War das 'riot(ing)' nach dem Tod des Schwarzen Jugendlichen Michael Brown in Ferguson/USA die "Language of the Unheard" oder ein bloßer "Criminal Act"? Protest ist ein Indikator für soziale Konflikte und ein wichtiger Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Aber wann ist welche Form des Protestes legitim? Julika Mücke untersucht aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive wie die Legitimation von rioting als ein Repertoire verschiedener Protestformen, die zum Teil die Grenzen legaler Handlungen überschreiten, im Kontext von Protesten gegen Rassismus diskursiv ausgehandelt wird. Am Beispiel der Ereignisse in Ferguson/USA 2014 nach dem Tod von Michael Brown arbeitet sie verschiedene diskursive Bedeutungskonstruktionen von 'riot(ing)' und deren (De-)Legitimationen in aktivistischen und massenmedialen Öffentlichkeiten heraus. Hierdurch werden die Reaktualisierung rassistischen Wissens, die Problematisierung von Rassismus als gesellschaftliches Machtverhältnis, aber auch ein Bruch mit dem bis dahin hegemonialen postrassistischen Diskurs verdeutlicht und im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen in den USA reflektiert., 1 Einleitung ..... 11 1.1 Untersuchungsgegenstand und zentrale Begriffe ..... 13 1.2 Fragestellung, empirisches Vorgehen und Ziele der Arbeit ..... 17 1.3 Forschungsfelder und theoretische Bezugspunkte ..... 19 1.4 Forschungsstand und wissenschaftliche Relevanz der Arbeit ..... 22 1.5 Selbstreflexive Wissenschaftspraxis als Forschungshaltung ..... 30 1.6 "A Movement not a Moment": Der Tod von Michael Brown und die anschließenden Ereignisse in Ferguson ..... 40 1.7 Aufbau der Arbeit ..... 50 2 Theoretische Ausgangspunkte: Wissen, Diskurs, Macht und Rassismus – Anschlüsse an die Wissenssoziologie, Michel Foucaults Diskurstheorie und rassismustheoretische Ansätze ..... 55 2.1 Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit: Wissenssoziologische und diskurstheoretische Grundannahmen als Ausgangspunkt der Forschung ..... 56 2.1.1 Wissenssoziologische Grundperspektive: Wissen, kollektive Wissensvorräte und gesellschaftliche Wirklichkeitskonstruktionen ..... 57 2.1.2 Diskurstheoretische und dekonstruktivistische Perspektive der Arbeit: Anschlüsse an Michel Foucault ..... 62 2.1.3 Legitimation: Eine wissenssoziologischdiskurstheoretische Annäherung ..... 70 2.2 Rassismustheoretische Ausgangspunkte der Arbeit: Rassismus als diskursive (Wissens-)Praxis und gesellschaftliches Machtverhältnis ..... 74 2.2.1 Wissen, Macht, Rassismus: Arbeitsdefinition von Rassismus ..... 75 2.2.2 Rassismus als diskursive Praxis: Repräsentation, Differenz und Diskurs in Anschluss an Stuart Hall ..... 86 3 Gesellschafts-historische Kontextualisierung: Rassismus als umkämpftes Phänomen – Konjunkturen des Rassismus und antirassistischer Proteste in den USA ..... 95 3.1 White supremacy und die Erfindung von race: Zu Formen und Kontinuität von Rassismus in den USA vom 16. bis zum 20. Jahrhundert ..... 97 3.1.1 Das 18. Jahrhundert: Amerikanische Revolution und Rassismus im Licht der Aufklärung ..... 99 3.1.2 Das 19. Jahrhundert: Neue rassistische Stereotype, Bürgerkrieg, Reconstruction und Jim-Crow-Ära ..... 101 3.1.3 Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts: Lynch-Ära und Great Migration ..... 105 3.2 Der Kampf gegen Rassismus ab Mitte des 20. Jahrhunderts: Städtische Aufstände, Bürgerrechtsbewegung und Black Liberation in den USA ..... 