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Prinzipien und Diskurs – Ein Ansatz theoretischer Rechtfertigung der ethischen Fallbesprechung und Ethikkonsultation

Authors :
Stella Reiter-Theil
Heidi Albisser Schleger
Barbara Meyer-Zehnder
Marcel Mertz
Source :
Ethik in der Medizin. 26:91-104
Publication Year :
2013
Publisher :
Springer Science and Business Media LLC, 2013.

Abstract

Medizinethische Entscheidungsfindungsmodelle mussen nachweisen konnen, weshalb die mit ihnen getroffenen Entscheidungen richtig oder zumindest „belastbar“ sind. Hierfur sind theoretische Rechtfertigungsansatze aus der Ethik unverzichtbar. Der Klinischen Ethik wird aber mitunter ein Mangel an theoretischer Fundierung vorgeworfen. Um diesem Vorwurf entgegenzutreten, soll unter Bezugnahme auf ein Projekt der Klinischen Ethik („METAP“) die ethische Unterstutzung in Form der ethischen Fallbesprechung und der Ethikkonsultation mittels Prinzipienethik und Diskursethik gerechtfertigt werden. Prinzipienethik und Diskursethik konnen einander uber das Medium der ethischen Fallbesprechung oder Ethikkonsultation fruchtbar erganzen. So konnen einige theoretische und praktische Schwachen der beiden Ansatze durch den jeweils anderen abgefedert werden. Die Diskursethik ubernimmt bspw. die Sicherung der ethischen Gultigkeit von moralischen Entscheidungen bzw. Handlungsnormen und vermindert dadurch ein Rechtfertigungsdefizit, welches bei einem rein prinzipienorientierten Verfahren auftritt. Umgekehrt antwortet die Prinzipienethik u. a. auf Fragen der ethischen Angemessenheit und dient v. a. der adaquaten Einzelfallentscheidung. Durch die Integration des einen Ansatzes in den anderen ist eine umfassendere Rechtfertigungsleistung erzielbar als bei einem alleinigen Einsatz von Prinzipienethik oder Diskursethik. Selbst wenn einige Herausforderungen bestehen bleiben und auch das integrierte Modell moralische Dissense nicht immer verhindern kann, vermag es durch seine „doppelte“ Absicherung (Prinzipien und Diskurs) ein praktisches Vertrauen in die getroffene ethische Entscheidung zu starken und so der Klinischen Ethik mehr „Robustheit“ zu geben, als sie bisher besitzt.

Details

ISSN :
14371618 and 09357335
Volume :
26
Database :
OpenAIRE
Journal :
Ethik in der Medizin
Accession number :
edsair.doi...........616c04f36e35015d59fe93101aa0e4d5
Full Text :
https://doi.org/10.1007/s00481-013-0243-y