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Die festgestellten Veranderungen der Informationsstruktur der Rechnungslegungsadressaten bei Wechsel des Rechnungslegungssystems lassen noch keine Ruckschlusse daruber zu, ob Einzel- und Konzernabschlusdaten aus Sicht der Anteilseigner borsennotierter Konzernspitzen ein Informationswert beizumessen ist, und erlauben somit noch keine Uberprufung der Untersuchungshypothesen H1-H4. Daher wird nachfolgend untersucht, ob einzelne Kennzahlen des Einzel- und Konzernabschlusses bei isolierter Betrachtung zu einer verbesserten Einschatzung unternehmensspezifischer Aktienrenditeentwicklungen nach Veroffentlichung der Rechnungslegungsdaten fuhren. Die anhand jeder Kennzahl vorzunehmende Einschatzung wird mit Hilfe der univariaten linearen Diskriminanzanalyse durchgefuhrt.

Mit der folgenden empirischen Untersuchung wird eine Beurteilung der Rechnungslegungsvorschriften des HGB 85 aus der Sicht der Anteilseigner borsennotierter Konzernspitzen angestrebt.

Am 19.12.1985 wurden im Zuge der EG-weiten Harmonisierung des Gesellschaftsrechts die vierte EG-Richtlinie (Bilanzrichtlinie), die siebente EG-Richtlinie (Konzernbilanzrichtlinie) und die achte EG-Richtlinie (Pruferrichtlinie) durch das Bilanzrichtlinien-Gesetz (BiRiLiG) in deutsches Recht umgesetzt.1 Dadurch ergaben sich auch fur vorher gemas AktG 65 zur Rechnungslegung verpflichtete Unternehmen z.T. erhebliche Anderungen hinsichtlich der einzelgesellschaftlichen, insbesondere aber der konzernbezogenen jahrlichen Rechnungslegung.2

Mit der vorliegenden Arbeit wurden die auch zehn Jahre nach Umsetzung der vierten und der siebenten EG-Richtlinie immer noch strittigen Fragen, ob nach HGB 85 aufgestellten Einzel- und Konzernabschlussen ein Informations- und Prognosewert beizumessen ist und ob Konzernabschlusdaten einen hoheren Informationswert als Einzelabschlusdaten aufweisen, empirisch untersucht.

Der deutsche Gesetzgeber hat zwar umfangreiche Vorschriften zur einzelgesellschaftlichen und zur konsolidierten Rechnungslegung erlassen, konkretisiert aber nicht, welchem Zweck sie dienen sollen.1 Die in den §§ 264 Abs. 2, 297 Abs. 2 HGB 85 kodifizierten Generalnormen sind nicht prazise formuliert2 und enthalten zudem durch den Verweis auf die Grundsatze ordnungsmasiger Buchfuhrung einen Zirkelschlus.3 Die Kenntnis des Rechnungslegungszwecks ist aber nicht nur notwendig, um Auslegungsprobleme zu losen, sondern auch um zu beurteilen, ob einzelne Regelungen des Gesetzes zweckmasig sind.4

In der Europaischen Gemeinschaft ist seit den sechziger Jahren, gestutzt auf Art. 54 Abs. 3 g) des Rom-Vertrages, intensiv an der Harmonisierung der nationalen Rechnungslegungsvorschriften der einzelnen Mitgliedstaaten gearbeitet worden.1 Diese Bemuhungen fuhrten nach jahrelangen Diskussionen 1978 zur Verabschiedung der vierten EG-Richtlinie (Bilanzrichtlinie) und 1983 zur Verabschiedung der siebenten EG-Richtlinie (Konzernbilanzrichtlinie).2 Mit der Umsetzung der Richtlinien sollte innerhalb der Europaischen Gemeinschaft die Vergleichbarkeit und Gleichwertigkeit der Rechnungslegungsvorschriften bestimmter Gesellschaften und Unternehmenszusammenschlusse zum Schutz von Gesellschaftern und Dritten hergestellt werden.3