Salicaceen, insbesondere verschiedene Salix-Arten und ihre Hybride, sind weltweit typische Invasoren von Flusssystemen und können schwerwiegende Folgen für heimische Ökosysteme hervorrufen. An den Flüssen Patagoniens nehmen Weichholzauwälder, die von invasiven Salicaceen dominiert werden, an Häufigkeit, Fläche und Artenvielfalt deutlich zu. So beobachtet man entlang des Río Negro in Nordpatagonien eine Invasion verschiedener holziger Pflanzenarten, die in den letzten Jahrzehnten dramatisch angestiegen ist. Dominant hierbei sind die Weiden des Salix alba L. - Salix fragilis L. Komplex, ein Hybrid dieses Komplexes und Salix babylonica L. und Populus spp. Zusätzlich breiten sich in letzten den Jahren Elaeagnus angustifolia Willd. und Tamarix spp. aggressiv aus. Die vorliegende Doktorarbeit liefert Daten zu möglichen Auswirkungen dieser Invasion auf Salix humboldtiana Willd., die einzige heimische Baumart am Río Negro. Vegetative Reproduktion spielt besonders für Salix fragilis und ihre Hybride eine wichtige Rolle bei der Besiedelung neuer Habitate und ist wohl der wichtigste Grund für ihre erfolgreiche Invasion. Diese Hypothese wurde in der ersten Untersuchungsreihe in einem Gewächshausversuch zur vegetativen Reproduktionsfähigkeit der heimischen Weidenart (S. humboldtiana) und der invasiven Salicaceen (S. × rubens, ein S. babylonica Hybrid und Populus spec.) unter verschiedenen Gradienten der Bodenbeschaffenheit und Feuchte getestet (Chapter 2). Beide invasive Weidenhybride zeigten eine bessere Wiederaustriebsfähigkeit und wuchsen signifikant besser als S. humboldtiana und Populus spec. Sie hatten mehr lebende Stecklinge sowie mehr und längere Triebe unter allen getesteten Bedingungen und bildeten mehr Biomasse (über- und unterirdisch) aus. Nach Entfernung der gebildeten Biomasse von den Stecklinge wurde in einem nachfolgenden Experiment die Wiederaustriebsfähigkeit dieser Stecklinge gemessen. Erneut hatten die Stecklinge der invasiven Weiden eine bessere Austriebsfähigkeit und Wachstumsperformance. Diese Ergebnisse zeigen, dass invasive Weiden eine erfolgreichere vegetative Reproduktion als die heimische Weidenart haben und ein höheres Potenzial für ein Wiederaustreiben nach Störungen besitzen. Diese Eigenschaften scheinen ein zentraler Faktor für ihre erfolgreiche Invasion zu sein stellen gleichzeitig eine mögliche Bedrohung für S. humboldtiana durch Verdrängung dar. In einer weiteren Untersuchung wurden Analysen der Altersstruktur und Wachstumsperformance in gemischten adulten Waldbeständen auf Flussinseln durchgeführt (Chapter 3). Die ausgewerteten 20 Bestände hatten ein relativ geringes, aber einheitliches Alter (im Mittel < 15 Jahre), was auf gemeinsame Etablierungsereignisse aller erfassten Arten weist. Die Analyse der Wachstumsperformance (Grundfläche, Baumhöhe, Kronendurchmesser, Kronenansatzhöhe) in adulten Beständen zeigte, dass invasive Weiden und Pappeln durch ihre Konkurrenzstärke in der Lage sind, die heimische S. humboldtiana aktiv zu verdrängen: Im adulten Stadium besaßen die invasiven Weiden beispielsweise deutlich größere Grundflächen und Kronendurchmesser. Adulte S. humboldtiana konnte häufiger am mittleren Flusslauf nachgewiesen werden, während die invasiven Weidenhybride am Flussoberlauf häufiger waren. Dies deutet auf einen flussabwärts gerichteten Invasionsprozess hin. Um das Kokurrenzpotenzial von invasiven holzigen Arten (Salicaceen, Elaeagnus, Tamarix) gegenüber S. humboldtiana zu ermitteln, wurden Habitatmodelle für unterschiedliche Altersklassen (Keimlinge, junge und alte Vegetation) entwickelt (Chapter 4). Dabei sollten die ökologischen Nischen und Zusammenhänge zwischen Artvorkommen und abiotischen Bedingungen (z.B. Überflutungsdauer, durchschnittlicher Wasserstand, Strömungsstärke) identifiziert werden. Daten zu den Arten (Vorkommen/ Nichtvorkommen) und erklärenden Umweltvariablen wurden mit einem stratifiziert-randomisierten Stichprobendesign