Zu den Grundannahmen des Toyota-Produktionssystems und – von dort ubernommen –zu den tragenden Saulen des Konzepts Ganzheitlicher Produktionssysteme (GPS) gehort die Uberzeugung, dass einmal (z. B. durch Kaizen-Workshops) erreichte Verbesserungen nur dann Bestand haben, wenn sie zum allgemeinverbindlichen Standard erklart werden. Deshalb wird bereits bei 5 S-Kampagnen (oft der Einstieg zur GPS-Einfuhrung) sehr darauf geachtet, dass das Ergebnis ein definierter, visualisierter und fur allgemein verbindlich erklarter Standard (z. B. fur die Anordnung von Arbeitsmitteln, die Haufigkeit der Grundreinigung etc.) ist. Der nachste Schritt auf diesem Weg der „Standardisierung als Grundlage fur die Verbesserung“ ― ist die (in der Toyota-Herangehensweise stets unter Beteiligung der Beschaftigten, aber auch oft mit gezielter Steuerung durch Experten erfolgende) Beschreibung und Festlegung von Standard-Arbeitsablaufen. Die meist sehr detaillierten Festlegungen zur Abfolge der Arbeitsschritte, zur Anordnung der Arbeitsmittel, zur Ausfuhrung der Bewegungen und zur Prufung des Arbeitsergebnisses fuhren besonders in der variantenreichen Einzel- und Kleinserienfertigung zu erheblichen Problemen im Umgang mit den externen und internen Flexiblitatserfordernissen. Gleichzeitig fuhren diese als zu starr empfundenen Standards zu erbeitspolitischen Konflikten, weil die Beschaftigten die engen Vorgaben als Schritt in Richtung Dequalifizierung und (auf die Dauer) als Risiko fur ihre Eingruppierung empfinden. Im Kapitel wird mit dem Konzept der stabil-flexiblen Standards ein Ausweg aus diesen Schwierigkeiten beschrieben:Stabil-flexible Standards geben klare Orientierung uber die Ziele (Was?) und uber die dabei masgeblichen Prinzipien und Vorgehensweisen (Wie?), verzichten jedoch uberall dort auf detaillierte Festlegung von Einzelaktivitaten und Operationen, wo das „Wie?“ angesichts der Fachkompetenz der Arbeitenden auch durch eine Abfolge von Tatigkeiten (als stabil-flexiblen Elementen des Arbeitsablaufs) hinreichend genau definiert werden kann. Gewonnen wird so Reproduzierbarkeit (Stabilitat) des „Was?“ und des „Wie?“ bei situativer Flexibilitat des „Was genau?“ und „Wie genau?“