Gesamtdissertation, Hintergrund: Neonatologische Intensivpatienten der Geburtsgewichtsklasse unter 1.500g haben ein hohes Risiko, eine nosokomiale Sepsis zu erwerben, und es ist bekannt, dass Gefäßkatheter in besonderem Maße zur Entstehung einer solchen Infektion beitragen können. Allerdings existieren bisher wenige Untersuchungen, die versucht haben, das Infektionsrisiko im Zusammenhang mit der Anwendung von peripheren Venenkathetern (PVK) und zentralen Gefäßkathetern (ZVK) vergleichend in dieser Patientengruppe zu untersuchen. Zielstellung: Im Rahmen dieser Untersuchung sollten folgende zwei Fragen beantwortet werden: (1) Im Zusammenhang mit welchem Gefäßkatheter treten die Sepsisfälle früher auf? (2) Wie unterscheidet sich das Sepsisrisiko bei Anwendung von ZVK und PVK? Methode: Zur Beantwortung der Fragen wurde zu den an der Komponente NEO- KISS des Krankenhaus-Infektions-Surveillance-Systems beteiligten neonatologischen Abteilungen Kontakt aufgenommen, und es wurde nachgefragt, in welchem Maße sie in der Lage sind, aufgrund ihrer Surveillance-Aufzeichnungen eine lückenlose Dokumentation zur zeitlichen Abfolge der Gefäßkatheter- Anwendung und dem Auftreten von Infektionen zu liefern. Diese Daten wurden dann mit einer Eingabemaske erfasst und statistisch ausgewertet. Dabei wurde eine Kaplan-Meier-Analyse durchgeführt, um die Zeit der Infektionsfreiheit bei Patienten mit PVK-, ZVK- und kombinierter Anwendung zu bestimmen. Außerdem erfolgte eine Cox-Regressionsanalyse, um die Risikofaktoren für das Auftreten der nosokomialen Sepsis zu ermitteln. Ergebnisse: Insgesamt konnten Daten von 1.908 neonatologischen Intensivpatienten der Geburtsgewichtsklasse < 1.500g aus 22 neonatologischen Abteilungen des Zeitraumes Januar 2000 bis Juni 2004 in die Analyse einbezogen werden. 378 Patienten hatten nur ZVK-Tage, 675 Patienten hatten ZVK- und PVK-Tage und 768 Patienten hatten nur PVK-Tage. Bei 87 Patienten wurde kein Gefäßkatheter angewendet. Von insgesamt 417 beobachteten nosokomialen Sepsisfällen (Inzidenz 21,9 %) waren 309 Gefäßkatheter-assoziiert. Die ZVK-assoziierte Sepsisrate betrug 11,4 und die PVK-assoziierte Sepsisrate 8,7 pro 1000 Gefäßkatheter-Tage. PVK-assoziierte Sepsisfälle traten signifikant früher auf als ZVK-assoziierte. Insgesamt existiert aber nach den Ergebnissen der Kaplan-Meier-Analyse ein signifikant höheres Risiko, während der ZVK-Anwendungen eine Sepsis zu bekommen, insbesondere bei den Patienten der Geburtsgewichtsklasse 500 bis 999g. Unter Berücksichtigung weiterer Variabeln als mögliche Risikofaktoren in der multivariablen Analyse ist das Infektionsrisiko bei PVK- und ZVK-Anwendung allerdings weitgehend identisch (Hazard Ratio 3,7 und 3,9). Weitere signifikante Risikofaktoren waren Geburtsgewicht, Gestationsalter, ZVK- Anwendung am ersten Tag und die jeweilige Abteilung. Schlussfolgerungen: Aufgrund des signifikanten Sepsisrisikos bei ZVK- und PVK-Anwendung ist es vor allem wichtig, die Indikation für die Anwendung der Gefäßkatheter insgesamt streng zu stellen und alle Präventionsmaßnahmen zu beachten. Die signifikanten Unterschiede zwischen den Abteilungen weisen darauf hin, dass abteilungsspezifische Charakteristika beim Umgang mit Gefäßkathetern, wie z.B. Hygienestandards bei der Anlage und Pflege eine Rolle spielen und in einzelnen Zentren noch ein Präventionspotential existiert. Das vermutete höhere Sepsisrisiko bei ZVK-Anwendungen im Vergleich zu PVK zeigte sich nach Adjustierung auf weitere Risikofaktoren nicht. Somit ist der wesentliche Faktor zur Vermeidung einer Sepsis die kritische Indikationsstellung und weniger die Auswahl der Katheter bzw. der Verzicht auf ZVK zu Gunsten eines PVK., Central and peripheral venous catheters as risk factors for bloodstream infections in very low birth weight infants Background: Very low birth weight infants (VLBW) have several risk factors relating to their immaturity and a depression of immune system. One of the most important complications is the nosocomial bloodstream infection (BSI). In comparison to adults, central (CVC) and especially peripheral venous catheters (PVC) are not well described as risk factors for BSI in VLBW. Objective: To describe the relationship between the use of CVC or PVC as a risk of BSIs in VLBW. Method: This analysis was performed within the neonatal component of the German national nosocomial infection surveillance system (KISS) which was established in 2000 and includes only patients, who were admitted to a participating neonatal department, had a birth weight (BW) below 1500g and a complete daily record of patient information. The following items were recorded: department, age at admission, birth weight, gestational age (GA), gender, multiple delivery, way of delivery, days until end of surveillance (discharge/death/reaching a weight of 1800g), CVC/PVC-days, days with intubation or CPAP (continuous positive airway pressure), days of antibiotic therapy and the development of a nosocomial BSI (diagnosis based on modified CDC definitions). Only surviving patients were included in the analysis. Cox regression models were used to determine the risk factors for the occurrence of nosocomial BSI. Results: A total of 1908 neonates from 22 neonatal departments were included. The median BW of all neonates was 1102g, the median GA 28 weeks. The median length of stay until the end of surveillance were 43 days. The average duration of CVC use was 9.2 days and 10.9 days for the PVC use. 309 (74.1%) of the total 417 nosocomial BSI were device (PVC or CVC) associated, the total catheter associated BSI rate was 10.0 per 1000 catheter days (11.4 CVC-ass. BSI/1000 CVC-days, 8.7 PVC-ass. BSI/1000 PVC-days). On average the first BSI occurred on the 13th day. The multivariate analysis identified the following independent risk factors for BSI: CVC was used within 2 days before developing BSI (odds ratio (OR) 3.9), PVC was used within 2 days before developing BSI (OR 3.7), lower BW categories compared to BW 1250-1499g (BW