Hintergrund: Voraussetzung für das klinische Verständnis in der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde ist die genaue Kenntnis der Anatomie. Dieses Fachgebiet beinhaltet besonders komplexe anatomische Strukturen wie etwa den Larynx und den Hals. Es wird ein hohes Maß an räumlichem Vorstellungsvermögen verlangt, um komplexe Krankheitsprozesse zu verstehen. Um diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden, greifen immer mehr Studierende zu Lernplattformen, welche die Anatomie dreidimensional darstellen. Erste Studien(34–36) zeigen bereits, dass Studierende, welche mit solchen Methoden lernen, signifikant effektivere Ergebnisse erzielten als Studierende, die traditionelle Lernmethoden nutzten. Häufig sind Lernplattformen mit dreidimensionaler Visualisierung nicht von Medizinern entwickelt und fehleranfällig. Daher ist es sinnvoll nicht auf Lernplattformen, welche aus kommerziellen Gründen am Markt sind, zu setzen, sondern an echten Patientenaufnahmen die Anatomie zu erlernen. Eine bereits in der Lehre der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz eingesetzte Methode ist Cinematic Rendering. Dies ist eine neuartige Software zur dreidimensionalen Visualisierung von Patientenaufnahmen, für welche keine zusätzliche Strahlenbelastung entsteht, da die Aufnahmen aus bereits vorhandenen Datensätzen errechnet werden können.(4, 5) Bei dieser Technik werden Photonenpfade aus allen möglichen Richtungen simuliert und mit HDR-Belichtungsprotokollen kombiniert. Eine von der Software kalkulierte Umgebungslichtabdeckung ermöglicht zudem eine realitätsgetreue Verschattung mit deutlich verbesserter Tiefenwahrnehmung.(4, 6) Nachteile von Cinematic Rendering-Aufnahmen sind die eingeschränkte Verfügbarkeit, die anspruchsvolle Bedienung und die langen Rechenzeiten. Methoden: In der Lehrveranstaltung „Grundlagen und interdisziplinäre Betrachtung der Erkrankungen des HNO-Bereichs“ an der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz wird erstmalig die Anatomie im HNO-Bereich mit dem Einsatz von Cinematic Rendering-Aufnahmen erläutert. Im Anschluss an die Vorlesung werden die Studierenden gebeten den Einsatz von Cinematic Rendering in der Lehre mittels eines Fragebogens zu evaluieren. Dabei sind dichotome Merkmale wie Geschlecht, Erfahrung mit Cinematic Rendering und Erfahrung im Bereich HNO anzugeben. Außerdem sind sechs Grundaussagen in einem Zahlenstrahl zu bewerten, welche unter anderem das räumliche Vorstellungsvermögen mit Hilfe von Cinematic Rendering und einen direkten Vergleich zu herkömmlichen CT-Aufnahmen beschreiben. Die in dieser Masterarbeit durchgeführte Studie soll die Wertigkeit von Cinematic Rendering als Bildgebung in der Lehre der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde untersuchen und den Studierenden einen Benefit durch den Einsatz von dreidimensionalen Bildern im Rahmen des Lehrmoduls „Grundlagen und interdisziplinäre Betrachtung der Erkrankungen des HNO-Bereichs“ an der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz ermöglichen. Die Ergebnisse werden mittels entsprechenden deskriptiven Verfahren wie die Berechnung des arithmetischen Mittelwerts und der Standardabweichung statistisch aufbereitet. Weiters werden die Grundaussagen auf mögliche Zusammenhänge in Abhängigkeit von Geschlecht, Erfahrung im Bereich der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Erfahrung mit Cinematic Rendering mittels Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman Rho ermittelt. Ergebnisse: Insgesamt nahmen 22 Medizinstudierende an der Vorlesung, in der im Anschluss die Wertigkeit von Cinematic Rendering evaluiert wurde, teil. Die Rücklaufquote der Evaluation liegt bei 100% (22/22). Die Studienteilnehmer haben ein Durchschnittsalter von 24,73 Jahren (± 3,14). Von den Teilnehmern sind 64,64% (14/22) weiblich und 36,36% (8/22) männlich. 