, sondern auch kultureller Hintergrund, Geschlecht und Bildung von Bedeutung sind. Die Studie leistet einen Beitrag zur Identifizierung automatisch erfassbarer Textmerkmale, die charakteristisch fur die in einer qualitativen Studie gefundenen idealtypischen nosologischen Konstrukte der neurotischen Depression und der phobisch-angstneurotischen Erkrankung sind. Hierbei ist der depressive Idealtypus durch eine Uberidentifikation mit Werten, durch das Gefuhl der Abhangigkeit von einer schadigenden Person, durch Selbstwertprobleme, Hemmung und den unerfullten Wunsch, geliebt zu werden, gekennzeichnet. Der Angsttypus zeichnet sich durch ein klischeehaft positives Bild der eigenen Personlichkeit aus sowie durch die Gefuhle, falsch verstanden, ausgenutzt, nicht ernst genommen und zum Ausenseiter gemacht zu werden, sodass er bei nachlassenden Kraften im Kampf um Leistung nicht mehr mithalten kann.

Details

ISSN :
14370751 and 01787667
Volume :
21
Database :
OpenAIRE
Journal :
Forum der Psychoanalyse
Accession number :
edsair.doi...........7c3dbb95d90c84fe43dd6a660ce002c8
Full Text :
https://doi.org/10.1007/s00451-005-0233-x