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Versorgungsforschung vor neuen Herausforderungen: Konsequenzen für Definition und Konzept
- Source :
- Das Gesundheitswesen. 78:689-694
- Publication Year :
- 2016
- Publisher :
- Georg Thieme Verlag KG, 2016.
-
Abstract
- Die Versorgungsforschung befindet sich in einem raschen und eindrucksvollen Entwicklungsprozess. Ausgehend von der Umsetzungsproblematik individueller Behandlungsmethoden (efficacy-effectiveness-gap) und der sozialwissenschaftlichen Analyse von Versorgungsstrukturen bzw. -prozessen stehen aktuell komplexe Interventionen auf Organisations- und Systemebene im Vordergrund. Diese Entwicklung geht in erster Linie auf die Einrichtung des Innovationsfonds im Jahr 2015 zuruck, der die Evaluation von ambulanten und sektorubergreifenden Strukturreformen zum Ziel hat. Weiterhin wird der Nutzen- und Verbesserungsperspektive auf individueller Patienten- und Populationsebene grosere Aufmerksamkeit zuteil. Vor diesem Hintergrund wird eine Anpassung der Definition von Versorgungsforschung vorgenommen, die den Interventionsbegriff uber die individuelle Behandlung hinaus erweitert und die Begriffspaare Patienten/Populationen sowie die Zielorientierung Nutzen bzw. Angemessenheit sowie Verbesserung aufnimmt. Parallel wird eine Aktualisierung des sog. Throughput-Modells vorgeschlagen, die 4 Aspekte umfasst: (1) Erganzung der Input-Faktoren 1. Ordnung (Ressourcenausstattung der Akteure) um komplexe Interventionen sowie den aktiven Kontext (Input-Faktoren 2. Ordnung), die (2) beide in der Throughput-Phase moduliert werden, (3) die Erweiterung des Outcome um die Perspektive der Populationen und (4) eine Ruckkopplung von Output und Outcome auf die Input- und Throughputebene. Die „doppelte Komplexitat“ von Intervention und Kontext mit ihrer Wechselwirkung im Rahmen des Throughput steht im Zentrum dieser Anpassung, denn die Interventionen sind meist hochgradig kontextsensibel, und der komplexe Kontext gleichermasen wirkungsstark und in seiner Auspragung schlecht zu antizipieren. Improvement Science und Implementation Research stellen Forschungsrichtungen dar, die zum einen die Verbesserungsperspektive, zum anderen die Umsetzungsperspektive auf Organisations- und Systemebene betreffen und daher fur die Versorgungsforschung von groser Wichtigkeit sind. Die politische Ebene stellt bei der Verbesserung und Umsetzung von komplexen Interventionen einen sehr wichtigen Kontextfaktor dar. Da die Politik als potenter Nachfrager von Versorgungsforschungsergebnissen auftritt und gleichzeitig Finanzmittel zur Verfugung stellt, ist eine weitere Stabilisierung der methodischen Standards und ein Ausbau der wissenschaftlichen Strukturen der Versorgungsforschung notwendig.
Details
- ISSN :
- 14394421 and 09413790
- Volume :
- 78
- Database :
- OpenAIRE
- Journal :
- Das Gesundheitswesen
- Accession number :
- edsair.doi...........5503d1d2937225b34b00cba68e748140
- Full Text :
- https://doi.org/10.1055/s-0042-116230