Hintergrund Das primäre Raynaud-Syndrom ist eine weit verbreitete Gefäßerkrankung, die die Lebensqualität der ansonst zumeist im Wesentlichen gesunden Betroffenen stark einschränkt. Bis heute sind die genauen Auslöser unklar, wobei von einer multifaktoriellen Genese ausgegangen wird. Für die Diagnostik, die zurzeit auf dem Ausschlussprinzip beruht, und die Therapie der Krankheit wäre es wichtig, die Pathogenese besser zu verstehen. Daher geht diese Studie der Frage nach, ob der Lipidstoffwechsel, speziell das LDL, in Zusammenhang mit dem primären Raynaud-Syndrom steht und möglicherweise ein ausschlaggebender Faktor für die Entstehung der Beschwerden ist. Ziel In dieser Arbeit soll beantwortet werden, ob es einen Zusammenhang zwischen erhöhten Blutfettwerten, insbesondere LDL, und dem primären Raynaud-Syndrom gibt. Des Weiteren soll mittels Kapillarmikroskopie nachgewiesen werden, ob die Patient*innen auffällige Muster bzw. Veränderungen aufweisen, die mit den erhöhten LDL-Spiegeln in Verbindung gebracht werden können. Methodik Bei dieser explorativen Datenanalyse umfasst das Patientenkollektiv 120 Patient*innen mit klinischem primären Raynaud-Syndrom. Diese hatten im Zeitraum von 2018 bis 2022 eine Erstuntersuchung auf der Raynaud Ambulanz im AKH Wien, die ein Anamnesegespräch, eine körperliche Untersuchung, eine Blutabnahme mit labordiagnostischer Auswertung, oszillographische Untersuchungsmethoden und eine Kapillarmikroskopie umfasste. Bei der statistischen Auswertung wurde die Korrelation der Lipidstoffwechselparameter mit den kapillarmikroskopischen Parametern analysiert. Ergebnisse Es zeigte sich, dass das grundsätzlich schlanke Patientenkollektiv erhöhte Cholesterin- und LDL-Werte aufwies. Darüber hinaus konnte die statistische Analyse einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem LDL-Spiegel und zwei kapillarmikroskopischen Veränderungen, den Torquierungen und den Dilatationen, nachweisen. Bei einem erhöhten LDL lag vermehrt die Kombination aus vorhandenen Torquierungen und fehlenden Dilatationen vor. Schlussfolgerung In Anbetracht der Ergebnisse lässt sich ein Zusammenhang zwischen erhöhten Blut-fettwerten und dem primären Raynaud-Syndrom vermuten. Auf welche Art der erhöhte Lipidstoffwechsel die peripheren Blutgefäße und deren vasospastische Aktivität genau beeinflussen könnte, sollte in weiterführenden Studien untersucht werden. Background Primary Raynaud's phenomenon is a widespread vascular disease that severely limits the quality of life of otherwise essentially healthy patients. To date, the exact triggers are unclear, although a multifactorial genesis is assumed. For diagnosis, which is currently based on the exclusion principle, and therapy of the disease, it would be important to better understand the pathogenesis. Therefore, this study investigates whether the lipid metabolism, specifically LDL, is related to primary Raynaud's phenomenon and may be a determining factor in the development of the symptoms. Objective The aim of this study is to answer the question if there is an association between elevated blood lipid levels, especially LDL, and primary Raynaud's phenomenon. Furthermore, capillaroscopy will be used to determine whether the patients show abnormal patterns or changes that can be associated with elevated LDL levels. Methods In this exploratory data analysis, the patient population included 120 patients with clinical primary Raynaud's phenomenon. These had an initial examination at the Raynaud ambulance at Vienna General Hospital from 2018 to 2022, which included a medical history interview, physical examination, blood draw with laboratory diagnostic evaluation, and capillaroscopy. Statistical evaluation analyzed the correlation of lipid metabolism parameters with capillaroscopic parameters. Results It was observed that the basically lean patient population had elevated cholesterol and LDL levels. Furthermore, statistical analysis demonstrated a clear correlation between LDL levels and two capillaroscopic changes, tortuosed and dilated capillaries. With elevated LDL, the combination of existing torsions and absent dilations was more prevalent. Conclusion In view of the results, an association between elevated blood lipid levels and primary Raynaud's phenomenon can be confirmed. The exact way in which an increased lipid metabolism might affect peripheral blood vessels and their vasospastic activity should be investigated in further studies.