auf 167 Plots gesammelt. Die Umweltvariablen Überflutungsdauer, Kiesanteil und Ort (Ober- bzw. Mittellauf) konnten am besten das Vorkommen der Arten beschreiben. Für alle Altersklassen ergab sich eine starke Nischenüberlappung der invasiven Arten, insbesondere der nicht-heimischen Salicaceen, mit S. humboldtiana. Auf keinen Standorten konnte ausschließlich S. humboldtiana nachgewiesen werden. Zusätzlich wurden multispektrale Satellitenbilder des Flussoberlaufes aus den Jahren 1986 und 2003 ausgewertet (Chapter 5). Daraus geht hervor, dass in dieser Zeitspanne Weichholzauwälder ihre Verbreitung um fast 150% ausdehnten, was höchstwahrscheinlich an einer explosionsartigen Verbreitung der nicht-heimischen Arten lag. Die Ergebnisse dieser Doktorarbeit können wie folgt zusammengefasst werden: Invasive Weiden haben eine signifikant bessere vegetative Reproduktion und Wiederaustriebsfähigkeit und eine bessere Performance im adulten Stadium als die heimische Weidenart sowie eine starke Nischenüberlappung mit dieser. Diese Ergebnisse verdeutlichen das hohe Konkurrenzpotenzial von invasiven Salicaceen und eine daraus resultierende mögliche Unterdrückung und Verdrängung von S. humboldtiana., Species of the Salicaceae family, particularly Salix species and their hybrids, are typical invaders of river systems throughout the world with severe consequences for native ecosystems. Along Patagonian streams, riparian softwood forests structured by dominant invasive Salicaceae are increasing significantly in abundance, area and species diversity. The region of the Río Negro in northern Patagonia has been invaded by several woody plant species with a dramatical increase in the recent decades. The most dominant taxa are willows of the Salix alba L. - Salix fragilis L. complex, a hybrid of this complex and Salix babylonica L. and Populus spp. Additionally, Elaeagnus angustifolia Willd. and Tamarix spp. have been spreading aggressively in recent years. This thesis provides information on the possible consequences of these invasions for Salix humboldtiana Willd., the only native woody species along the Río Negro, due to interspecific competition and invasion development. Vegetative reproduction is especially for S. fragilis and its hybrids of great importance for the colonisation of new habitats and probably is the most important reason for their invasion success. In the first study (Chapter 2), a greenhouse experiment was conducted in order to assess the vegetative reproduction capacities of native and invasive Salicaceae (S. humboldtiana, S. × rubens Schrank, a S. babylonica hybrid and Populus spec.) under various soil composition and moisture gradients. The invasive willow hybrids showed better vegetative re-sprouting capacities and performed sinificantly better than S. humboldtiana and Populus spec. They developed more living cuttings as well as more and longer sprouts under all treatment combinations and they generated significantly higher above- and belowground biomass. After completely removing the shoot and root biomass of the cuttings re-sprouting capacities were evaluated in a second experiment. Again, the invasive willows had a superior re-sprouting ability and growth performance. These results demonstrate that invasive willows are able to establish more successfully by vegetative reproduction than the native willow and that they have a higher re-sprouting potential after disturbances. This ability in combination with the advantages of vegetative reproduction compared to generative reproduction seems to be the key factor for invasive success and, simultaneously, a potential threat for S. humboldtiana through out-competition. In a further approach (Chapter 3), age structure analyses were carried out which revealed that mixed adult forest stands are the results of joint establishment events with all Salicaceae taxa involved. The analysed 20 stands on islands had low mean ages