Die atlanto-axiale rotatorische Subluxation ist ein Krankeitsbild, das meist im Wachstumsalter von Kindern auftritt. Das klinische Erscheinungsbild äußert sich in einer Fehlhaltung des Kopfes (Torticollis) und kann zahlreiche Ursachen haben. Über das funktionelle Langzeitergebnis existieren bisher keine Daten. In einer retrospektiven Untersuchung wurden die Daten von 11 Patienten mit radiologisch gesicherter AARS analysiert, die im Zeitraum vom Januar 2002 – Januar 2014 am Universitätsklinikum Regensburg behandelt wurden. Die Einschlusskriterien waren ein Alter von 3–15 Jahren und eine radiologisch gesicherte AARS. Ausgeschlossen wurden Kinder mit einem kongenitalen muskulären Schiefhals, knöcherne Fehlbildungen, Trisomie 21, rheumatische Arthritis, psychische Erkrankungen und nicht einwilligungsbereite Studienteilnehmer. Es wurden retrospektiv alle klinische Daten, sowie die Bildgebung ausgewertet. Die Patienten wurden im Durchschnitt nach 4,3 Jahren zu einer Nachuntersuchung eingeladen, um klinische Langzeitergebnissen zu evaluieren. In der Nachuntersuchung, die aus einer körperlichen, manualtherapeutischen Untersuchung sowie Erhebung von Daten zur Lebensqualität bestand, konnten acht Patienten rekrutiert werden. Die Auswertung der klinischen Daten zeigte, dass acht von elf Patienten zunächst mit einer Basistherapie behandelt wurden und einen spontanen Heilungsverlauf ohne Reposition aufwiesen. Zwei Patienten hatten erst nach geschlossener Reposition in Narkose wieder eine regelrechte Artikulation zwischen C1 und C2. Bei einem Patienten war nach erfolgloser mehrmaliger geschlossener Repostion in Narkose, eine offene Reposition und dorsale Stabilisierung erforderlich. Das dabei eingesetzte Verfahren, der transversen Fadenfixation, ist ein neu enwickeltes Verfahren, das in diesem Fall erstmals angewendet wurde. In der Nachuntersuchung lag der Focus auf dem funktionellen Langzeitergebnis nach AARS. Diese wurden neben der üblichen körperlichen Untersuchung mittels einer strukturierten, manualmedizinischen Untersuchung der oberen HWS durchgeführt. Alle Patienten zeigten in der Bewegungsprüfung der HWS nach der Neutral-Null- Methode zufriedenstellende Werte für die Ventralflexion und Dorsalextension. Dagegen zeigte sich eine eingeschränkte Rotation bei drei Patienten. Schmerzhafte bewegungsabhänige Muskelverspannunngen im Verlauf des M. trapezius descendens gaben vier Patienten an. In der manualmedizinischen Untersuchung nach Bischoff, wies die segmentale und funktionale Untersuchung eine verminderte Rotation bei zwei Patienten auf, die als reversible segmentale rotatorische Bewegungseinsschränkung (Gelenksblockade) im Segment C1/C2 interpretiert werden kann. Unterstützt durch die Ergebnisse der schmerzhaften Provokation bei Rotation nach rechts, ist von einer vorliegenden Gelenkblockade von Atlas und Axis auszugehen. Betroffen war ein Patient (Nr.4) mit einer akuten AARS Typ 2 und einem Rezidiv nach zwei Tagen, welches erneut in Operationsnarkose reponiert und in einer Aspenkrawatte ruhig gestellt wurde. Der zweite Patient (Nr.7) hatte ebenfalls eine akute AARS Typ 1 nach Fielding und wurde konservativ ohne Reposition behandelt. Der operativ behandelte Patient zeigte sich in der Nachuntersuchung unauffällig, ohne Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. Aus Sicht der Behandler wird angenommen, dass sich die transverse Fadentransfixation gelockert hatte. Die Auswertung des Spine Tango Fragebogen (n=8) zeigte, dass drei Patienten geringfügige Schmerzen hatten, die sie als Beeinträchtigung im Alltag erlebten. Der überwiegende Teil zeigte sich umfassend beschwerdefrei. Die Lebensqualität wurden von allen Teilnehmern mit gut und sehr gut bewertet. Beim Auftreten eines kindlichen Torticollis, der länger als eine Woche besteht, sollte immer eine AARS ausgeschlossen werden. Schwerwiegende Folgen können bei frühzeitiger Dignostik und indizierter Therapie vermieden werden. Im Fall einer verzögerten Diagnosesicherung besteht die Gefahr einer Chronifizierung durch rezidivierende Subluxationen. Weitere negative Folgen einer AARS können eine dauerhafte Fehlhaltung des Kopfes, chronische Schmerzen und neurologische Schäden sein. Eine dauerhafte Korrektur ist bei Chronifizierung häufig nur mit einer operativen Versorgung (Fusion von C1/C2) zu erzielen. Das funktionelle Langzeitergebnis nach AARS kann als gut bis sehr gut eingeschätzt werden., Summary of Background Data: The Atlanto-axial rotatory subluxation condition can especially be found in children presenting the typical clinical symptom of torticollis. Treatment strategy for ARS remains controversial, since there is no consens for the algorithmic management. The importance of manual medicine concerning treatment has not yet been examined. There is not enough information about possible complications such as limited mobility of the spine, recurring pain and muscular tension. This study is the first study examining the impact of Manual Therapy and its functional outcome on the Atlanto-axial rotatory subluxation condition through a follow-up. Patients and Methods: It is a retrospective study of a group of children suffering from AARS. The data collected comprises sex, age, mechanism of injury, duration of diagnosis, rank in Fielding classification, treatment, two self-assessment questionnaires and a follow-up through manual examination. Between 2002 and 2014, eleven children with AARS have been identified. Their average age was 8.72 years. All patients were treated with a step-by-step guideline in order to achieve the anatomical atlanto-axial joint (AAJ). Nine of these eleven patients showed a spontaneous healing course under basic therapy. In two cases Closed Manipulation under general anesthesia followed by external immobilization was executed. The average follow-up period took 4.3 years. After a medical examination six of these eleven patients we treated with manual examination. Eight of these eleven patients filled in the self-assessment questionnaires. Result: AARS is a rare but serious complication. Most of the AARS show a spontaneous healing course. Early identification of any cervical complication and rapid diagnosis and management within one week is linked to good recurrence. Patients with a delayed diagnosis and treatment showed a complicated healing course with ristricted mobility and muscle tension.