107 3.2.1 Riot(ing) als US-amerikanisches Protestrepertoire ..... 112 3.2.2 Zwischen riot(ing), Bürgerrechtsbewegung und Rassismus: Politische Strategien und staatliche Maßnahmen in den 1960er Jahren ..... 116 3.3 Das 21. Jahrhundert: Der Mythos der postethnischen Gesellschaft als neue Form des Rassismus, die Proteste in Ferguson und Black Lives Matter als antirassistische Gegenbewegung ..... 121 3.3.1 Antirassistische Gegenbewegungen: Black Lives Matter als Sichtbarmachung von polizeilichen Todesschüssen und strukturellem Rassismus ..... 124 3.3.2 Protest gegen Rassismus: Protestformen der Black-Lives-Matter-Bewegung ..... 130 3.3.3 Zusammenfassung: Rassismus als umkämpftes Phänomen ..... 133 4 Protest, Medien, (Gegen-)Öffentlichkeit ..... 137 4.1 Protest, Medien und (Gegen-)Öffentlichkeit: Begriffsdefinitionen und Zusammenhänge ..... 138 4.2 Öffentlichkeitstheoretische Perspektive zur Analyse von Protest gegen Rassismus: Anschlüsse an Elisabeth Klaus' Drei-Ebenen-Modell ..... 149 4.2.1 Das Drei-Ebenen-Modell von Öffentlichkeit nach Elisabeth Klaus ..... 152 4.2.2 Von Black Media, Black Twitter und Black Lives Matter: Teil- und Gegenöffentlichkeiten im Drei-Ebenen-Modell ..... 156 4.3 Protest, Medien und Öffentlichkeit im Kreislauf der Kultur: Anschlüsse an die Cultural Studies ..... 161 4.3.1 Der Kreislauf der Kultur: Protest(formen), Medien und Öffentlichkeit ..... 163 4.3.2 Modifikation des Kreislaufs der Kultur unter Einbezug des Drei-Ebenen-Modells von Öffentlichkeit nach Elisabeth Klaus ..... 169 5 Protest, Formen und (De-)Legitimation: Überlegungen zur Konzeptionierung von rioting als Protestrepertoire ..... 175 5.1 Unkategorisierbar? Zur wissenschaftlichen Bearbeitung von riot(ing): Eine theoretische Annäherung ..... 176 5.2 Zur Rolle von Gewalt im Kontext von (De-)Legitimationen von Protest(formen) und deren Kategorisierung ..... 200 5.2.1 Gewalt: Zu Debatten und Definitionen im Kontext von Protest und sozialen Bewegungen ..... 201 5.2.2 Zur Wiedervergesellschaftung von Konflikten: Ein kritischer Blick auf den Begriff Gewalt und seine Funktionen ..... 213 5.3 (De-)Legitimationsressourcen von Protest: Zusammenhang von Form und Inhalt ..... 223 5.4 Zwischenfazit und Vorschlag für ein Analysemodell der diskursiven Bedeutungskonstruktion von riot(ing) als Protest gegen Rassismus ..... 235 6 Methodisches und empirisches Vorgehen im Forschungsprozess ..... 245 6.1 Methodisches Vorgehen: Das Programm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse ..... 245 6.2 Forschungsdesign: Die Analyse von zwei diskursiven Teilöffentlichkeiten ..... 255 6.3 Empirisches Vorgehen: Vom Diskursereignis zum Korpus – vom Kode zur analytischen Interpretation ..... 261 6.3.1 Die massenmediale Teilöffentlichkeit: Materialauswahl, Korpusbildung und analytisches Vorgehen ..... 266 6.3.2 Die aktivistische Teilöffentlichkeit: Leitfadeninterviews, Feldzugang, qualitatives Sample und analytisches Vorgehen ..... 270 6.4 Zur Strukturierung der Ergebnisdarstellung und formalen Struktur des Diskurses ..... 281 7 'It's about racism!' Legitimationen von riot(ing) durch Problematisierungen von Rassismus als strukturelles und gesamtgesellschaftliches Problem im Kontext des Todes von Michael Brown ..... 287 7.1 Struktureller Rassismus als zentrales Problem und Inhalt der Proteste ..... 289 7.1.1 Deutungsmuster 1: Polizeigewalt als systematische und rassistische Praxis – Protest als Sichtbarmachung des Werts Schwarzen Lebens ..... 