Vorgestellt wird der Versuch einer präziseren Datierung des Erdwerks von Heilbronn-Klingenberg “Schlossberg” am mittleren Neckar. Die angewendete Methode empfiehlt sich als Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen zur Datierung und Belegungsdauer anderer Michelsberger Erdwerke des späten 5. bis frühen 4. Jahrtausends calBC. Vom Erdwerk von Klingenberg wurden in den Jahren 1986–1987 zwei Abschnittsgräben ausgegraben, die einen Lößsporn abriegeln, Spuren einer Palisade innerhalb des inneren Grabens, in beiden Gräben Reste einer verbrannten Holzkonstruktion, zahlreiche Gruben innerhalb wie auch außerhalb der Gräben, und in diesen Befunden zahlreiche Deponierungen von Hunden. Wenige Spuren einer vor-grabenzeitlichen Belegung datieren nach MK II und MK III/IV, doch fanden die Aktivitäten am Platz hauptsächlich während MK V/Munzingen statt. Der chronologische Ansatz kombiniert die detaillierte archäologische Befundinformation mit 14C-Datierungen aus sorgfältig ausgewählten Proben – verwendet wurden ganz überwiegend verkohltes Getreide, und Tierknochen, die anpassend oder einem Teilskelett zuweisbar sind – mit dem statistischen Filter nach dem Satz von Th. Bayes.\ud \ud Für eine absolute Datierung der MK II Aktivitäten standen keine Proben zur Verfügung. Die Beprobung zweier MK III/IV Gruben legt deren Datierung in das 40.–39. Jh. cal BC nahe. Die Aktivitäten während MK V/Mz setzen dann ganz am Ende des 39. bzw. zu Beginn des 38. Jhs. cal BC ein. Entgegen der zuvor veröffentlichten Interpretation der Belegung des Platzes, ist anzunehmen, dass die Hauptaktivitäten erst mit der Anlage des Erdwerks begannen, beide Gräben dürften in zeitlich dichter Folge oder zeitgleich angelegt worden sein. Darauf folgte die Anlage von Gruben im Innenraum des Erdwerks, ab dem frühen 38. Jh. cal BC. Wohl nach wenigen Jahrzehnten wurden dann auch Gruben außerhalb des Grabensystems angelegt, in der Mitte des 38. Jhs. cal BC. Das Ende der Nutzung beider Gräben dürfte in die Mitte des 37. Jhs. cal BC fallen, sie wurden wohl zeitgleich aufgegeben, nach dem Brandereignis, das die sie begleitenden Konstruktionen zerstörte. Die Anlage von Gruben außerhalb der Gräben dürfte ab diesem Zeitpunkt geendet haben; im Innenraum könnten nach diesem Ereignis noch einige Gruben angelegt worden sein. Insgesamt ist mit MK V/Munzingen Aktivitäten über 120–150 Jahre zu rechnen. Alternative Modelle hierzu werden diskutiert.\ud \ud Erörtert werden lokale und überregionale Auswirkungen dieser Datierungsansätze, sowie Umstände, unter denen das Erdwerk wohl erbaut und dann wieder zerstört wurde, die Bedeutung für die Keramikchronologie der MK, und die allgemeine Entwicklung der Erdwerke der MK und anderer Regionen.\ud \ud Abstract\ud \ud This paper presents an attempt to establish more precise dating of the Michelsberg enclosure of Klingenberg-Schlossberg in the Neckar valley. The approach used is advocated as the basis on which to explore the timing and duration of other Michelsberg enclosures of the later fifth–earlier fourth millennium cal BC. Excavated extensively in 1986–1987, the Klingenberg enclosure has two ditches across a loess promontory, traces of a palisade inside the inner ditch, remains of burnt superstructure in both ditches, numerous pits both inside and outside, and numerous dog remains. There are some signs of pre-enclosure occupation in the MK II and III/IV phases, but the bulk of activity belongs to the MK V/Munzingen phase. A formal chronological approach combines the detailed archaeological information from the excavation with radiocarbon dates on carefully selected samples, here mainly charred cereals or articulated or articulating animal bones, in a Bayesian statistical framework.\ud \ud No samples were found to date MK II activity. Samples for two MK III/IV pits suggest a date in the 40th–39th centuries cal BC. MK V/Mz activity began at the very end of the 39th and the start of the 38th century cal BC. Unlike in the previously published interpretation of the sequence, this activity probably began with the construction of the enclosure, both ditches being dug either together or in very quick succession. This was followed by pits inside the enclosure, from the earlier 38th century cal BC. Probably after a few decades, pits began to be dug outside the enclosure, in the middle part of the 38th century cal BC. Both ditches probably went out of use in the mid-37th century cal BC, probably simultaneously, after the burning of the rampart between them, and the ending of the external pits could be of the same date; the internal pits might have continued a little longer. A duration of 120–150 years for MK V/Mz activity is estimated. Alternative models are considered.\ud \ud The local and wider implications of these formal date estimates are discussed, topics covered including the circumstances in which the enclosure may have been constructed and those in which it ended, the chronology of MK pottery, and the wider development of MK and other enclosures.