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S3-Leitline der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e. V. (DGHO), der Arbeitsgemeinschaft 'Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin' der Deutschen Krebsgesellschaft (ASORS) und der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung (AKE)

Authors :
S. C. Bischoff
J. Körber
H. J. Herrmann
R. Fietkau
E. Hütterer
E. Holm
I. Schmid
J. Arends
M. Horneber
H. Bertz
Source :
Aktuelle Ernährungsmedizin. 40:e1-e74
Publication Year :
2015
Publisher :
Georg Thieme Verlag KG, 2015.

Abstract

Fragestellung: Bei Tumorpatienten fuhren sowohl erkrankungs- als auch therapieassoziierte Belastungen haufig zu einer Mangelernahrung. Zentrale klinische Probleme sind eine unzureichende Nahrungsaufnahme, eine Einschrankung der korperlichen Aktivitat und Mobilitat sowie katabole metabolische Veranderungen im Sinne einer systemischen Inflammationsreaktion, die oft gemeinsam vorliegen. Diese Leitlinie soll evidenzbasierte Empfehlungen zur Erkennung und ggf. multimodalen Behandlung von Ernahrungs- und Stoffwechselstorungen bei Tumorpatienten geben. Methodik: Es wurden eine systematische Literaturrecherche sowie eine Handsuche zu Literatur uber Ernahrungs- und Stoffwechelstorungen bei Tumorpatienten durchgefuhrt. Die Ergebnisse wurden in einer interdisziplinaren Arbeitsgruppe aus Arzten, Ernahrungswissenschaftlern und Diatassistenten diskutiert und bewertet. Auf dieser Basis wurden von der Arbeitsgruppe Empfehlungen erarbeitet, die auf der Konsensuskonferenz am 18. und 19. Oktober 2013 vorgestellt, diskutiert, z. T. modifiziert und verabschiedet wurden. Ergebnisse: Die Leitlinie enthalt 48 Empfehlungen zur klinischen Ernahrung in der Onkologie. Zur fruhzeitigen Erfassung von Ernahrungsstorungen sollen valide Screeningverfahren eingesetzt und bei Auffalligkeiten im Screening durch ein gezieltes Assessment erganzt werden. Grundsatzlich soll eine ausreichende Energie- und Eiweiszufuhr gesichert werden. Hierzu eignen sich die Linderung ernahrungsrelevanter Symptome sowie ein der individuellen Situation angemessener Einsatz professioneller Ernahrungsberatung inkl. oraler bilanzierter Diaten (Trinknahrungen), Sondenernahrung bzw. intravenoser Ernahrung. Jede Ernahrungsbetreuung sollte zum Aufbau der Muskelmasse von bewegungstherapeutischen Masnahmen begleitet werden. Bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung konnen medikamentose Substanzen zur Steigerung des Appetits, zur Vergroserung der Muskelmasse und zur Minderung der Inflammationsreaktion erwogen werden. Wahrend einer Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich ist fruhzeitig der Einsatz von Trinknahrungen und ggf. einer Sondenernahrung in Betracht zu ziehen, um den Energiebedarf zu sichern und eine Unterbrechung der Bestrahlung zu verhindern. Wahrend einer medikamentosen Tumorbehandlung gilt analog, dass eine ausreichende Nahrungszufuhr gesichert werden soll, ggf. unter Anwendung einer enteralen und/oder parenteralen Nahrungszufuhr. Nach kurativer Tumorbehandlung werden regelmasige korperliche Aktivitat sowie eine die Bedarfsdeckung nicht ubersteigende Energiezufuhr empfohlen. Abhangig von der Erkrankungsprognose sollte auch bei unheilbar kranken Tumorpatienten auf eine ausreichende Nahrungsaufnahme geachtet werden, wahrend in der Sterbephase die Zufuhr von Nahrung und Flussigkeit allein symptomorientiert erfolgen soll. Schlussfolgerung: Durchgehende Aufmerksamkeit fur mogliche Ernahrungsstorungen sowie eine der jeweiligen Situation angemessene Ernahrungsbehandlung sollen Teil der Supportivbetreuung jedes Tumorpatienten sein, um die Korperreserven, die Therapietoleranz, den Erkrankungsverlauf und die Lebensqualitat gunstig zu beeinflussen.

Details

ISSN :
14389916 and 03410501
Volume :
40
Database :
OpenAIRE
Journal :
Aktuelle Ernährungsmedizin
Accession number :
edsair.doi...........3a627caf9cee59cc373040ae86049c6d
Full Text :
https://doi.org/10.1055/s-0035-1552741