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Die Beschaftigung mit materialistischen Ansatzen in Bildungsforschung und Padagogik ist kein Unterfangen aus historischem Interesse allein, sondern vielmehr ein wesent licher Beitrag zur Analyse gegenwartiger Verhaltnisse in Gesellschaft(en) und Bildungssystemen. Angesichts einer gesellschaftlichen Realitat, in der gegenwartig deutlicher als noch vor einigen Jahrzehnten wird, dass Bildungspolitik in dieser Gesellschaftsformation Mittel in sozialen Konflikten – Klassenkampf – ist, stellt sich dies als notwendiger denn je dar. Vor dem Hintergrund der Kritik an falschen Autonomieannahmen burgerlicher Padagogik, damit an einer fehlenden bzw. unzureichenden Reflexion und Analyse gesellschaftlicher Produktions- wie Reproduktionsprozesse in ihrer Bedeutung fur Bildungssystem und Padagogik, bilden in vielfaltigen Beitragen vor allem der „new sociology of education“ (Wexler 1987; Sunker/Timmermann/Kolbe 1994) die Fragen nach Konstellationen im Verhaltnis von Gesellschaftsform und Bildungssystem, nach Vergesellschaftungsmustern und ihren Folgen fur Formen von Subjektivitat sowie nach Differenz wie Identitat von Padagogik und Politik den allgemeinen Rahmen materialistischer Ansatze. Dieser Rahmen umfast auch Strukturanalyse und Ideologiekritik (insbesondere von Begabungsideologie) sowie die Erarbeitung antikapitalistischer Ansatze von Bildungspraxis. Dabei bietet eine auf die Bildung aller ausgerichtete Perspektive gemeinsam mit der Entfaltung von allgemeiner Mundigkeit und Emanzipation das Ziel, das mit der Vorstellung einer „befreiten“ und „vernunftigen“ Gesellschaft verbunden ist (vgl. Sunker 2007).

Eine Analyse von Institutionalisierungsprozessen von ‚Bildung‘ macht sehr schnell deutlich, dass diesen soziale Ausschliesungsprozesse inharent sind, die ihren wesentlichen Charakter kapitalistischer Gesellschaftsform und differenten Klassenstrategien verdanken und wir dementsprechend Aufklarendes von P. Bourdieu erwarten konnen, wenn seiner Einschatzung gefolgt wird, dass nichts mehr Ahnlichkeit mit Religionskriegen habe als ‚schulische Querelen‘ oder Debatten uber kulturelle Belange.

Eine Vermittlung zwischen Kindheitsforschung und Bildungsforschung, in die Fragen der Konzeptualisierung von Kinderpolitik und Bildungspolitik eingelassen sind, steht spatestens mit den anhebenden Diskursen uber differente Semantiken von „Ganztagsbildung“ auf der Tagesordnung. Hat es hier doch um zweierlei zu gehen: zum einen um eine Kritik des herrschenden Bildungswesens, in dem Schule (mehrheitlich) keine Bildungsinstitution darstellt, und zum anderen um die Demokratisierung unserer Gesellschaft. Mit beidem wird die Bedeutung von Urteilskraft, Reflexivitat, Handlungsfahigkeit und politischem Bewusstsein der nachwachsenden Generationen fur eine qualifizierte Zukunftsfahigkeit herausgestellt, in die Individuelles und gesellschaftlich Allgemeines miteinander einhergehen. Zu bedenken ist dabei, dass zwar allen „ein gleiches Recht auf personliche Meinung zuerkannt wird, aber nicht allen die Mittel an die Hand gegeben werden, dieses formal universelle Recht auch wahrzunehmen“ (Bourdieu 2001: 89).

Henri Lefebvres mehrbandige Analyse erweitert die Analyse kapitalistischer Vergesellschaftungsweise hin zu dem Alltagsleben und damit zu den Erfahrungen und Lebensweisen der Mitglieder der kapitalistischen Gesellschaft. Vor dem Hintergrund changierender Entwicklungen des Alltagslebens, vor allem dessen Degeneration zur „Alltaglichkeit“ im Konsumkapitalismus, dabei die Kategorie der „Ambiguitat“ analytisch nutzend, rekonstruiert Lefebvre Prozesse des Zugriffs des Kapitals auf Raum und Zeit sowie Bewusstseinsformen, um Perspektiven der Uberwindung von Entfremdung, Verdinglichung in einer emanzipatorischen Qualitat fur das Leben aller Menschen jeweils historisch-konkret auszuloten.

From the early Frankfurt School through to the work of Manuel Castells, there has been a rich body of work on the cleavage between technological and social developments of the twentieth century in ...