291 7.1.2 Deutungsmuster 2: Diskursive Verhandlung von strukturellem Rassismus im Kontext gesellschaftspolitischer Ordnungen ..... 315 7.1.3 Deutungsmuster 3: Historische Kontinuitäten rassistischer Machtverhältnisse – Kolonialismus, Sklaverei und white supremacy ..... 333 7.2 Die Sprache der Ungehörten: Bedeutungskonstruktionen von riot(ing) im Kontext der Problematisierung von Rassismus als strukturelles und gesamtgesellschaftliches Problem ..... 344 8 'It's not about racism!' Delegitimationen von riot(ing) durch die Unsichtbarmachung, Relativierung und Negierung von Rassismus im Kontext des Todes von Michael Brown ..... 357 8.1 'Schwarze Kriminalität', Chaos und Angst in Ferguson als zentrale Probleme ..... 360 8.1.1 Deutungsmuster 1: 'It's about criminality!' Negierung von Rassismus durch die Problematisierung 'Schwarzer Kriminalität' ..... 362 8.1.2 'It's about (racial) fear!' Relativierung von Rassismus durch die Problematisierung von Angst ..... 380 8.1.3 'It's about disorder!' Unsichtbarmachung von Rassismus durch die Problematisierung fehlender Ordnung und Sicherheit im öffentlichen Raum ..... 386 8.2 Bedeutungskonstruktionen von riot(ing) als Gewalt und Kriminalität ..... 391 9 'It's (not) about violent protest!' Diskursive Deutungskämpfe über die Gewaltförmigkeit von Protest im Kontext des Todes von Michael Brown ..... 397 9.1 Umkämpfte Problematisierungen: Diskursive Aushandlungen über 'guten' und 'schlechten' Protest sowie der Definition von Gewalt ..... 400 9.1.1 Deutungsmuster 1: Deutungskonflikte um die Problematisierung gewalttätiger Proteste und der Frage nach dem Erfolg der Protest(bewegung) ..... 401 9.1.2 Deutungsmuster 2: Die Gewalt der Polizei – das militärische Auftreten und Verhalten der Polizei als Gefahr für den (friedlichen) Protest ..... 437 9.1.3 Deutungsmuster 3: Gewalttätig sind die Verhältnisse und nicht der Protest – rassistische Einhegung von Protest durch die Klassifikation als Gewalt ..... 452 9.2 Bedeutungskonstruktionen von riot(ing) im Kontext der Klassifikation von friedlichem und gewalttätigem Protest ..... 467 9.2.1 Delegitimierende Bedeutungskonstruktionen von riot(ing) durch die Klassifikation in friedlichen und gewalttätigen Protest ..... 469 9.2.2 Legitimierende Bedeutungskonstruktionen von riot(ing) durch die Problematisierung von Gewalt als rassistisches Machtverhältnis und narrative Gegendeutungen zur Problematisierung gewalttätiger Proteste ..... 477 10 Zusammenfassung und Reflexion der empirischen Ergebnisse ..... 487 10.1 Riot(ing) als Protest gegen Rassismus? Zur diskursiven Aushandlung der inhaltlichen Ebene im Kontext der städtischen Aufstände in Ferguson 2014 ..... 492 10.1.1 Die inhaltliche Ausgestaltung der drei identifizierten Interpretationsrepertoires ..... 492 10.1.2 (Rassifizierende) Repräsentationen im Diskurs um die städtischen Aufstände in Ferguson ..... 504 10.2 Riot(ing) als Protestrepertoire? Zur diskursiven Aushandlung der Form von Protest entlang der Klassifikation von Gewalt im Kontext der städtischen Aufstände in Ferguson 2014 ..... 509 10.3 Legitim oder nicht? Bedeutungskonstruktionen und Diskursstrategien zur (De-)Legitimation von riot(ing) im Kontext der städtischen Aufstände in Ferguson 2014 ..... 514 11 Fazit ..... 523 12 Literaturverzeichnis ..... 537 13 Anhang ..... 575 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ..... 575 Materialverzeichnis (Zeitungsartikel) ..... 578