Zweifel an einem Dogma: Hydrolyse äquatorialer Liganden von PtIV‐Komplexen unter physiologischen Bedingungen.

PtIV‐Komplexe gelten aufgrund ihrer hohen kinetischen Inertheit und der folglich reduzierten Nebenreaktionen mit Biomolekülen als die Zukunft der Platintherapeutika. In dieser Arbeit wurde unter physiologisch relevanten Bedingungen die Stabilität einer Reihe von PtIV‐Biscarboxylatokomplexen in wässriger Lösung untersucht. Entgegen des derzeitigen chemischen Kenntnisstandes zeigten (sogar in Zellkulturmedium und Serum) vor allem Oxaliplatin‐ und Satraplatinkomplexe eine schnelle äquatoriale Hydrolyse. Die gebildeten Hydrolyseprodukte unterscheiden sich besonders stark in ihrer Reduktionskinetik, einem entscheidenden Parameter für die Aktivierung von PtIV‐Medikamenten, welcher auch mit der zytotoxischen Effizienz der Verbindungen in der Zellkultur korreliert. Die Entdeckung, dass intakte PtIV‐Komplexe an äquatorialer Position hydrolysiert werden können, widerspricht dem Dogma hinsichtlich der allgemeinen kinetischen Inertheit von PtIV‐Verbindungen und muss beim Screening und der Entwicklung neuer platin‐basierter Krebsmedikamente berücksichtigt werden. [ABSTRACT FROM AUTHOR]