Im Jahr 2016 jährte sich der Abschluss des Anwerbeabkommen zwischen dem ehemaligen Jugoslawien und Österreich zum 50. Mal. Ein Blick in Schulbücher und auf die hiesige Museenlandschaft verdeutlicht, dass die Migrationsgeschichte der Nachkriegszeit bislang nur einen marginalen Platz in der kollektiven Erinnerung einnimmt. Aus einer ferministisch-intersektionellen Forschungsperspektive fällt ins Auge, dass in Bezug auf die Geschichte der ,Gastarbeit‘ insbesondere Arbeitsmigrantinnen von diesem Ausschluss betroffen sind. Dabei machten etwa ein Drittel der Arbeitskräfte aus dem ehemaligen Jugoslawien Frauen aus. Anstelle des Bildes der aktiven Arbeiterin, dominiert das Bild der passiven Familiennachzüglerin bzw. der ,Pionierin der Moderne‘ in der kollektiven Erinnerung. In Bezug auf das ehemalige Jugoslawien sind diese eurozentrischen Zuschreibungen besonders unzutreffend, da diese Frauen aus einem sozialistischen Land gekommen waren. In den 60er und 70er Jahren waren sie deshalb ungleich stärker in den Arbeitsmarkt integriert, als dies in Österreich der Fall war. Meine Masterarbeit folgt der These, dass sich im defizitorieniterten ,Bild der Migratin‘ ein stabiles Repräsentationsmuster erkennen lässt, das auch in aktuellen Migrationsbewegungen beobachtbar ist. Insbesondere über das Bild ,der Migrantin‘ wird Fremdheit konstruiert. (vgl. Huth-Hildebrandt). Durch autobiografische Interviews mit Frauen, die als Arbeitsmigrantinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien in den 1970er und 1980er Jahren nach Österreich kamen, wurden bislang wenig gehörte weibliche Stimmen in den Diskurs um Geschichte, Arbeitsmigration und Erinnerung eingebracht, die mit den wirkmächtigen Repräsentationen brechen. Die Analyse zeigte ebenfalls, dass die stereotypisierenden Diskurse auch auf die persönliche Erinnerungen einwirken. Da die Sozialwissenschaften durch ihre Forschungszugänge selbst zur Stereotypisierung von Migrant_innen beigetragen haben, bildet die Frage der Selbstreflexion im Forschungsprozess ebenfalls einen zentralen Aspekt der Arbeit. Zur Auswertung der Daten wurde der biographische Zugang Dausiens (1996) mit Clarkes Situationsanalyse (2012) verbunden, um die Reflexion machtvoller Praktiken und insbesondere meine eigene Verortung darin, methodisch in der eigenen Arbeit zu verankern., 2016 marked the 50th anniversary of the labour recruitment treaty between Austria and former Yugoslavia. When looking into schoolbooks and the range of museums in Austria, it becomes obvious that work migration from 1945 until now only plays a marginal role in the collective memory of Austria. What catches a feminist and intersectional eye is the fact that first and foremost women are affected by this exclusion. Although women made up one third of former work migrants from former Yugoslavia to Austria they are remembered in a rather passive manner: namely in terms of catch-up-development and family reunification. These eurocentric stereotypes are particularly incorrect when it comes to women from former Yugoslavia. Having grown up in a socialist country, they were more integrated in the formal labour market, as it was the case for Austrian women during the 1960s and 1970s. In my thesis I follow the observation that otherness is constructed via ,the picture of the migrant woman‘. This is a stable pattern of representation which also applies to current migration flows. (See Huth-Hildebrandt) So far sparsely heard voices, exemplified by the stories of two women who came to Austria as working migrants in the 1970 and 1980s disrupt powerful representations regarding work migration, women and memory in the context of ,guestwork‘ migration. Analysis of the material also showed how the stereotypical representations can affect the individual memory of the former work migrants. As the social sciences themselves contributed to the formation of stereotypes among migrant women, self-reflection in the research process is an important part of this thesis. Therefore I combined the autobiographical approach of Dausien (1996) with Clarke‘s situational analysis (2012), in order to make reflection a methodological corner stone of this thesis.