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Psychische Belastung und die Akzeptanz von gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen bei Jugendlichen

Authors :
Klaus Wölfling
Michael Dreier
Eva M. Klein
Kai W. Müller
Manfred E. Beutel
Source :
PPmP - Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie. 67:152-160
Publication Year :
2017
Publisher :
Georg Thieme Verlag KG, 2017.

Abstract

Vor dem Hintergrund der steigenden Anzahl von Jugendlichen mit Migrationshintergrund an der deutschen Bevolkerung war das Ziel der vorliegenden Studie die psychische Belastung bei Jugendlichen mit direktem, indirektem und ohne Migrationshintergrund in einer reprasentativen Schulerbefragung zu beschreiben und zu vergleichen. Die Auspragungen von gewaltlegitimierenden Mannlichkeitsnormen (GLMN) wurden im Zusammenhang mit psychischen Problemen analysiert. Insgesamt wurden 8 518 Schuler und Schulerinnen im Alter von 12 und 19 Jahren aus verschiedenen Schulformen hinsichtlich ihrer selbsteingeschatzten psychischen Belastung in internalisierenden und externalisierenden Problembereichen und ihrer Einstellung zu gewaltlegitimierenden Mannlichkeitsnormen befragt. Unter den Jugendlichen hatten insgesamt 27,6% einen Migrationshintergrund, 5,8% davon einen direkten und 21,8% einen indirekten Migrationshintergrund. Insbesondere Jugendliche mit direktem Migrationshintergrund berichteten ofter von internalisierenden und externalisierenden Problemen, jedoch waren die Unterschiede im Vergleich zu Jugendlichen mit indirektem oder ohne Migrationshintergrund gering. Es zeigte sich eine soziale Benachteiligung von Migranten und Migrantinnen im Bildungssystem, von dem jene der 1. Generation vermehrt betroffen waren. Mannliche Jugendliche stimmten gewaltlegitimierenden Mannlichkeitsnormen (GLMN) bedeutend ofter zu als weibliche Jugendliche. Hohere Auspragungen fanden sich unter Hauptschulern und -schulerinnen sowie unter Jugendlichen, welche von regelmasigen Tabak- und Cannabiskonsum berichteten. Die Akzeptanz von GLMN war bei jugendlichen Migranten und Migrantinnen, insbesondere mit direktem Migrationshintergrund, hoher ausgepragt als bei Jugendlichen ohne Migrationsgeschichte. GLMN kann als ein Einstellungskonstrukt verstanden werden, welches in hoher Auspragung in Zusammenhang mit externalisierenden psychischen Belastungen steht und als mogliche Kompensation von Perspektivlosigkeit und sozialer Benachteiligung verstanden werden kann.

Details

ISSN :
14391058 and 09372032
Volume :
67
Database :
OpenAIRE
Journal :
PPmP - Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie
Accession number :
edsair.doi...........1777b9959d77fd9043e853a72f76d449