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In der Ausund Weiterbildung zum Psychotherapeuten gilt es landlaufig als Standard, Selbsterfahrung (Eigentherapie, Selbstreflexion) einzubeziehen. Diese Praxis wurde spatestens zu Beginn der modernen Psychotherapie, also gegen Ende des letzten Jahrhunderts etabliert und ist seitdem bei den meisten Psychotherapieansatzen fester Bestandteil der beruflichen Weiterbildung. Zugrunde liegt die Einschatzung, dass Therapeutinnen, die ihre Patienten und Klientinnen im Rahmen von Psychotherapien und Beratungen zu Veranderungen anleiten, dies auf dem Wege leisten, eine problemuberwindende Selbsterfahrung/Selbstreflexion anzubahnen. Daher benotigen sie selbst der Selbsterfahrung. Damit soll vor allem verhindert werden, dass Psychotherapeuten ihre Anvertrauten mit eigenen, unbewussten bzw. unverarbeiteten Problemen belasten.

Dieser Beitrag erkundet in Anlehnung an zeitgenossische erkenntnis- und systemtheoretische Auffassungen Sinn und Nutzen des Konzepts „Problem“ (bzw. „Problemsystem“) als Ausdruck fur ein interaktionelles, sprich systemisches Geschehen fur die klinische Praxis im psychosozialen Bereich. Er tragt Grundzuge einer Sichtweise zusammen, wonach das „Hervorbringen“ (s. unten) klinischer Probleme (sonst Symptome oder psychische Krankheiten genannt) nicht als bloses, noch so geschultes Konstatieren angeblicher Fakten, sondern als Aktivitat eines Klinikers1 betrachtet wird, die auf diesen zuruckverweist und ihn daher unvermeidlich mitdefiniert.

Die nun folgenden Uberlegungen nahmen ihren Ausgang nach einem Gesprach mit meiner Arbeitskollegin, Eva-Maria Spiller, im Anschlus an eine von ihr durchgefuhrten Therapiestunde mit einem magersuchtigen Madchen. Beim gemeinsamen Nachdenken uber den gerade erlebten therapeutischen Prozes stiesen wir auf das wohl zentralste Konzept zur Beschreibung menschlichen Zusammenlebens, vermutlich gar allen Zusammenlebens: das Konzept des Liebens. Unser zunachst spielerischer Umgang mit diesem Konzept und dessen Implikationen fur unsere Arbeit verdichtete sich dann in weiteren Gesprachen mit Ludger Diekamp zunehmend zu einem theoretischen Vorschlag. Als theoretisches Modell erschien dieser Vorschlag geeignet, unsere Erfahrungen mit anorektischen Madchen und ihren Familienangehorigen mit Erkenntnissen psychologischer und psychiatrischer Forschung aus systemischer Sicht zu integrieren. Es beschrankt sich allerdings auf die Magersucht der Adoleszenzjahre, wie sie sich mir aus der Perspektive meines Arbeitskontextes, namlich einer Universitatsklinik fur Kinder- und Jugendpsychiatrie, nach 15 Jahren des klinischen Umgangs mit vielen auf je eigener Weise magersuchtigen Madchen (und ihren Familien) darstellt. Insofern, als sie somit ein spezifisches Phanomen unserer Beobachtung beinhaltet, ist hier die Rede von unserer Magersucht. Nach allem mir Bekannten durfte sie aber nicht allzu unahnlich den entsprechenden Phanomenen sein, die andere Kliniker unter diese Bezeichnung einordnen. Ich grenze hier die Adoleszenzmagersucht von anderen klinischen Zustanden ab, bei denen die Nahrungsverweigerung eher Begleitphanomen eines anderen Geschehens ist, etwa bei Depressionen und bei intentionalen Masnahmen z. B. zur Durchsetzung bestimmter Ziele, zumal diese vermutlich ein anderes operationales Verstandnis voraussetzen.

As an applied science, psychotherapy has grounded its concepts and methods to a great extent upon the contemporary prevailing understandings of man and nature in the basic sciences. During the last decades it has additionally incorporated the concepts of self-organization, cybernetics, and systems theory and their epistemological and ontological consequences into its conceptual repertoire. This paper gives a succinct account of the historical development of paradigms in psychotherapy by reconstructing step-by-step the introduction of systemic thinking into this field. Then, it presents an outline for a clinical theory that intends to interrelate the different aspects entailed in clinical (psychotherapeutic) work into a comprehensive whole that is sparing enough to provide for practicability. The paper ends by briefly presenting the results of first outcome studies made within this conceptual perspective that suggest its efficiency.

The difference in process and outcome of two therapies conducted by the author with families having a “psychotic” adolescent is considered. Attention is paid to the fact that in one case the client was regarded theoretically as an “opponent” and in the other as a “partner.” It is concluded that the contention thatthe therapist must decide whether to be influential or cooperative arises from a logical confusion by failing to recognize that therapy cannot be anything other than cooperation.

A summary presentation of the historic development of systemic therapy as the follow-up to family therapies, with the usage of new metatheoretical thinking from the constructivist point of view is followed by a description of the material theoretical conditions of this psychotherapeutic approach, with particular consideration for the theories of cognition and autopoiesis by Chilean biologist Humberto Maturana as well as the sociological system theory according to German sociologist Niklas Luhmann. This is followed by an understanding of interaction systems with respect to the theory of therapy, as developed by the author – the member concept, as well as a system-theoretical adequate conceptualisation of psychical systems. The work ends with a short presentation of the implementation of the described theoretical concepts in systemic therapy practice.

Dieser Beitrag erkundet in Anlehnung an zeitgenossische erkenntnis- und systemtheoretische Auffassungen Sinn und Nutzen des Konzepts „Problem“ (bzw. „Problemsystem“) als Ausdruck fur ein interaktionelles, sprich systemisches Geschehen fur die klinische Praxis im psychosozialen Bereich. Er tragt Grundzuge einer Sichtweise zusammen, wonach das „Hervorbringen“ (s. unten) klinischer Probleme (sonst Symptome oder psychische Krankheiten genannt) nicht als bloses, noch so geschultes Konstatieren angeblicher Fakten, sondern als Aktivitat eines Klinikers1 betrachtet wird, die auf diesen zuruckverweist und ihn daher unvermeidlich mitdefiniert.