27,27% (6/22) gaben an, Erfahrung mit Cinematic Rendering zu besitzen. Kein Studienteilnehmer (0/22) gab an, bereits Erfahrungen im Bereich HNO gesammelt zu haben. Alle der Grundaussagen erhalten im arithmetischen Mittel starke Zustimmung. Betrachtet man alle Bewertungen einzeln gibt es insgesamt nur zwei neutrale und eine negative Bewertung. Eine Verbesserung des räumlichen Vorstellungsvermögens durch Cinematic Rendering wird von 81,82% (18/22) und Cinematic Rendering als zusätzliches Hilfsmittel für ein besseres Verständnis von komplexen Krankheits-prozessen von 77,27% (17/22) der Studienteilnehmer mit starker Zustimmung beurteilt. Zwischen dem Geschlecht und der sechs Grundaussagen gibt es keine statistischen Zusammenhänge. Statistisch Tendenzen können in Abhängigkeit von bereits gemachter Erfahrung mit Cinematic Rendering jedoch gezeigt werden. Mit einem statistisch hohen Zusammenhang (ρ = 0,8 mit p = 0,02) wird bereits gemachte Erfahrung im Rahmen der vorklinischen, anatomischen Lehre an der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz und eine Verbesserung des räumlichen Vorstellungsvermögens von anatomischen Strukturen aus dem HNO-Bereich angegeben. Weiters gibt es deutliche Korrelationen zwischen bereits gemachter Erfahrung mit Cinematic Rendering und den beiden Grundaussagen „Cinematic Rendering hilft mir beim Verständnis von komplexen Krankheitsprozessen aus dem Fachgebiet HNO“ (ρ = 0,76 mit p = 0,02) und „Cinematic Rendering in der Lehre verbessert mein allgemeines Verständnis in dem jeweiligen Fachgebiet“ (ρ = 0,74 mit p = 0,02). Diskussion/Conclusio: Durch die Möglichkeit der dreidimensionalen Visualisierung von radiologischen Bilddaten, steigt auch das Interesse der Studierenden bezüglich der Implementierung von radiologischen Bildern in der Lehre.(91, 92) Es wurde bereits publiziert, dass der Einsatz von Cinematic Rendering-Aufnahmen in der Lehre hohe Beliebtheitswerte bei Studierenden hat.(95) Dies konnte auch in dieser Arbeit gezeigt werden. Eine weitere Erkenntnis ist zudem, dass Studierende, welche bereits in der Vorklinik Erfahrung mit Cinematic Rendering-Aufnahmen gemacht haben, den Einsatz in Bezug auf eine Erhöhung des räumlichen Vorstellungsvermögens, Verständnis von komplexen Krankheitsprozessen und den allgemeinen Einsatz von Cinematic Rendering in der Lehre tendenziell besser evaluierten als Studierende, die keine Erfahrung mit solchen Aufnahmen haben. Die Ergebnisse weisen stark daraufhin, dass eine frühe Implementierung dieser Technologie in der Lehre der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde den Studierenden einen Benefit in Bezug auf räumliches Vorstellungsvermögen ermöglicht und infolgedessen zu einem erhöhten Verständnis von komplexen Krankheitsprozessen führen kann. Generell muss erwähnt werden, dass bei den Ergebnissen dieser Studie nicht von statistischer Signifikanz gesprochen werden darf und die Ergebnisse begrenzte Aussagekraft besitzen. Durch die kleine Anzahl an Studienteilnehmer werden lediglich Tendenzen aufgezeigt. Diese Studie dient in erster Linie als Grundlage zur weiteren Hypothesengenerierung. Darüber hinaus sollen in Zukunft weitere Möglichkeiten für den Einsatz von Cinematic Rendering-Aufnahmen untersucht werden. Background: A prerequisite for clinical understanding in otorhinolaryngology is a precise knowledge of anatomy. This field of expertise includes particularly complex anatomical structures such as the larynx and the neck. A high degree of spatial imagination is required to understand complex disease processes. In order to meet these high demands, more and more students are turning to learning platforms that present anatomy in three dimensions. Studies(34–36) already show that students who learn with such methods achieve significantly more effective results than students who use traditional learning methods. Often, learning platforms with three-dimensional visualization are not developed by medical professionals and are prone to errors. Therefore, it makes sense not to rely on learning platforms that are on the market for commercial reasons, but to learn anatomy using real patient images. A method already used in teaching at the Medical Faculty of the Johannes Kepler University Linz is Cinematic Rendering. This is a new type of software for the three-dimensional visualization of patient images, for which there is no additional radiation exposure, as the images can be calculated from already existing data sets.(4, 5) In this technique, photon paths are simulated from all possible directions and combined with HDR exposure protocols. Ambient light coverage calculated by the software also enables realistic shadowing with significantly improved depth perception.