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Stress im Unterricht? Prozessanalysen zu Interaktionseffekten unterrichtlicher Anforderungen und individueller Ressourcenbewertungen auf physische und psychische Stresssymptome von Berufsschüler/innen

Authors :
Tobias Kärner
Julia Warwas
Source :
Unterrichtswissenschaft. 46:185-214
Publication Year :
2018
Publisher :
Springer Science and Business Media LLC, 2018.

Abstract

Der Beitrag untersucht stressbegunstigende bzw. -mindernde Bedingungskonstellationen wahrend des berufsschulischen Unterrichts auf Basis des transaktionalen Stressmodells. Dementsprechend interessiert vor allem, inwieweit Einschatzungen eigener Bewaltigungsfahigkeiten seitens der Schuler/innen die Beziehung zwischen beobachtbaren Unterrichtsanforderungen und psychischen wie auch physischen Stressreaktionen moderieren. Der Analyse liegen Daten von 53 angehenden Industriekaufleuten zugrunde, welche uber drei Wochen im Fach „Betriebswirtschaftliche Geschaftsprozesse“ untersucht wurden. Die Unterrichtsstunden wurden videografiert und von trainierten Beobachtern hinsichtlich situativer Anforderungen kodiert. Zudem bewerteten die Lernenden im zehnminutigen Rhythmus ihre situationsspezifischen Bewaltigungsfahigkeiten wie auch ihre Stressempfindungen. Kardiovaskulare Parameter wurden kontinuierlich uber Brustgurte gemessen. Situationsubergreifende Einschatzungen kontextrelevanter Bewaltigungsfahigkeiten (schulische Selbstwirksamkeitserwartungen) wurden im Vorfeld der Videoaufzeichnungen mittels Fragebogen erfasst. Als Kontrollvariablen wurden zudem objektivierbare individuelle Bewaltigungsressourcen (domanenspezifisches Fachwissen) sowie zeitstabile Personenmerkmale test- bzw. fragebogengestutzt erhoben. Fur die statistischen Auswertungen wurden die Haupteffekte schulischer Selbstwirksamkeitserwartungen (SWK), situativer Bewaltigungsfahigkeiten (BF) und situativer Unterrichtsanforderungen (UA) sowie die Interaktionseffekte zwischen Ressourcenbewertungen und Unterrichtsanforderungen auf das Stresserleben und die Herzrate mehrebenenanalytisch modelliert. Entsprechend des transaktionalen Paradigmas zeigen sich differenzielle Beziehungen zwischen UA und psychischen Stressreaktionen in Abhangigkeit individueller Ressourceneinschatzungen, welche unter Kontrolle weiterer stressrelevanter Pradiktoren fur die SWK signifikant ausfallen. Lernende mit unterdurchschnittlichen SWK verzeichnen demnach bei wachsenden UA den grosten Anstieg des Stresserlebens. Fur die situativen BF zeichnet sich ein ahnliches, wenngleich nicht signifikantes Muster ab. Entsprechend des Korrespondenzerfordernisses von Ressourceneinschatzungen und Zielkategorien liefern aber situative BF grosere eigenstandige Beitrage zur Erklarung situativ variierender Stressempfindungen als die situationsubergreifende schulische SWK. Dient als Zielvariable jedoch der physische Stressindikator (Herzrate), der erwartungskonform schwach mit dem psychischen Indikator kovariiert, lassen sich diese Ergebnisse nicht replizieren. Forschungs- und unterrichtspraktische Implikationen der Befunde werden diskutiert.

Details

ISSN :
2520873X and 03404099
Volume :
46
Database :
OpenAIRE
Journal :
Unterrichtswissenschaft
Accession number :
edsair.doi...........698d6a6817485332a086ead98bb90343
Full Text :
https://doi.org/10.1007/s42010-018-0014-z