Soziale Arbeit, die sich ihres politischen Mandats wie ihrer Instrumentalisierungsgefahrdungen bewusst ist, sollte sich aus den Fangen von letzteren befreien – dies im Interesse einer emanzipatorisch verstandenen, der guten Lebensqualitat aller dienenden Gesellschafts- wie Sozialpolitik. Der Text rekonstruiert Diskussionslinien aus Geschichte und Gegenwart der Profession wie Disziplin und entwickelt entsprechende Perspektiven.

Das historisch-systematische bildungsanalytische Werk Heydorns wird gelesen als Beitrag zur Kritik bisheriger Gesellschaftsformen ob ihrer Herrschaftsverfassungen. Dabei wird Heydorn in der praxisphilosophischen Tradition des Westlichen Marxismus verortet, der es um die Realisierung der 11. Feuerbachthese von Marx in emanzipatorischer Absicht mit der Perspektive einer Gesellschaft der Freien und Gleichen zu tun ist. Unterfuttert wird dies Vorgehen durch den Aufweis, dass Heydorn – im Anschluss an Hegel und Marx - Begriff und Realitat von „Bildung“ in einer historiographisch verfahrenden Weise entziffert, um gesellschaftliche Grundlagen wie Klassenstrategien im Verhaltnis von Bildung und Gesellschaft bestimmen zu konnen.

Heinz Sunker kommt 1948 in Schuttorf, wo er bis zum Wechsel nach Bentheim 1958 lebt, in der Grafschaft Bentheim zur Welt und ordnet seine Familie der calvinistisch aufgeklarten Mittelschicht, die in dieser Region im Faschismus das ‚Ruckgrat‘ der ‚Bekennenden Kirche‘ gebildet hat, zu. Das fuhrt von relativ fruher Kindheit an zu spannenden politischen Diskussionen in Familie und Gemeinde. Er macht im Herbst 1966 das Abitur in Ibbenburen und beginnt im Sommersemester 1967 Germanistik und Evangelische Theologie in Munster zu studieren.

Higher Education (HE) is a major determinant of economic and social development, and thus, many countries strive to remain competitive through relevant national education strategies. HE is also relevant for the production and reproduction of a social class system (Karabel, 2005) and it is mediated to realities and discourses on the knowledge society and knowledge capitalism (

Henri Lefebvre (1901–91), philosopher and sociologist, is, together with Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Walter Benjamin and Ernst Bloch, one of the most relevant representatives of the first generation in Western Marxism. His engagement with Marxism led him to analyse everyday life in post-war France in order to decipher the possibilities of, and chances for, real social change and not only the exchange of functional elites and dominant powers. His intention was to deal with Marx's critique of political economy and undergird it with the concrete elements of the life of the people. He extended the theoretical elements of Capital to the real experiences of the people. He took everyday life — rehabilitating it in the process — as the starting point for all other activities of human beings. Complementary to this, he reconstructed the philosophical tradition within his concept of metaphilosophy. Therefore we can speak of a mediation between a sociological and a philosophical task or challenge, which develops content and perspective for a revolutionary change of our society, i.e. a cultural revolutionary approach which means changing not only some social structures but all the conditions of human experience from an emancipatory perspective. This article reconstructs the analytical approach of Lefebvre, and discusses his foundations and aims in relation to how he developed the idea of cultural revolution.No knowledge of (global) society without critical knowledge of everyday life in the way it implants itself — with its organisation and its privatisation, with the organisation of its privatisation –in the middle of this society and its history. No knowledge of everyday life without critical knowledge of the (entire) society. (Lefebvre)

Walter Hornstein (1929–2012) gehort zu den „Grundungsvatern“ einer kritischen universitaren Sozialpadagogik nach 1945. Seine grundlegenden historisch wie systematisch ausgelegten Beitrage zu Jugendforschung und Jugendpolitik, Bildungs- und Sozialpolitik sowie zu Sozialpadagogik/Jugendhilfe, deren disziplinare wie professionelle Bedeutung sich retrospektiv deutlich erschliest, werden vorgestellt und gewurdigt.

Am Ende ihres gemeinsamen Schlusskapitels des Buches „Does Capitalism have a Future?“ aus dem Jahre 2013 – auf deutsch 2014 unter dem Titel „Stirbt der Kapitalismus?“ erschienen – schreiben die historischen Makrosoziologen I. Wallerstein et al., eine Demokratisierung in den letzten zweihundert Jahren sei wichtig fur die Sicherung „grostmoglicher“ Massenloyalitat der Menschen dem Kapitalismus gegenuber gewesen, habe aber mindestens drei Systemleistungen erfordert: „eine langjahrige Bildung, eine feste, gutbezahlte Beschaftigung und eine Altersversorgung“, erganzt durch „ein Dach uber dem Kopf“ (Wallerstein et al. 2014, S. 214).