(4, 6) Disadvantages of cinematic rendering-images are the limited availability, the demanding operation and the long computing times. Methods: In the course "Basics and interdisciplinary approach to diseases of the ENT area" at the Medical Faculty of the Johannes Kepler University Linz, anatomy in the ENT area is explained for the first time with the use of cinematic rendering images. After the lecture, the students will be asked to evaluate the use of cinematic rendering in teaching by means of a questionnaire. Dichotomous characteristics such as gender, experience with Cinematic Rendering and experience in otorhinolaryngology to be indicated. In addition, six basic statements are to be evaluated in a number line, which, among other things, describe the spatial imagination with the help of Cinematic Rendering and a direct comparison to conventional CT images. The study carried out in this master’s thesis is intended to investigate the value of cinematic rendering as imaging in the teaching of otorhinolaryngology and to enable students to benefit from the use of three-dimensional images as part of the teaching module "Basics and interdisciplinary approach to diseases of the ENT area" at the Medical Faculty of the Johannes Kepler University Linz. The results are statistically processed by means of appropriate descriptive procedures such as the calculation of the arithmetic mean and the standard deviation. Furthermore, the basic statements on possible correlations depending on gender, experience in the field of otorhinolaryngology and experience with cinematic rendering are determined by means of rank correlation coefficient according to Spearman Rho. Results: A total of 22 medical students took part in the lecture, in which the value of cinematic rendering was subsequently evaluated. The response rate of the evaluation is 100% (22/22). The study participants have an average age of 24.73 years (± 3.14). Of the participants, 64.64% (14/22) are female and 36.36% (8/22) are male. 27.27% (6/22) reported having experience with cinematic rendering. No study participant (0/22) reported having previous experience in otorhinolaryngology. All of the basic statements receive strong agreement in the arithmetic mean. If all evaluations are considered individually, there are only two neutral and one negative evaluation. An improvement of the spatial imagination through Cinematic Rendering is rated with strong agreement by 81.82% (18/22) and Cinematic Rendering as an additional tool for a better understanding of complex disease processes by 77.27% (17/22) of the study participants. There are no statistical correlations between gender and the six basic statements. However, statistical tendencies can be shown depending on previous experience with Cinematic Rendering. A statistically high correlation (ρ = 0.8 with p = 0.02) is indicated between experience gained in preclinical anatomical teaching at the Medical Faculty of the Johannes Kepler University of Linz and an improvement in spatial perception of anatomical structures from the ENT area. Furthermore, there are clear correlations between previous experience with cinematic rendering and the two basic statements "Cinematic rendering helps me to understand complex disease processes from otorhinolaryngology " (ρ = 0.76 with p = 0.02) and "Cinematic rendering in teaching improves my general understanding in the respective field" (ρ = 0.74 with p = 0.02). Discussion/Conclusion: The opportunity of three-dimensional visualization of radiological image data sets increases the interest of students in the implementation of radiological images in teaching.(91, 92) It has already been published that the use of cinematic rendering images in teaching has high popularity values among students.(95) This was also shown in this master’s thesis. A further finding is that students who had already had experience with cinematic rendering images in the preclinical teaching tended to evaluate their use better than students who had no experience with such images in terms of an increase in spatial awareness, understanding of complex disease processes and the general use of cinematic rendering in teaching. The results strongly suggest that early implementation of this technology in otorhinolaryngology teaching can benefit students in terms of spatial awareness and consequently lead to increased understanding of complex disease processes. In general, it must be mentioned that the results of this study are not statistically significant and the results have limited significance. Due to the small number of study participants, only tendencies are shown. This study primarily serves as a basis for further hypothesis generation. In addition, further possibilities for the use of cinematic rendering recordings are to be investigated in the future. eingereicht von Thomas Ziegler, BSc Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers Masterarbeit Universität Linz 2022