1. Lässt sich die Antibiotikaverordnungspraxis im Krankenhaus durch hausinterne Richtlinien beeinflussen?
- Author
-
C. Lübbert, U. Schumacher, S. Stareprawo, J. Claus, G. Heeß-Erler, C. Fiebig, K. de With, D. Wilhelms, A. Kekulé, T. Klöss, and S. Moritz
- Subjects
Gynecology ,medicine.medical_specialty ,Practice patterns ,business.industry ,Guideline adherence ,medicine ,General Medicine ,business ,University hospital ,Antibiotic prescription - Abstract
Hintergrund: Krankenhausinterne Leit- bzw. Richtlinien sind im Rahmen des „Antibiotic Stewardship“ (ABS) ein wichtiger Baustein zur Steuerung der antiinfektiven Therapie. Wir untersuchten, ob ein Leitfaden die Verordnungspraxis beeinflusst. Methoden: Am Universitatsklinikum Halle (Saale) wurde ein Leitfaden fur die empirische antimikrobielle Therapie und mikrobiologische Diagnostik eingefuhrt. Wichtigste Ziele waren eine Reduktion des Verbrauchs von Drittgenerationscephalosporinen und Fluorchinolonen, eine Verringerung des Selektionsdrucks fur Enterokokken und multiresistente gramnegative Erreger sowie eine Abnahme der Clostridium difficile-Infektionen. Zudem wurde angestrebt, die mikrobiologische Probenentnahmefrequenz als Basis fur verbesserte Deeskalationstherapien zu optimieren. 12 Monate nach Einfuhrung des Leitfadens wurden Veranderungen des Antibiotikaverbrauchs, der Erreger- und Resistenzstatistik sowie der Blutkulturentnahmefrequenz untersucht. Ergebnisse: Der Verbrauch an Drittgenerationscephalosporinen (-18,6 %) und Fluorchinolonen (-9,8 %) war rucklaufig, bei jedoch gleichzeitigem Anstieg des Verbrauchs von Breitspektrum- und Intermediarspektrum-Penicillinen (+ 23,8 % bzw. + 37 %) sowie von Carbapenemen (+ 11,9 %). Das Gesamtvolumen verschriebener Antiinfektiva blieb unverandert. Die Zahl der Enterokokken-Isolate (-18,3 %) sowie der Clostridium difficile-Infektionen war deutlich rucklaufig (-26,3 %). Gramnegative Erreger, insbesondere ESBL-Bildner, wurden im Rahmen ausgeweiteter Screening-Untersuchungen haufiger nachgewiesen. Die Rate an Blutkulturen/1000 Patiententage blieb unbeeinflusst. Folgerung: Hausinterne Richtlinien fur die antiinfektive Therapie erscheinen als ein geeignetes Instrument, um das Verordnungsverhalten und den Selektionsdruck fur einzelne Erregergruppen zu steuern. Der Gesamtverbrauch an Antiinfektiva lies sich dadurch in unserer Untersuchung nicht nennenswert beeinflussen.
- Published
- 2014
- Full Text
- View/download PDF