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Breit oder Punktförmig? Zu den Gegenwartsdiagnosen Gumbrechts und Rosas.

Authors :
Reheis, Fritz
Source :
Oxford German Studies; Sep2017, Vol. 46 Issue 3, p275-286, 12p
Publication Year :
2017

Abstract

In den Zeitdiagnosen des Literaturwissenschaftlers Hans Ulrich Gumbrecht und des Soziologen Hartmut Rosa wird das Besondere unserer Gegenwart durch ihr Verhältnis zur Zeit bestimmt. Auf der Ebene der Symptome sehen beide das ziellose Getrieben-Sein als dominantes Lebensgefühl der Gegenwart. Was die Bewertung dieser Symptome betrifft, so sind beide zwar skeptisch in Bezug auf die Chancen der Selbstreflexivität des Menschen, begründen diese Skepsis aber sehr unterschiedlich. Gumbrecht betont die Zirkularität des Bewusstseins und bezeichnet deshalb die Gegenwart als ‘breit’, Rosa betont die Situativität, was — um bei Gumbrechts Raum-Metapher zu bleiben — die Gegenwart zu einer punktförmigen werden lässt. Dass wir uns die Gegenwart jedenfalls nicht mehr als linear zwischen Vergangenheit und Zukunft eingebunden vorstellen können, darin sind sich beide einig. In den praktischen Konsequenzen dieser Diagnosen stoßen jedoch Welten aufeinander: Gumbrecht spricht sich für die individuelle Suche nach intensiven Präsenzerlebnissen aus, Rosa vor allem für eine Gesellschaft, die das menschliche Grundbedürfnis nach Resonanzerfahrungen ernst nimmt. Allerdings dürften die Erfahrungen der Präsenz und der Resonanz vielleicht doch nicht all zu verschieden sein. [ABSTRACT FROM PUBLISHER]

Details

Language :
English
ISSN :
00787191
Volume :
46
Issue :
3
Database :
Complementary Index
Journal :
Oxford German Studies
Publication Type :
Academic Journal
Accession number :
124434699
Full Text :
https://doi.org/10.1080/00787191.2017.1345432